47. Sonntäglicher Besuch

363 26 9
                                    

„Flooooo, jetzt sag schon, was es mit diesem kryptischen Rätsel auf sich hat!" Alexa sah mich fast schon wütend an und ähnelte in ihrer Mimik und Gestik dabei Neles Trotzausdruck, wenn man ihr nach fünf Keksen keinen weiteren mehr geben wollte, so sehr, dass ich nicht anders konnte als zu schmunzeln. Zugegebenermaßen sah man es den beiden aber auch sofort an, dass sie miteinander verwandt waren, weshalb wohl weder Alexa noch Nele etwas dafür konnten, dass sich sich teilweise so ähnelten. „Hat es was damit zu tun, dass du mit mir zu meiner Mum fahren willst?", hakte sie nach. Ich zuckte nur mit den Schultern und gab mich ahnungslos, während Alexa auf das kleine Puzzelteil blickte, auf dem ein Kälbchen abgebildet war. „Du weißt aber schon, dass unser Dorf nicht gerade aus Bauern besteht, oder?"

„Wer sagt denn, dass es was mit deiner Heimat zu tun hat?", entgegnete ich und genoss für einen Moment Alexas Verzweiflung. Es war toll, wenn ein Plan aufging und schließlich wusste ich ja, dass die Verzweiflung, die man ihr gerade so schön aus den Augen ablesen konnte, nur daher rührte, dass sie nicht auf des Rätsels Lösung kam. „Das sieht süß aus.", kam es von Nele, die gerade in die Küche marschiert war, um ein weiteres Plätzchen abzustauben und die ebenfalls das Kälbchen entdeckt hatte. „Hattest du nicht schon genug Süßzeug heute?", meinte Alexa dagegen ermahnend. Und da war es! Der gleiche Anflug von Trotz!

„Ich hatte erst drei.", entgegnete die Kleine, griff nach der Schüssel, nahm einen Stern mit pinken Zuckerstreusel heraus und verschwand in ihr Zimmer. Alexa seufzte. „Früher war sie nicht so aufmüpfig." Ich streichelte ihr kurz über den Rücken. „Dafür war sie früher aber auch schüchterner.", hielt ich dagegen, stand auf und ließ Alexa noch ein wenig über das Puzzel grübeln, während ich mir eine zweite Tasse Kaffe gönnte. Nach unserem ausgiebigen Frühstück war es langsam an der Zeit auch wieder etwas Sinnvolles zu tun, auch wenn diese Sinnhaftigkeit nur in einem aufgeräumten Desktop bestand und das lesen neuer Kommentare.

Es war Wochenende. Mittlerweile der dritte Advent und ausnahmsweise stand mal nichts auf dem Terminkalender, weil Alexa und ich und noch einmal Ruhe vor dem Weihnachtsstress gönnen wollten, was bedeutete, dass wir uns vermutlich abends nen chilligen machen würden, vielleicht einen Film gucken und irgendwann Arm in Arm wegdösen würden. Keine schlechten Aussichten also und um ehrlich zu sein, freute ich mich auch ein wenig, mal einen ganzen Tag in Jogginghose verbringen zu können.

Während Alexa in der Küche grübelte, Nele in ihrem Zimmer spielte und später Alexa zu nerven begann, weil ihr langweilig wurde, saß ich im Schlafzimmer am Schreibtisch, nippte ab und zu an meinem Kaffee und scrollte durch das Internet, bis es schließlich klingelte. „Flo, gehst du mal?", kam es vom hinteren Teil der Wohnung. Obwohl ich das Klingeln laut und deutlich vernommen hatte, war ich doch einen Moment sitzen geblieben. Heute stand wie gesagt nichts an. Kein Treffen mit Freunden, kein Besuch von Neles Kindergartenkameraden und auch die Postmitarbeiter hatten heute ausnahmsweise einmal ausschlafen dürfen. Wer also stand da vor unserer Wohnungstür?

Ich stand auf und rollte kurz mit den Schulter, um die Verspannung vom Sitzen ein wenig zu lösen, blickte durch den Türspion und war noch verwunderter über das Klingeln, als eh schon.

„Alexa, dein Dad steht vor der Tür.", meinte ich etwas verwirrt, ehe ich öffnete. Mich überkam unwillkürlich der Drang überkam, noch mal kurz zuzumachen, zurück ins Schlafzimmer zu gehen, um mich etwas ordentlicher anzuziehen, und  meine Haare zu kämmen, die kreuz und quer hingen, bevor ich mich den Blicken von Alexas Vater aussetzen würde. Kurz blickte ich auf meine Armbanduhr und hoffte, dass sie eine Zeit anzeigen würde, zu der mein Auftreten zumindest noch halbwegs gerechtfertigt war. Zehn vor zwölf... Naja fast. 

„Guten Morgen, Herr Herzog.", begrüßte ich Alexas Dad und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir doch ein wenig peinlich war so vor ihm zu stehen, doch der schmunzelte und trat ein. „Alexa da?" Ich nickte, als meine Freundin bereits - natürlich gefolgt von Nele- in den Flur kam. „Ist irgendwas passiert?", kam es von Alexa, noch ehe eine Begrüßung ihren Mund verließ.

