Hermines Letztes Jahr

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Gut gelaunt stand Hermine am nächsten Morgen auf und zog sich an. Ginny lag in ihrem Bett, war blass und noch mitten im Tiefschlaf, gestern Nacht war es wohl noch länger geworden. Seufzend weckte Hermine sie auf, indem sie ihr die Decke wegzog.
„Aufstehen, Schlafmütze! Oder freust du dich etwa nicht auf eine Doppelstunde Verwandlung bei McGonagall?" Ginny brummte nur und drehte sich weg.

Etwas später machten die beiden sich auf den Weg in die große Halle. Ginny war recht schweigsam, aß aber dafür, dass sie noch am Abend zuvor so über ihre Figur gejammert hatte, eine sehr großzügige Menge. Nach dem Frühstück gingen die beiden zum Verwandlungszimmer, wo Ginny zwei Mal falsch abbiegen wollte. Den ganzen restlichen Vormittag sprach sie kaum und schien etwas distanziert. Beim Mittagessen sprach Hermine sie darauf an.
„Du, Ginny", meinte sie vorsichtig. „Ist irgendwas nicht okay zwischen dir und Harry?"
„Hm?" Ihre Freundin hob den Kopf und schluckte ihren Pudding herunter, bevor sie antwortete. „Nein, es ist nichts."
„Sicher? Du benimmst dich so komisch seit heute."
„Schlechter Tag", meinte die Rothaarige ausweichend und widmete sich wieder ihrem Essen. Aber Hermine wäre nicht Hermine, wenn sie sich mit so einer Antwort zufriedengeben würde, und da sie von Ginny nichts Weiteres erfahren würde, diese sich aber auch am Abend nicht wieder normal verhielt, beschloss sie, Harry eine Eule zu schicken und ihn zu fragen, ob irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen wäre. Statt also nach der Schule in die Bibliothek zu gehen, setzte sich Hermine in die große Halle und schrieb an ihren Freund.

Hallo, Harry!

Wie läuft deine Ausbildung zum Auror? Ich hoffe, du und Ronald nehmt sie ernst und lernt dafür – nur, weil ihr den dunklen Lord besiegt habt, heißt das nicht, dass ihr alles wisst. Berichte mir ruhig regelmäßig über deine Fortschritte, ich kann bestimmt in den Abschlussprüfungen davon profitieren.
Der eigentliche Grund warum ich dir schreibe, ist jedoch ein ganz anderer. Es geht um dein Treffen mit Ginny gestern. Hast du irgendetwas zu ihr gesagt, das sie falsch aufgenommen haben könnte? Seit heute Morgen verhält sie sich komisch. Ich weiß ja, dass du das Talent hast, in Fettnäpfchen zu treten, aber wenn zwischen euch wirklich ein Missverständnis vorliegt, solltest du das schnellstmöglich aus der Welt schaffen.

Grüß Ron und die anderen Weasleys von mir.

Hermine

In der Eulerei traf sie Ginny, die wohl auch gerade dabei war, einen Brief zu verschicken. Als Hermine eintrat, versteckte die Weasley diesen jedoch hastig hinter ihrem Rücken und grinste gequält.
„Hermine, was machst du denn hier?", fragte sie nervös.
„Dasselbe wie du, einen Brief versenden", gab sie zurück und trat einen Schritt näher. „An wen schreibst du denn, dass es so geheim ist?"
Ginny lief rot an und stotterte etwas Unverständliches. Schließlich ließ Hermine mit einem Seufzen von ihr ab und band einer Eule ihre Nachricht an Harry ums Bein. Wäre es nicht Ginny, um die es ging, hätte sie vermutet, sie schrieb einem Jungen, aber Mine wusste, dass ihre Freundin ganz versessen nach Harry war und sich niemals nach einem anderen umsehen würde, solange sie mit ihm zusammen war..
Die Rothaarige rührte sich nicht vom Fleck, bis Hermine die Eulerei verlassen hatte und prompt in Snape hineinlief, der mit wehendem Umhang durch die Gänge eilte. Wütend richtete er sich wieder auf, klopfte seinen Umhang ab und funkelte die Hexe an, die mit dem Hintern auf dem Boden gelandet war.
„Passen Sie doch auf wo Sie hingehen, Granger", fauchte er und schritt an ihr vorbei in die Eulerei. Hermine verkniff sich einen wütenden Kommentar und rappelte sich ebenfalls auf. Man hätte denken können, Snape wäre freundlicher geworden, nach allem, was er für Harry auf sich genommen hatte, aber Hermine hatte den Eindruck, dass er sie und ihre Freunde nur noch gemeiner behandelte. Ständig zog er Gryffindor grundlos Punkte ab, und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand von ihnen unfairer Weise eine Strafarbeit verrichten musste. Dies sollte auch schon bald passieren. Und jetzt ratet mal, wer dieser jemand war.