„Traust du dich?" Ich bin gespannt auf ihre Antwort, aber es kommt keine. Zumindest keine die ich erwartet habe, denn sie sagt nichts, sondern geht auf die Fluchtleiter zu, steigt über das kleine Türchen, das mit einem Schloss versehen ist und fängt an nach oben zu klettern. Ich folge ihr, greife nach dem rostigen Geländer, ziehe mich hoch und bleibe hinter ihr. Treppen und Leitern folgen aufeinander, bis wir endlich Oben stehen und ich ein wenig nach Luft schnappe. Wir stehen auf einem großen Flachdach, von dem man über die ganze Stadt sehen kann und als Amalija sich auf den Boden setzt, ziehe ich eine Packung Zigaretten aus meiner Tasche. „Willst du?" Ich öffne die Schachtel und strecke sie ihr entgegen. „Nee, danke. Ich hab' noch nie geraucht." Ich muss schmunzeln und sage ihr, dass ich die Kippen nur für die Party bei Louis, von Ed bekommen habe und eigentlich gar nicht so wirklich rauche. Und ich sage, dass es schön wäre sie jetzt singen zu hören. Dass ich sie natürlich nicht dazu drängen möchte, aber es wohl zum Moment passen würde. Und ich erzähle ihr von unendlichen Augenblicken, den aufblitzenden Kometen zwischen Blau-grünen Fassaden ihrer Iris und das sie wirklich toll zuhören kann. Es ist mir ein bisschen peinlich, das die ganze Zeit nur ich rede und als ich gerade fragen will, ob sie mir etwas von sich erzählen will, greift sie nach ihrem Koffer, öffnet den Reißverschluss und nimmt ihre Gitarre heraus. Das Licht der schon untergehenden Sonne, spiegelt sich im Lack des Instruments und blendet mich für einen kurzen Moment. Sie beginnt zu spielen. „Burning fences - Noah gunderson"
If you wanna take me home
Baby tonight, I will go willingly
Or if you like these city lights
Baby tonight, I will go walking with youIf the world is black and white
Baby tonight, why'd I see color in you?
And from dizzying heights
Everything's alright, but not in this townIhre Finger ruhen auf den Seiten, wie die kühle Abendluft über der Stadt. Die letzten Sonnenstrahlen schimmern durch ihre schwarzen Haare, wenn der Klang ihrer Stimme sich wie geschwungene Fäden, wie ein Mosaik aus unzähligen Wellen die zu Boden reisen und den abertausenden Straßenlaternen Licht schenken.
I'm burning fences
Moving up and down the block
I can't get hold of
What I said that I would not doI've been singing to your songs
I've been moving right along
With your white cotton dress
The flowers that are born for you this June„Mein Vater und ich sind früher viel Auto gefahren. Manchmal hat er mich mitgenommen wenn er Nachts auf die Autobahn ist, weil er es Zuhause nicht mehr ausgehalten hat. Dann sind wir ganz weit weg gefahren, bis wir beide nicht einmal mehr wussten wo wir sind. Ich habe aus dem Fenster geschaut und er hat mir von den Glitzerstädten erzählt. Weit weg und Namenlos. Klar hatten sie einen, aber wir wussten ihn nicht und das war okay. Ich habe sie gesehen und es waren Glitzerstädte." das sagt sie und mir fällt kein Wort darauf ein. Nicht wegen dem Inhalt, nein mir fällt kein Wort für sie ein. Lou war nie so.
„Wieso hat er es denn Zuhause nicht mehr ausgehalten?", frage ich und zünde mir eine Zigarette an. „Meine Mutter hatte als ich sieben Jahre alt war eine Fehlgeburt und hat es nicht verkraftet. Ich war noch zu klein um das zu wirklich raffen, aber mein Dad hat da ganz schön drunter gelitten." Ich suche gerade nach einer passenden Reaktion, passenden Wörtern und Sätzen, doch dann sagt sie kurz „Aber egal jetzt. Ich will einen schönen Abend mit dir verbringen." und spielt ein paar Akkorde auf ihrer Gitarre. „Ich hoffe es stört dich nicht wenn ich so viel rede." Ich muss ein bisschen grinsen, während ich das sage. Vermutlich weil ich überspielen will wie ernst ich das meine. „Ich höre dir gerne zu. Ich finde zu kannst wunderbar erzählen." Sie schaut mich an und fragt mich nach einer Zigarette. „Ach, jetzt aufeinmal?" Ich lache und sie sagt mir das es zum Moment passen würde und sie es eh schon immer mal ausprobieren wollte. Ich gebe ihr eine Kippe und mein Feuerzeug. „Du hast recht. Tausende Lichter blitzen auf und lassen die komplette Stadt so harmlos und ruhig wirken. Alles ist ganz klein und bedeutungslos." Ich atme tief durch, spüre die warme Sommerluft in meinen Lungen, beobachte wie nach und nach Straßenlaternen, Clubs, Autoscheinwerfer, Restaurant Reklamen und Fenster beleuchtet werden.
Ich muss schmunzeln.
„Glitzerstadt"So you can keep me
Inside the pocket
Of your ripped jeans
Holdin' me closer
Till our eyes meet
You won't ever be alone
Wait for me to come home.Die letzten Sonnenstrahlen schimmern durch ihre schwarzen Haare, wenn der Klang ihrer Stimme sich wie geschwungene Fäden, wie ein Mosaik aus unzähligen Wellen die zu Boden reisen und den abertausenden Straßenlaternen Licht schenken.
When I'm away
I will remember how you kissed me
Under the lamppost
Back on 6th street
Hearing you whisper through the phone
Wait for me to come home.
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Über Songs die das Leben schreibt
Teen FictionÜber Musik, Liebe, Momente in denen man mutig sein muss, Träume, Visionen und darüber sich selbst zu finden. "Ich bin Schiffsbrüchiger, auf den ewigen Weiten des Ozeans und mein Rettungsboot ist ein Notizbuch voller Bilder von uns zwei. Ich bin durs...