Nicole
Da hatte ich gerade einen schmerzhaften Abschied hinter mich gebracht, da stand mitten in der Nacht meine kleine Schwester vor mir. Wie ein Racheengel persönlich und beschimpfte mich wie ein kleines mieses Arschloch. Nun wurde mir auch im Bruchteil einer Sekunde klar, warum Marco ihr diese Sache mit dem Kuss vor die Nase geklatscht hatte. Ich fühlte mich auch bestätigt mit meinen Gedanken, das Luisa Marco am Arsch hing und er es als Abwehr nutzte. Wie mir aber gerade schien, bei dem Aufstand, gutes Zureden würde hier nichts bringen. Nun war irgendwie Schluss mit lustig und ich musste das erste Mal seit 5 Jahren eine andere Seite aufziehen. „Hör mir jetzt mal gut zu Luisa. Ich weiß nicht was in deinem Kopf vorgeht, aber es reicht jetzt! Ja ich bin mit Marco zusammen und das ist auch mein verdammtes Recht. Mir ist es auch völlig egal ob du damit einverstanden bist oder nicht. Es ist wie es ist und das ist auch gut so. Du glaubst doch nicht wirklich ernsthaft, dass auch nur eine deiner Kleinmädchen Phantasien zur Realität werden? Du bist noch ein Kind und Marco ein erwachsener Mann. Ich weiß, es muss sehr schmerzhaft sein für dich aber du hast einen Freund, falls du das vergessen haben solltest und wenn du nicht aufhörst, Marco nachzustellen, dann werden hier andere Maßnahmen ergriffen müssen. Punkt! Und jetzt raus aus meinem Zimmer!" erst den letzten Teil meines Satzes sagte ich um einiges lauter als den Rest und zeigte zur Zimmertür. Luisa bewegte sich aber keinen Meter, sondern pumpte sich gerade auf „du hast ihn mir weggenommen Du bist eine Schlampe und das weißt du ganz genau! Nie bist du da! Nie! Du warst nicht einmal da als Mama und Papa gestorben sind, aber sobald es etwas zum Abgreifen gibt, ja dann ist die Dame da. Marco war für mich bestimmt und nicht für dich! Er gehört mir und du sollst deine Finger von ihm lassen!" Ich brauchte einen Moment um mich zu fangen. Das sie mir solche Vorwürfe machen würde wegen unseren Eltern, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Wie kam sie nur auf solch einen Schwachsinn? „Hast du sie noch alle?" kam es auch schon über meine Lippen „du glaubst das wohl auch noch alles was du da von dir gibst oder?"-„Na ist doch auch so. Er weiß es und ich weiß es. Wir gehören zusammen und du hast ihn in Ruhe zu lassen!" sie war offenbar wirklich sehr davon überzeugt im Recht zu sein und verschränkte die Arme beleidigt vor ihrer Brust. "Luisa, geht es nicht in deinen Kopf rein? Marco ist unerreichbar für dich und was soll die Frechheit wegen Mama und Papa? Hast du auch nur im Ansatz eine Ahnung was ich für euch geopfert habe? Ist dir eigentlich bewusst, was du da von dir gibst? Ich habe mein Studium wegen dir und Luca geschmissen um hier zu sein für euch! Ich habe mir irgendeinen Job an Land gezogen damit ihr was zu essen auf dem Tisch hattet. War Tag und Nacht nicht nur Mutter für euch, sondern auch Vater zugleich. Hätte ich das alles nicht getan und mich komplett aufgeben, wärt ihr beide in ein Heim gekommen oder in eine Pflegefamilie. Wolltest du etwa das? Wäre es dir lieber gewesen, ja? Weißt du was, du kleines undankbares Geschöpf, du bist wirklich das Letzte und ja, ich hätte dich in eine Heim stecken sollen, statt für dich da zu sein" Tränen der Wut stiegen in mir auf und ich wusste, lange könnte ich sie nicht mehr zurückhalten, doch vor ihr wollte ich auch nicht weinen. Sie brauchte gar nicht zu sehen, wie sehr sie mich verletzt hatte. „Und jetzt geh bevor du noch mehr Scheiße erzählst!" diesmal ging sie wirklich und stampfte wie ein kleines Kind dabei. Als ich ihre Türe hörte, ließ ich meinen Tränen endlich freien Lauf und setzte mich auf mein Bett, nachdem ich meine Türe auch geschlossen hatte. Ich war am Ende und dabei hatte ich immer gedacht, ich hätte alles getan was ich konnte. Es war scheinbar nicht genug und ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich musste einsehen, dass ich den längst überfälligen Schritt gehen musste und mir Hilfe holen vom Jugendamt. Ich hatte an ihren Augen gesehen, dass keins meiner Worte bei ihr ankam. Sie war davon überzeugt, dass ich ihr alles weg nahm und das konnte nicht sein. Vielleicht war die Hilfe schon zu spät aber länger konnte und durfte ich es so nicht laufen lassen. Marco wollte mir auf dem Flug nichts Genaues erzählen, warum er Luisa von dem peinlichen Kuss erzählt hatte, doch nun konnte ich mir es selbst zusammenreimen warum. Sie gönnte mir mein Glück nicht und daran war offenbar auch nichts mit Vernunft dran zu ändern, aber die Vorwürfe waren noch schlimmer.
Als ich meine Tränen soweit unter Kontrolle hatte, holte ich erneut das Fotoalbum heraus und stellte mir wieder dieselben Fragen wie beim letzten Mal. Warum war sie so geworden?
Ich schrak auf als mein Telefon klingelte. Das Fotoalbum rutschte von meiner Brust runter und knallte auf den Boden. Völlig benommen sah ich mich um und erkannte, dass es draußen schon hell war. Die Nachttischlampe leuchtete immer noch und angezogen war ich auch. Ich musste eingeschlafen sein, was auch nicht sonderlich verwunderlich war. Nach dem langen Flug noch solch einen Ärger, das zehrte am Körper und der Seele. Es war Yvonne, die mich anrief und ich versuchte meine Gedanken klar zu bekommen, bevor ich ran ging. „Hallo Yvonne" meine Stimme war belegt und schwer zu benutzen „nein Mama, ich bin es. Luca!" brüllte mir mein kleiner Bruder ins Ohr und mir schossen direkt wieder die Tränen in die Augen. All das was mir Luisa genommen hatte in der Nacht, gab mir mein kleiner Schatz wieder zurück und füllte mein Herz wieder mit Stolz und Liebe. „Hey kleiner Mann. Wie geht es dir?" flötete ich und versuchte die Tränen unbemerkt in der Stimme zu unterdrücken und nur von den Wangen zu wischen. „Wann kommst du mich denn holen?" direkt wurde ich hellhörig „warum? Gefällt es dir nicht?"-„Doch klar, bin ja bei meinem besten Freund, aber ich vermiss dich schon was und Yvonne hat gesagt, du kannst zum Frühstück kommen"-„das ist aber lieb von Yvonne, dann werde ich jetzt ganz schnell zu dir kommen"-„du musst aber zu Yvonne nach Hause kommen"-„gut das du mir das gesagt hast" kicherte ich und wir verabschiedeten uns, dann rief ich Marco an.
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...