Schlammfarbene Wolken türmen sich am Himmel, die sich auf dem Lack des schwarzen BMW's, der am Straßenrand anhält, spiegeln. Die Scheibe auf der Beifahrerseite wird elektrisch heruntergelassen. Einzelne Regentropfen bahnen sich ihren Weg zur Erde herab, legen sich auf das Dach des Wagens und rinnen wie in Zeitlupe an der Frontscheibe herunter. Lange Wimpern erscheinen durch den Fensterschlitz, graue Augen treffen den jungen Mann, der sich im Schatten des Hintereingangs der Gasse verbirgt. Er zündet sich eine Zigarette an und verharrt im Zwielicht.
›Bist du an sie herangekommen?‹, erkundigt die Frau aus dem Auto sich telepathisch.
Er deutet ein Nicken an und zieht am Glimmstängel, bis die Glut im Dunkeln aufschimmert.
›Gut. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen. Es bleibt nicht viel Zeit.‹ Ihre seidigen Wimpern fallen auf und ab, während sie ihm ihre Gedanken sendet.
»Sie frisst mir aus der Hand«, antwortet er und stößt unbekümmert kleine, kreisförmige Rauchwolken aus.
›Wiege dich nicht in falscher Sicherheit. Ich erwarte zu jedem Zeitpunkt absolute Perfektion, vor allen Dingen jetzt, wo es in die brenzlige Phase gehen wird!‹
Er nickt schweigend und tippt mit dem Finger auf die Zigarette, bis ein Häufchen Asche herunter rieselt.
›Ruf mich an, sobald Komplikationen auftreten‹, beordert sie ihn mental.
»Wie geht es meinem Bruder?«, fragt er stattdessen.
Ihre Augen verengen sich, was darauf schließen lässt, dass sie hinter der Scheibe lächelt. ›Alles in Ordnung, er macht sich hervorragend.‹
»Ich will ihn sehen«, fordert er.
Sie spricht nicht, aber der Tonfall ihrer Stimme, die er in seinem Kopf hört, ist arrogant: ›Wir wollen alle irgendetwas.‹
Er holt Luft, um zu protestieren, doch sie bringt ihn mit Kraft ihres Willens zum Schweigen. Aufgebracht stiert er sie an. Die Vampirin schiebt etwas durch den Schlitz der heruntergelassenen Fensterscheibe und ihr Gefolgsmann betrachtet den Gegenstand.
›Täglich drei Tropfen ins Essen mischen. Sei umsichtig damit, nicht, dass du dich selbst schwächst.‹
Mit aufgehaltener Hand bewegt er sich vorsichtig auf den Wagen zu. Die Phiole, gefüllt mit einer schwarz schimmernden Flüssigkeit, fällt herab. Er umschließt sie mit den Fingern. Das Fenster gleitet nach oben und verbirgt ihre Augen hinter der spiegelnden Scheibe. Seine dunkle Silhouette erscheint in dem Glas.
»Lass mich meinen Bruder sehen!«, wiederholt er hastig.
Seine Forderung bleibt unbeantwortet, da der BMW sich in Bewegung setzt und im Schritttempo davonrollt. Hoffnungsvoll blickt er dem Auto hinterher, bis es auf die Hauptstraße abbiegt und im Strom der anderen Fahrzeuge verschwindet.
***
Nervös lenke ich den Jeep durch das geöffnete Tor und betrachte das vertraute Anwesen. Vor mir erstreckt sich das weitläufige Gelände mit der gepflegten Gartenanlage, den surrealen Heckenskulpturen und bunten Blumen. In der Ferne erkenne ich die Lichtbringer, die sich freudig vor der pompösen Eingangstreppe aufreihen, um uns zu begrüßen. Mit einem flüchtigen Blick in den Rückspiegel überprüfe ich, ob die Wagenkolonne mir folgt.
»Jetzt wird's ernst«, spreche ich mir Mut zu, auch wenn es nicht hilft.
Ich parke nahe dem Hauseingang und winke Bernard und seiner Frau Jasmin, die wie Katzen auf ihre Beute lauern. Die restlichen Wagen kommen hinter mir zum Stehen. Nahezu zeitgleich öffnen sich die Türen und wir steigen aus. Aus dem nachfolgenden Auto erscheint Laurion, der seine schwangere Gefährtin ritterlich aus dem Sitz zieht.

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Auroras Geheimnis (Lichtbringer Vampire 3) LESEPROBE
Vampire**~Abenteuerliche Vampirromanze~** **Jeder Band aus der Reihe der Lichtbringer Vampire enthält eine in sich abgeschlossene Geschichte. Die Bücher können einzeln und ohne Vorkenntnisse des Vorgängers gelesen werden - zusammen machen sie mehr Spaß.** ...