Kapitel 6

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Aiden POV:

Phoebes Aussage hat mich zum Überlegen gebracht. Was, wenn sie die Wahrheit sagt? Ihre Verwirrung wirkte echt, genauso wie ihre Panik als ich ihr von unserem Vorhaben erzählte.

Wenn es wirklich stimmt, dass sie Mr Wilson nichts wert ist, dann wird unser Plan nicht funktionieren. Ich muss Luke davon erzählen. Wirklich begeistert wird er sicherlich nicht sein, aber was soll ich machen?

Vor der Tür seines Zimmers atme ich noch einmal tief durch. Ich kann ihm das nicht verschweigen, irgendwann wird er mich sowieso nach dem Mädchen fragen. Es ist besser, es ihm gleich zu sagen.

Seufzend denke ich an Phoebe, die gerade wahrscheinlich verängstigt in ihrem Zimmer sitzt. Hätte ich sie unter normalen Umständen kennengelernt, fände ich sie wahrscheinlich ganz süß. Aber jetzt werde ich wohl keine andere Wahl haben, als sie umzubringen. Ich muss mir etwas anderes überlegen.

Bevor ich weiter alleine mit meinen Gedanken vor der Tür herumstehe, fasse ich mir ein Herz und klopfe an die Tür. Auf Lukes „Herein" stoße ich sie auf und betrete den Raum. Ich werde von einem gelangweilten Luke auf einem Drehstuhl empfangen, der erwartend zu mir hoch schaut.

„Und, was hat die Kleine dir verraten? Ist sie seine Tochter, Nichte, Enkelin...? Erzähl!" Gespannt verschränkt er die Hände vor dem Körper.

Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich ihm von den schlechten Neuigkeiten erzähle. „Nichts. Ich meine, sie ist nichts von alldem. Er lässt sie bei sich wohnen, mehr auch nicht. Sie sagt, sie kennt ihn nicht mal wirklich und hat auch keinen direkten Kontakt zu ihm. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Wahrheit sagt." Er wird mich umbringen.

Sein wütender Blick bestätigt meine Vorahnung. Verärgert erhebt er sich aus seinem Stuhl und kommt auf mich zu. „Du... Nichts kannst du richtig machen, nichts! Du bringst das gefälligst in Ordnung, hast du verstanden? Nichtsnutz!", faucht er und fängt an, sauer herumzutigern. „Du wirst sie dann wohl umbringen müssen, eine andere Wahl bleibt dir nicht. Oder wir verschicken den Brief trotzdem, warten ob er zahlt und bringen sie dann um, falls nichts kommt."

Plötzlich kommt mir eine Idee. „Warte, ich weiß was besseres! Dann müssen wir sie nicht umbringen und haben auch keine Arbeit mit ihr. Solange Mr Wilson nichts davon weiß, wird er die Polizei nicht einschalten. Und es wird ein Leichtes sein, Phoebe etwas Angst zu machen, sodass sie zu eingeschüchtert ist, um es jemandem zu erzählen.", erkläre ich, zufrieden mit meinem Plan. Ich habe wirklich keine Lust, mir die Hände schmutzig zu machen und noch mehr Arbeit zu haben.

Skeptisch werde ich von Luke gemustert. „Ok, mach das. Aber du hast die volle Verantwortung darüber, dass sie dichthält! Erzählt sie es irgendjemandem, musst du handeln. Verstanden? Und jetzt raus.", erwidert er schließlich und dreht sich weg. Damit ist meine Anhörung wohl vorbei.

Erleichtert verlasse ich den Raum und mache mich auf den Weg zu Phoebe. Jetzt muss ich ihr nur noch richtig Angst machen, dann ist das endlich erledigt.

Vor dem Zimmer angekommen suche ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel und schließe dann auf. Als ich die Tür öffne, sehe ich sie wieder angespannt in der Ecke stehen, soweit von mir entfernt wie es nur geht. Mitleid steigt in mir auf, doch ich ignoriere es. Ich mache solche Sachen seit Jahren und habe keine Zeit für Sentimentalität.

Mit großen Schritten gehe ich auf sie zu. „Ich glaube dir, was du vorhin gesagt hast. Doch jetzt...", weiter komme ich nicht, denn sie unterbricht mich. „Lass mich gehen, bitte! Ich habe dir nichts getan!" Fast trotzig schaut sie mir direkt in die Augen. Sie hat eine schöne Augenfarbe. So ein dunkles, strahlendes Blau... Leicht schüttle ich den Kopf. Woran denke ich gerade?

Ich hebe eine Hand um sie neben ihrem Kopf abzustützen, doch sie zuckt schreckhaft zurück. Dachte sie... ich würde sie schlagen? Ich bin vielleicht nicht gerade das Musterbeispiel eines Gentlemans, aber soviel Ehre habe ich noch, dass ich keine Mädchen schlage.

Allerdings zeigt mir ihre Reaktion ziemlich deutlich, dass sie dicht halten wird und ich beruhigt sein kann. „Hör zu. Ich werde dich laufen lassen. Aber du erzählst niemandem etwas davon! Denk dir irgendeine Ausrede aus, warum du plötzlich weg warst aber verliere kein Wort über irgendetwas hier, ok? Ich werde dich beobachten lassen und erfahre ich, dass du deine Klappe nicht halten kannst, werde ich dafür sorgen, dass du und jeder dem du etwas erzählst für immer schweigen. Verstanden?", fahre ich sie an und komme ihr dabei immer näher. Phoebe nickt verschreckt und presst sich noch enger an die Wand. Zufrieden lasse ich von ihr ab und beobachte die Wirkung meiner Worte.

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Hey :)
Und wieder ein neues Kapitel.

Ich hoffe es gefällt euch, lasst doch bitte ein Vote da:)

Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt - muss ich dann vor ihr gehen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt