Unruhig packte Sam seine Sachen zusammen, seine Finger zitterten. Er war gestresst. »Dean, jetzt beeil dich mal.«
Dean kam mit der Zahnbürste im Mund aus dem Bad und lachte.
»Was soll das? Findest du das etwa lustig?«, fragte Sam gereizt.
»Dem großen bösen Gefängniswärter ist der Gefangene weggelaufen - ja, das ist ziemlich lustig«, meinte Dean schmunzelnd. »Wo warst du überhaupt?«
Ich blickte Sam von der Seite an, doch er beachtete mich nicht. Stattdessen zog er den Reißverschluss seiner Tasche zu und funkelte Dean an.
»Ich hab' mir 'ne Cola geholt.«
»Hm. War sie erfrischend, die Cola?«
»Können wir jetzt gehen, bitte?«, fragte Sam genervt.
Dean antwortete nicht, sondern verschwand im Bad. Ich warf Sam einen mahnenden Blick zu und er hob die Hand.
»Sag' jetzt nichts!«
Schweigend fuhren wir die nasse Straße entlang. Der Regen peitschte gegen die Frontscheibe und der Scheibenwischer setzte alles daran, damit Dean wenigstens ein bisschen sehen konnte. Jeder ging seinen Gedanken nach. Ich konnte Sams Anspannung beinahe spüren. Das Dämonenblut veränderte sein Wesen, es machte ihn reizbarer. Mit einem Seufzen wandte ich meinen Blick hinaus. An uns zogen Wohnhäuser, Autos und Bäume vorbei - die Menschen blieben lieber Zuhause.
»Hey, Leute«, erklang auf einmal eine Stimme und vor Schreck schrien wir auf. Dean verlor die Kontrolle über seinen Wagen und der Impala schwankte zur anderen Fahrbahn herüber. Gerade noch rechtzeitig konnte der Mann das Steuer nach rechts reißen.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, fluchte Dean.
»Beruhigt euch«, meinte Anna, die neben mir auf der Rückbank saß.
»Hättest du nicht vorher anrufen können?«, fuhr Dean sie an.
»Ich mag den Augenblick der Überraschung«, gab die Frau zurück.
Dean wandte sich kurz zu ihr um. »Du siehst fantastisch aus.«
»Ähm, ich denke, das ist der falsche Zeitpunkt, Dean.«
»Ja, das denke ich auch«, meinte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ihr habt Jimmy entkommen lassen?«
»Da musst du unseren Überflieger fragen.« Dean deutete auf seinen Bruder.
»Sam.« Anna sah den jungen Winchester von der Seite an. »Du wirkst verändert«, bemerkte sie.
»Ich? Keine Ahnung. Der Haarschnitt?«, versuchte Sam sich rauszureden.
»Nein, das mein' ich damit nicht.«
Sam antwortete nicht, sondern wandte sich schweigend wieder nach vorn. Annas Blick blieb noch kurz an ihm hängen, dann sah sie zu Dean.
»Also, was hat Jimmy euch gesagt?«
»Nichts«, gab ich tonlos zu. Anna war einer der wenigen Engel, die ich sehen wollte - und das lag nicht daran, dass sie einer war. »Er hat keine Ahnung mehr, was passiert ist.«
»Wieso? Was geht hier vor?«, fragte Dean.
»Es ist Castiel. Er wurde zurückgeschickt. Man könnte auch sagen, zurückgezerrt.«
»In den Himmel? Und das ist nicht gut?«
»Nein, das ist sogar ziemlich schlecht. Furchtbar und wirklich schlimm. Jemand muss richtig ernsthaft sauer auf ihn sein.«
Ich sog scharf die Luft ein und wandte meinen Blick nach draußen, nur damit Dean mein Gesicht nicht im Rückspiegel sah. Ich konnte mir denken, wer dahintersteckte. Und es war kein Freund - so viel war schon mal sicher.
»Castiel sagte, er müsse mir etwas sehr Wichtiges mitteilen«, meinte Dean.
»Was?«, fragte Anna.
»Keine Ahnung.«
»Weiß es Jimmy?«
»Ich glaube, nicht.«
»Du glaubst, nicht? Egal, was es ist, es ist wichtig. Ihr solltet es herausfinden!«
»Deswegen verfolgen wir ja Jimmy«, sagte Sam.