„Ich dachte es war ausgemacht, dass ich Nele heute gegen Mittag abhole. Wir wollten doch auf den Weihnachtsmarkt.", meinte Albert, der sich durch seinen seit dem letzten Mal, das ich ihn gesehen hatte, noch bauschiger scheinenden Bart fuhr (Vielleicht lag es am Wetter, vielleicht aber auch daran, dass Sonntag war und ein träger Sonntag sich immer auf das Erscheinungsbild auswirkte, ob gewollt oder auch nicht). Ihn schien es nicht einmal im Ansatz zu wundern, dass Alexa und ich den Termin vollkommen verpeilt hatten. „Und Plätzchen backen!", meinte Nele, die sich als einzige daran zu erinnern schien und  bereits auf ihren Opa zu gerannt war, um sein Hosenbein zu umarmen, bevor sie hochgehoben wurde. Alexa fasste sich an die Stirn, blickte dann kurz zu mir, dann zu ihrem Vater: „Das hatte ich total vergessen..."

Ihr Vater schmunzelte. „Das hatte ich mir jetzt fast gedacht.", entgegnete er und zupfte an Neles Schlafanzug herum. „Wart, ich mach sie kurz fertig.", meinte Alexa, die immer noch etwas verschlafen wirkte, wenn auch vor allem deshalb, weil ihre Haare ein wenig zerzaust aussahen und ein bisschen Mascara von gestern unter ihren Augen hing. Mein Pandabär, schoss es mir schmunzelnd durch den Kopf.

„Kaffee?", bot ich freundlich in Richtung Herr Herzog an, als Alexa und Nele bereits im Kinderzimmer verschwunden sind. Albert nickte. „Und wie geht's mit Youtube?" Etwas an der Art, wie er Youtube aussprach, verdeutlichte so sehr, dass er nicht aus der Generation der Digital Nativs stammte. „Gut soweit.", meinte ich und im Großen und Ganzen hatte ich auch kein Grund mich zu beschweren. Es war zwar im Moment etwas stressig, aber wann war es das nicht? Der Kaffee vom Frühstück war dank Thermoskanne noch heiß und so war eine Tasse schnell befüllt und auf den Tisch gestellt. Zucker und Milch folgten. 

„Ach, ist das das Rätsel?", kam es von Herrn Herzog, der die Puzzelteile entdeckt zu haben schien. Ich nickte. „Hat ein paar Stunden gekostet und einiges an Nerven, aber ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden.", meinte ich und setzte mich mit einer eigenen Tasse Kaffee daneben. Der dritten für diesen Tag. „Und? Hat sie's schon erraten?", gab er ein wenig schadenfreudig von sich. Ich schüttelte den Kopf und grinste. „Glückwunsch.", gab Albert von sich, „Normalerweise ist Alexa sehr schnell in sowas." Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Würdest du mir vielleicht bei einem Artikel etwas helfen?" Ich legte meinen Kopf ein wenig schief und blickte ihn an. „Ein Artikel?", gab ich fragend zum Besten. Auf meiner Stirn bildeten sich Falten. Ich konnte ja nun bei wirklich vielem helfen, aber ob gerade ich der Richtige war, um einen waschechten Journalisten bei einem Artikel zu helfen, wagte ich zu bezweifeln. 

Albert nickte. „Seit der Sache mit dem Amoklauf in München wurde doch die Killerspieldiskussion wieder angeregt. Der Spiegel wollte deshalb das Thema Killerspiele bzw. eigentlich mehr allgemein die Gamerszene noch mal aufgreifen. Genres vorstellen, Erkenntnisse aus der Wissenschaft über die Auswirkung des „Zockens" zeigen, das Suchtpotential mancher Spiele wie CandyCrush aber auch World of Warcraft erklären und so weiter. Die ganze Ausgabe ist noch komplett in der Planungsphase und wird vermutlich nicht vor nächsten Sommer erscheinen." Mein Blick schien zu verraten, dass sich das ganze ein wenig zu sehr nach schlechter und vor allem Gamer schlecht dastehen lassender Bildpresse anhörte und Albert blieb mein Misstrauen natürlich nicht verborgen. „Keine Sorge, aus den Klischees sind wir mittlerweile heraus. Über die Killerspiele wurde, glaube ich, die letzten Jahre mehr als genug diskutiert.", versuchte er gegenzusteuern, „Konkret ginge es sowieso "nur" um ein Interview, wo alles ein wenig angeschnitten werden soll: Die Geschichte der Spiele, wie die Szene aufgebaut ist, warum manche Spiele zu Kultspielen werden, aber auch ob es eine Korrelation zwischen Amokläufen und Killerspielen gibt. Ich habe nicht vor daraus einen reißerischen Artikel zu machen oder der Debatte neuen Zunder zu geben. Ich würde es nur gerne anschneiden. Und da wärst du vielleicht eine gute Partie, weil du sowohl von den Jungen gehört wirst durch Youtube, dir aber auch die ältere Generation zumindest ein gewisses Fachwissen zutrauen dürfte mit deinem Psychologiestudium." 

----------------------------

Huhu meine lieben Layzys! 

Endlich gibt's wieder was Neues! :D UND: Die Story wird vermutlich doch noch etwas länger laufen als ursprünglich gedacht ;) 

Verzeiht es mir aber bitte, dass ich nicht mehr ganz so regelmäßig uploade. Mir geht's privat im Moment nicht ganz so gut durch verschiedenste Ereignisse. Dazu kommt, dass ich meine Arbeit für die Uni bald fertig haben muss und da bleibt wenig Lust bzw. Inspiration für die Geschichte übrig - leider. 

Trotzdem gibt's heute nicht nur dieses Kapitel sondern auch ein kleines Wort zur Burka (auf FF.de), das ich mal hier verlinkt habe :) Einfach mal vorbeischauen würde mich freuen :) Es sind auch die anonymen Reviews zugelassen, d.h. ihr könnt auch alle gerne euren Senf zur Debatte geben ^-^

LG Heide :x 

Adult Love (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt