Flynn sieht uns mitfühlend an.
„Ein Vorschlag. Ted ist doch mit Grace und Carrick ab nächster Woche in Urlaub. Warum unternehmt ihr nicht in diesen sechs Wochen etwas getrennt voneinander."
Christian schnaubt. „Was soll das denn ändern?"
Schnauben kann er prima, denke ich sarkastisch.
Flynn blickt ihn müde an. „Wenn es nichts ändert, dann ist es doch auch egal, ob ihr es macht. Probiert es. Gebt euch eine Auszeit. Du erdrückst Ana."
Er schüttelt den Kopf und sieht mich lange an.
„Was meinst du?"
Er fragt mich. Jetzt fragt er. Mir ist es egal. Ich glaube eh nicht, dass wir das noch hinbiegen können. Unsere Ehe hängt am seidenen Faden. Was soll eine sechswöchige Trennung da schon noch bewirken?
„Probieren wir es eben, Christian. Was haben wir zu verlieren?"
Ich höre selbst, wie müde und emotionslos ich klinge. Keiner von uns glaubt noch daran, dass wir es schaffen können. Das Wort Scheidung ist noch nicht gefallen, aber nur weil es keiner von uns wirklich aussprechen will. Es schwebt seit Wochen über uns. Nein, eigentlich schon viel länger, schon vor der gemeinsamen Therapie.
Christian arbeitet mittlerweile wie besessen und ich habe ebenfalls einen Vollzeitjob und einen munteren sechsjährigen Sohn noch dazu, der für genug Stress sorgt. Ich könnte nicht mal mehr sagen, an welchem Punkt unsere Ehe aus der Bahn geraten ist. Und noch weniger, an welchem Tag mir es egal geworden ist, dass wir es nicht mehr hinbiegen konnten. Ich stimmte allem zu, was er wollte, weil ich die Diskussionen nicht mehr ertrug. Und irgendwann fiel es ihm auch auf, aber da konnte ich nicht mehr. Ich wollte nicht mehr streiten oder kämpfen. Das Ergebnis waren schmerzhafte Sitzungen bei Flynn, in denen wir bald anfingen, uns die schlimmsten Dinge an den Kopf zu werfen, die schmerzhafter waren als Schläge, weil die Worte in der Seele brannten und dieser Schmerz nicht heilte. Zu früh gefreit, schnell bereut, fährt mir durch den Kopf und ich seufze auf, was mir einen ärgerlichen Seitenblick meines Mannes einbringt. Wieder einmal.
„Macht Urlaub von einander, es geht nicht anders. Christian, Ana, überlegt euch in der Zeit, was ihr wollt. Ihr müsst an eurer Ehe arbeiten, und in den letzten Wochen habe ich keine wirkliche Erfolgsaussicht bemerkt. Ihr seid beide müde, also klingt eine Pause doch vernünftig. Ich möchte, dass ihr diese Auszeit für euch nutzt." Ich nicke und Christian tut es mir gleich.
Als wir nach Hause fahren sprechen wir kein Wort, die Stille ist für uns inzwischen normal und drückend, wie immer.
Als ich am Haus aussteige, höre ich, wie Christian Sawyer bittet, ihn ins Büro zu fahren. Er nickt mir kurz zu und dann stehe ich in unserer Ausfahrt und sehe dem SUV hinterher. Ein ganz normaler Tag.
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50 Shades of Sorrows
FanfictionAna und Christians Ehe hängt am seidenen Faden. Als Flynn eine sechswöchige Trennung vorschlägt, gehen die Eheleute darauf ein. Die Hoffnung auf ein Happy End haben beide längst begraben. Im Urlaub von Kind und Mann muss Ana entscheiden, was sie wil...