»Ihr hättet ihn gar nicht erst entkommen lassen dürfen. Er ist wahrscheinlich schon tot.«
»Wenn dir so viel an ihm liegt, dann kümmer' dich in Zukunft doch selbst drum«, giftete ich und kassierte dafür einen wütenden Blick von Dean.
Es war bereits dunkel, als wir kurz an der Tankstelle hielten, um den Impala aufzutanken. Sam verschwand im Laden. Die Tür stand offen, so dass ich sah, wie er mit jemanden telefonierte. Anhand seines Gesichtes erkannte ich, dass ihn irgendetwas quälte. Dean, der neben mir gegen der Motorhaube des Impalas lehnte, beachtete seinen Bruder nicht. Er hing selbst seinen Gedanken nach.
Ich wusste nicht so recht, ob ich ihm von Sams Problem erzählen - immerhin war es sein Bruder und er steckt wirklich in Schwierigkeiten. Doch ich würde dafür riskieren, dass Sam ihm verriet, dass ich ohne Dämonenblut meine Kraft anwenden konnte; wobei ich selbst nicht einmal wusste, wieso. Die Fragerei würde wieder beginnen und ich müsste ihnen von meinem Geheimnis erzählen. Lange könnte ich es nicht verstecken, das wusste ich, doch je länger es geheim blieb, desto besser.
Sam kam zurück und wir fuhren ohne ein weiteres Wort los. Es war einfach gewesen, Jimmys Adresse herauszufinden. Es gab nur einen Jimmy Novak in Pontiac, Illinois.
Wir parkten vor seinem Haus und stiegen aus. Ein Weg aus rotem Stein führte zur Veranda. Das Haus machte einen friedlichen Eindruck, nur das Innenleben zerstörte die äußere Fassade. Durch die großen Fenster erkannte ich eine blonde Frau, Jimmy und einen weiteren Mann, der einem kleinen blonden Mädchen ein Messer an die Kehle hielt.
»Los, schnell!«, rief ich.
»Der Hintereingang!«, wies Dean an. »Er darf uns nicht bemerken, sonst tötet der das Mädchen.«
Wir brachen also von hinten ein und in dem Moment, als eine Frau mit kurzen Haaren Jimmy angriff, schlitzte Dean dem Mann, der das Kind festhielt, mit Rubys Messer die Kehle auf. Sam streckte seine Hand aus und die Frau ließ von Jimmy ab. Entsetzt starrte Dean seinen Bruder an, doch Sam ignorierte das.
»Los, verschwindet hier!«, befahl Sam.
Jimmy ergriff die Hand seiner Tochter, zögerte jedoch.
»Macht schon! Raus!«, drängte Dean.
Jimmy, seine Frau und seine Tochter rannten aus dem Haus, während Sam weiterhin versuchte, die Dämonenfrau in Schach zu halten. Doch der junge Winchester war nicht stark genug. Mit einem schadenfrohen Lächeln erhob sie sich und lief auf ihn zu.
»Was ist? Du schaffst es nicht, was, Sam?«, meinte sie amüsiert.
Dean wollte sie gerade mit seinem Messer erdolchen, als ich ihm in den Weg sprang und die Hand ausstreckte. Der Dämon begann zu würgen und seine Beine knickten ein wenig ein. Ich schloss meine Finger zu einer Faust und die Frau sank auf die Knie. Wenige Augenblicke später verließ die schwarze Seele ihren Körper und verteilte sich als Kreis auf dem Boden. Dann verschwand sie. Tot fiel die Frau zu Boden, die Hülle hatte schon lange nicht mehr gelebt.
Ich blickte zu Sam, der mich fassungslos anstarrte, doch ich wandte mich nur ab und lief zur Tür.
»Wir müssen los. Jimmy und seine Familie sind immer noch in Gefahr. Hier werden noch andere Dämonen in der Gegend sein«, meinte ich und rannte los.
»Lasst uns fahren!«, rief Dean Jimmy, seiner Tochter und seiner Frau zu, die vor dem Impala gewartet hatten.
»Zu viert auf den Rücksitz?«, fragte ich.
