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Die Wolken ziehen sich langsam am Himmel zu und es beginnt dunkler zu werden. Ein Schauer nähert sich dem Stadtrand und ich bin froh, dass ich meinen Regenschirm dabei habe. Innerhalb weniger Augenblicke platzt der Regen über mir hinein. Ich halte Ausschau nach einem Unterschlupf, aber weit und breit nichts dergleichen in Sicht, abgesehen vom Wald. Sofort fällt mir ein trockener Ort ein. Mein Ort. Ohne weiter darüber nachzudenken mache ich mich auf den Weg durch die unübersichtlichen hohen Bäume und Sträucher. Diesen Weg bin ich so lange nicht mehr gegangen, dennoch erinnere ich mich an jeden einzelnen Stein, an dem ich vorbeilaufe. Nach einer Gefühlen Ewigkeit an Fußweg später bin ich an meinem Ziel angekommen. Ich bin am Boden zerstört, als ich sehe, dass nichts mehr ist wie es war. Ich lasse den Regenschirm fallen, die Tränen stehen mir in den Augen und ich gehe langsam auf die alte, eingestürzte Holzbrücke zu. Das war meine Brücke und nun muss ich ansehen, wie mein Projekt zerstört ist. Das Projekt, bei dem mein Vater geholfen hat es zu verwirklichen. Es war das letzte, was ich von ihm hatte. Das letzte, was mich an ihn erinnerte. Ich sehe die Bilder vor meinen Augen, wie wir herum alberten, wie wir jeden Nagel gemeinsam in das Holz schlugen, das wir vorher selbst gesammelt haben, wie wir zusammen auf dieser Brücke saßen, als unser stolzes Werk endlich fertig war... Ich stehe direkt davor und reiße Absperrband ab und betrete die übrig gebliebenen Holzteile. Ich stehe dort und lasse den Regen auf mich prasseln. Ich bin in Gedanken total vertieft, sodass ich nicht mitbekomme, wie sich jemand nähert und dem Klatsch nassen Mädchen auf der eingestürzten Holzbrücke ihren quietsche gelben Regenschirm hinhält.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 18, 2016 ⏰

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