»Jemand muss das Mädchen auf den Schoß nehmen«, meinte Dean. »Los. Beeilung!«
Hastig zwängten wir uns ins Auto. Jimmy nahm seine Tochter auf den Schoß und sofort fuhr Dean los.
»Ihr hattet recht«, sagte Jimmy mit einem Blick auf seine schlafenden Frau und Tochter im Impala.
»Ja, leider«, meinte Dean.
»Ich sage euch, ich weiß gar nichts.«
»Ich glaube nicht, dass sie gewillt sind, dir zu glauben.«
»Und selbst wenn sie es täten: Du bist ein Gefäß. Sie werden trotzdem wissen wollen, wie du tickst«, fügte Sam hinzu.
Dean nickte. »Und das bedeutet, ausweiden - wenn sie großzügig sind.«
»Ich sag' es dir noch einmal: Du bringst deine Familie in Gefahr. Du musst mit uns kommen.«
Jimmy blickte ein weiteres Mal zu den beiden Schlafenden. Dann sah er uns an. »Wie lange? Und jetzt kommt mir nicht wieder mit diesem «Das werden wir sehen, wenn es soweit ist«.«
»Begreifst du's denn nicht?«, fragte Sam. »Es ist für immer. Dämonen geben nie auf. Du kannst nie wieder bei deiner Familie sein.«
Ich legte Sam meine Hand auf die Schulter und zog ihn ein wenig zurück. »Ich denke, dass du's ihm auch anders sagen kannst, Sam.«
»Und wie? Netter? Sollen wir ihm vielleicht 'n Brief schreiben und 'ne rosa Schleife rumwickeln, mit ein wenig Parfümduft oben drauf?« Sam blickte den Mann ernst an. »Das ist die Realität, Jimmy. Du kannst davor nicht davonlaufen. Alle, die du liebst, werden in Gefahr sein, solange du sie nicht gehen lässt. Geh' also so weit wie möglich von ihnen weg oder schieß' dir 'ne Kugel in den Kopf. Nur so kannst du deine Familie beschützen, aber es gibt kein Entkommen und es gibt auch kein Zurück nach Hause.«
»Okay«, sagte Dean. »Direkter geht's nicht, oder?«
»Ich sag' ihm nur die Wahrheit, Dean«, meinte Sam ernst. »Einer muss es ja tun.«
Jimmy blickte uns an. Ich sah Verzweiflung in seinen Augen, doch ging er zu seiner Frau und sprach mit ihr. Ich wandte mich ab und entfernte mich einige Schritte vom Impala.
»Cat?«, hörte ich Dean fragen. »Was sollte das vorhin?«
Ich drehte mich ihm zu; er war mir entgegen gekommen.
»Ich hab' deinem Bruder nur den Arsch gerettet«, meinte ich und zuckte beifällig mit den Achseln.
Dean runzelte die Stirn und auch mich schien die Aussage nicht ganz überzeugt zu haben.
»Du weißt, was ich meine. Du hast den Dämon genauso fertig gemacht wie Sam sonst.«
»Dean, ich bin eines von Azazels besonderen Kindern ...«, begann ich.
Sam schritt langsam auf uns zu und neben seinem Bruder blieb er stehen. »Ja, aber für gewöhnlich braucht man für so was Dämonenblut«, meinte der junge Winchester.
Ich antwortete nicht. Ich wollte gehen, doch Dean packte meinen Arm, als ich an ihm vorbeilaufen wollte, und hielt mich zurück.
»Hey, dieses Mal läufst du nicht einfach davon. Du bist uns eine Antwort schuldig.«
Ich hob den Blick und funkelte den Mann wütend an. »Wir wissen doch beide, dass wir alle Geheimnisse haben, oder, Dean? Wir können ja mit deinem anfangen. Wie war die Hölle?«
Ich wartete keine Reaktion ab, sondern lief einfach auf den Impala zu. Jimmy umarmte seine Frau und ich lehnte mich ohne Weiteres gegen den Kofferraum. Sam und Dean sahen sich kurz an, dann suchte Sam ein Auto und versuchte es zum Laufen zu bringen. Nach einer Weile stieg Jimmys Frau aus und bald lief auch der Motor des Wagens.
»Okay, also ... hier ist Ihr Wagen«, meinte Sam.
»Hey, pass gut auf deine Mama auf, okay, mein Schatz?«, sagte Jimmy an seine Tochter gerichtet.
Als er sich verabschiedet hatte, setzte er sich neben mich in den Impala. Dean startete den Wagen und fuhr aus der Tiefgarage. Jimmy schlief sogleich ein und Ruhe erfüllte das Auto.
»Was ist da vorhin passiert?«, fragte Dean nun seinen Bruder.
»Was?«
»Du bist fast umgefallen, als du den Dämon töten wolltest.«
»Okay. Ich bin nicht umgefallen. Mir war ... nur etwas schwindlig«, meinte Sam.
»Nenn' es, wie du willst. Tatsache ist, du warst mal stark genug, um Alastair zu töten«, warf Dean ein. »Und jetzt scheiterst du an einem drittklassigen Stunt-Dämon?«
»Was soll ich jetzt bitte sagen, Dean?«
»Na ja, zum Beispiel, was mit deiner Zauberkraft los ist. Ich meine, das wechselt ständig«, sagte Dean. »Ich will keinen Streit anfangen, okay? Ich will nur ... Du machst mir Angst in letzter Zeit.«
»Ich mache mir selber Angst«, meinte Sam leise.
Plötzlich klingelte sein Handy und er holte es aus seiner Tasche und nahm ab. »Hallo? ... Wer ist da?« Er ließ das Handy sinken und reichte es nach hinten zu Jimmy. »Hey!«
Der Mann erwachte und griff benommen das Gerät.
»Deine Frau ist dran«, erklärte Sam.
»Amelia?«, fragte Jimmy. Kurz darauf riss er entsetzt die Augen auf und ließ ein leises »Oh, mein Gott« von sich.
Jimmy legte auf und fragend sahen wir ihn an.
»Was ist?«, fragte ich.
»Amelia ... sie sagte, ich solle zu irgendeiner Lagerhalle kommen, sonst würde sie Claire töten.«
»Das war nicht deine Frau«, meinte Dean. »Sie ist wahrscheinlich ein Dämon.«
»Welche Lagerhalle?«, wollte Sam wissen.
»Sie hat mir die Adresse geschickt.« Jimmy reichte Sam sein Handy und als Dean kurz darauf geguckt hatte, wendete er mitten auf der Straße sein Auto und raste los.
Die Halle war nicht weit von hier entfernt. Wir stiegen aus dem Wagen und sofort lief Jimmy los.
»Na, schön. Sie erwarten von dir, dass du allein kommst, und genau das wirst du tun«, sagte Dean und wir folgten dem Mann.
»Uns wird schon etwas einfallen«, meinte Sam. »Und vergiss nicht, wir sind direkt hinter dir.«
»Du musst nur die Ruhe bewahren und Zeit schinden, dann können wir unseren Job erledigen.«
»Ihr wollt, dass ich ruhig bleibe?«, fragte Jimmy verständnislos. »Hier geht es um meine Familie.«
»Hör mir zu, das wird funktionieren. Hast du verstanden? Niemanden wird etwas geschehen«, sagte Dean.
»Okay, wie du meinst.« Jimmy wandte sich zum Gehen. »Gebt mir eine Minute, okay?«
Wir sahen ihm hinterher, bis er aus unsere Sichtweite verschwand.
»Sie werden ihm nicht glauben, dass er allein gekommen ist«, meinte Sam. »Ich vermute, dass das eine Falle ist.«
Dean nickte. »Das denk' ich auch. Deshalb hab' ich einen Plan.«
Deans Plan war der, dass wir uns von den Dämonen, die vor der Halle Wache schoben, schnappen ließen und zu dem Dämon gebracht wurden, der von Amelia Besitz ergriffen hatte.
»Ich bin allein«, hörte ich Jimmy sagen, als wir in die Halle geführt wurden.
»Oh, du lügst, wie gedruckt«, meinte Amelia. »Ich ahnte schon, dass deine Freunde hier auftauchen werden.«
»Toller Plan, Dean«, knurrte Sam, als wir vor Amelia gezerrt wurden.
»Na ja, jeder kann sich mal irren.«
»Habt ihr das Messer?«, wollte Amelia wissen.
Die blonde Frau, die Sam festhielt, hielt es hoch.
»Wisst ihr, was komisch ist?«
»Du als perfekte Mutti?«, gab Dean zurück.
»Ja, davon war ich auch nicht so angetan, in eine leere Hülle zu steigen. Tja, so läuft das nun mal. Und ihr seid auf meinem Schoß gelandet.«
»Ja. Na, schön. Jetzt hast du uns, okay? Lass diese Familie gehen«, verlangte Sam.
»Oh, Sam. Es ist leicht, so galant zu sein, wenn deine »Wonder Girl«-Kräfte nicht funktionieren, was?« Der Winchester antwortete nicht. »Und zum Höhepunkt des Abends«, Amelia zielte mit einer Waffe auf Sam, »werdet ihr alle sterben.«
Gerade als ich dachte, sie würde abdrücken, wandte sie sich Jimmy zu, der hinter ihr gestanden hatte, und schoss auf seinen Bauch. Der Mann schrie auf und sank stöhnend auf die Knie. Entsetzt starrte ich Amelia an, und auch Sam und Dean schienen damit nicht gerechnet zu haben.
»Erledigt das Waisenkind«, wies die Frau an und wandte sich von uns ab.
Ein Mann lief auf das Kind zu. Es war an einen Stuhl gefesselt und regte sich nicht - es schien bewusstlos. Der Dämon ergriff eine Metallstange, die neben dem Stuhl gelegen hatte und holte zum Schlag aus. Bevor die Stange den Kopf des Kindes zerschmettern konnte, ergriff das Mädchen diese und brannte dem Dämon mit der freien Hand, die es auf seine Stirn legte, dessen Augen aus.
Die Brüder und ich nutzten den Moment und versuchten uns von unseren Wächtern zu befreien. Ich schlug meinem mit dem Ellenbogen ins Gesicht und wandte mich hastig um, während der Dämon noch benommen nach hinten taumelte. Ich streckte die Hand aus und verbannte die schwarze Seele zurück in die Hölle.
Sam und Dean leisteten sich einen harten Kampf gegen ihre Angreifer. Dean wurde unsanft gegen einen Wassertank geschlagen und Sam rollte sich mit der Blondine über den Boden. Er konnte das Messer aus deren Hand ergreifen und da es für ihn gut aussah, hastete ich zu Dean und versuchte den Dämon von ihm zu ziehen, doch war dieser viel zu stark. Der Mann wandte sich zu mir um und verpasste mir einen Schlag ins Gesicht, so dass ich benommen nach hinten taumelte. Dean nutzte die Chance und griff den Dämon an, doch bemerkte er dies und warf den Winchester zu Boden.
Castiel, in Claires Gestalt, kam herbeigelaufen und legte dem Dämon ebenfalls die Hand auf die Stirn, so dass auch dessen Augen verbrannten. Mein Blick fiel auf Sam, der sich zu seiner Angreiferin hinuntergebeugt und deren Blut wie ein Vampir getrunken hatte. Fassungslos starrte ich ihn an und aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass auch Dean zu seinem Bruder sah.
Sam drehte sich uns zu, so dass wir seinen blutverschmierten Mund sehen konnten. Er atmete tief durch, bevor er sich umwandte und der Dämonenfrau das Messer in die Brust jagte. Ein oranges Licht jagte durch ihren Körper und regungslos blieb dieser liegen. Sam erhob sich und wandte sich Dean und dem Mädchen zu. Er streckte die Hand aus und für einen Moment dachte ich, er hatte sie auf Dean gerichtet. Doch Amelia war es, die er ins Visier genommen hatte. Er befreite sie von dem Dämon, als wäre es das Leichteste auf der Welt.
Amelia sank auf die Knie und Dean rannte schnell zu ihr, während Castiel zu Jimmy ging, der sterbend auf dem Boden gegen einem Pfeiler lehnte.
»Natürlich halten wir unser Versprechen, natürlich sind wir dankbar«, sagte das Mädchen zu dem Mann. »Du hast uns gut gedient. Deine Arbeit ist getan. Zeit, nach Hause zu gehen, dein richtiges Zuhause. Du wirst für immer im Reich des Herrn ruhen. Ruh' jetzt, Jimmy.«
»Nein, Claire«, brachte der Mann unter Schmerzen hervor.
»Sie ist jetzt bei mir«, meinte Castiel. »Sie ist auserwählt. Sie hat es im Blut genau wie du.«
»Bitte, Castiel. Nimm mich. Nimm mich dafür«, flehte Jimmy. »Nimm mich, bitte. Bitte.«
Dean, der Amelia stützte, und Sam traten neben mich. Es schmerzte, den Mann und den Engel dort so zu sehen, und es war in irgendeiner Weise merkwürdig, Castiel in der Gestalt eines kleinen Mädchens zu sehen.
»Ich will nur sichergehen, dass du's verstehst. Du wirst nicht sterben oder altern. Wenn dieses Jahr für dich schmerzhaft war, dann stell' dir hunderte, tausend weitere davon vor.«
Jimmy packte das Mädchen an der Schulter. »Das ... das spielt keine Rolle. Nimm mich. Nimm doch ... mich ... mich.«
»Gut, wie du willst.«
Das Mädchen umrahmte mit den Händen das Gesicht des Mannes und kurz darauf erstrahlte ein helles Licht aus seinen Augen. Binnen weniger Lidschläge war es verschwunden. Die Haltung des Kindes wurde lockerer und ich hörte, wie es laut atmete. Die Wunden des Mannes waren fort und langsam, ohne Claire eines Blickes zu würdigen, lief er auf uns zu. Amelia eilte zu ihrer Tochter und hockte sich neben sie, während ich den Mann anstarrte. Er wollte gehen, doch Dean hielt ihn zurück.
»Castiel, warte. Was wolltest du mir sagen?«, fragte er.
»Ich hab' meine Lektion gelernt, während ich weg war, Dean«, meinte der Engel. Seine Worte waren kühl. »Ich diene dem Himmel, ich diene nicht den Menschen - und ich diene ganz gewiss nicht dir.«
Fassungslos starrten wir ihn an und er lief ohne ein Wort davon.
»Castiel!«, rief ich und lief ihm hinterher. »Hey!«
Der Engel blieb nicht stehen und als er die Halle verlassen hatte, holte ich ihn ein. Ich packte ihn an der Schulter und wollte ihn herumziehen, doch Castiel ergriff so schnell mein Handgelenk, dass ich nicht einmal die Gelegenheit dazu hatte, und unsanft drückte er meine Hand gegen meine Brust.
»Was willst du?«, zischte Castiel. Sein Gesicht war wenige Zentimeter von meinem entfernt.
»Vielleicht fragen, was passiert ist?«, gab ich mit zusammengebissenen Zähnen zurück.
Ich versuchte mich von ihm loszureißen, doch es gelang mir nicht.
»Es war ein Fehler, dich freizulassen, Cat«, meinte der Engel.
Wütend kniff ich die Augen zusammen. »Ach, ja? Und warum?«
»Es war Verrat an Gott und an dem Himmel. Und ich habe meinen Gehorsam verweigert.«
»Dann bring' mich doch zurück, du Mistkerl«, zischte ich.
»Nein.« Castiel ließ mich los. »Dafür ist es zu spät. Die Engel können dich aus einem unerklärlichen Grund nicht finden und sie suchen auch nicht nach dir - sie haben Wichtigeres zu tun. Doch ich soll dir etwas ausrichten.«
»Von wem?«, verlangte ich zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du kannst dich dem Engel anschließen und mit uns verhindern, dass Luzifer zurückkommt, oder du bleibst hier und wirst Schuld an der Apokalypse sein - und alle, die du je geliebt hast, werden sterben«, erklärte Castiel, ohne auf meine Frage einzugehen. »Welche Wahl triffst du?«3275 Wörter
Dam dam daaaam. Cliffhanger xD Was, denkt ihr, wird Cat tun?
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Half-Blood: Between Heaven and Hell || Supernatural Staffel 4
FanfictionBuch 2 Seit vier Monaten ist Dean tot und Catherine hat es akzeptiert. Sie ist nach seinem Tod zu Bobby gezogen, hat viele Dinge von ihm gelernt und hat ein Leben als Jägerin begonnen. Ihre dämonische Seite kam nicht mehr zum Vorschein, alles schien...