Kapitel 16

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Brenda und ich reden die nächste Zeit einfach nur über sehr viel Belangloses, denn wir versuchen, dass wir uns von all dem Zeug, den Krankheiten und den Problemen, die uns beschäftigen, loszusagen und einfach nur ein paar Minuten an etwas anderes denken zu können, als dass wir gerade dabei sind, zu sterben, mit jeder Sekunde uns der Tod näher rückt. Und dass ich einfach nur zu Newt will und mich an ihm drücken will, meinen Kopf auf seine Schulter legen will und einfach an nichts denken, während ich auf etwas warte, dass sowieso nie passieren wird. Dass mir nie wieder schwindelig wird und dass ich deswegen auch mit ihm zusammen sein könnte. Ich muss mich wirklich dringend ablenken. Da Newt und Aris momentan sowieso mit Thomas beschäftigt sind, der nun auch aufgewacht ist und mit dem sie in einen anderen Raum gegangen sind, muss ich ja eigentlich hier sitzen und warten, bis sie bereit sind und wir uns alle zusammen wieder zu Jorge, Marcus und den anderen begeben können. Dann können wir uns endlich auf den Weg zum Rechten Arm machen, von hier weg sein, falls doch irgendwer von WCKD mitbekommen haben sollte, dass wir hier sind und hoffentlich wenigstens den anderen ein schönes Leben ermöglichen können. Denn ich habe nun beschlossen, dass ich mir das Ziel setze, dass ich kämpfen werde, um Newt an einen Platz zu bringen, an dem er in Sicherheit leben kann und ich keine Angst um ihm haben brauche. Wenn bei mir schon alles, was eigentlich schief laufen kann auch schief geht, dann sollte es bei ihm das komplette Gegenteil sein. Er soll eines Tages, wenn er mich vergessen hat, wieder glücklich werden können und den Platz, an den ich ihn bringen werde als sein Zuhause anerkennen können und wissen, dass ich ihn liebe und auch immer lieben werde, dort wo ich dann bin, jede seiner Taten verfolgen werde und immer stolz auf ihn sein werde, während ich darauf warte, dass wir irgendwann wieder vereint sind. Oh mein Gott, klingt das kitschig. Doch es darf mir niemand verbieten, Hoffnung zu haben, für ihn, denn bei mir ist es ja aussichtslos. Brenda steht auf und hält mir ihre Hand hin, um mir ebenfalls aufzuhelfen. Ich lausche und höre die Schritte der Jungs, die sich wohl erst unserem Zimmer nähern und dann auch wohl auf dem Weg zur Gruppe sind. Ich denke, wir sollen ihnen einfach mal folgen und sehen, wie wir dann weiter vorgehen können, um den Rechten Arm so schnell wie möglich zu erreichen. Wir müssen es schaffen, Bertha von Marcus ergattern zu können und dann in Zukunft auch noch ein paar weitere Fahrzeuge, in die wir dann alle hineinpassen, da es sonst auf Dauer nicht so einfach sein wird, in ein kleines Auto gequetscht zu sein. Ich stelle es mir zumindest nicht so schön vor, auf engstem Raum stundenlang bei dieser Hitz mit den anderen in Bertha eingesperrt zu sein und kaum Luft zu bekommen. Doch wenn wir keine andere Wahl haben, müssen wir es wohl doch tun. Brenda und ich treten nun auf den Flur und vernehmen die Stimmen der anderen, aufgrund der wir schließen, dass die Jungs sie sicherlich mittlerweile erreicht haben. Dann können wir jetzt auch dazustoßen, damit wir wieder vollzählig sind. „Bereit?", frage ich Brenda. Ich mache einen Schritt nach vorne im Flur, weiter auf die Tür und die anderen zu. Auf Newt zu, dann kann ich endlich wieder in seine braunen Augen sehen und fühle mich dann automatisch besser. „Ich will einfach nur von hier weg, dieser Ort ist grausam, also lass uns bitte einfach verschwinden", meint Brenda, packt mein Handgelenk und so nähern wir uns den anderen nun noch schneller. Wir treten langsam in den Raum ein, da wir nicht wollen, dass sie ihre wichtigen Gespräche wegen uns einstellen, doch natürlich ist genau das der Fall. Ich hätte es mir eigentlich schon denken können. Alle starren Brenda an und lächeln, da sie sich wohl freuen, dass sie wohlauf ist. Dass sie eigentlich ja nicht wirklich ist, doch das werde ich niemandem sagen. Ich sehe ein paar Möbelstücke, ein paar Stühle und Sessel in dem Raum, auf denen sich die Lichter niedergelassen haben. Als ich meinen Blick weiter über den dreckigen Boden und den mit Staub, der durch die Luft tanzt, erfüllten Raum schweifen lasse, erkenne ich Jorge und Marcus. Sie stehen sich gegenüber, wobei man bei Marcus eigentlich nicht wirklich stehen sagen kann, da er auf einem Stuhl gefesselt sitzt und mich mit einem blauen Auge und einer aufgeplatzten Lippe angrinst. Wow, wie ich diesen Mann hasse, weil er uns einfach belogen hat und dachte, dass wir so dumm sind, um nicht zu erkennen, dass er Marcus ist. Er ist wirklich richtig merkwürdig, doch leider ist er im Moment der einzige, der uns helfen kann und durch den wir auch hier von der Stelle kommen können, denn sonst müssen wir wie bisher durch die Brandwüste laufen. Das schaffen wir nicht auf Dauer, denke ich. Vor allem wäre ich bis dahin wahrscheinlich völlig hinüber, der Brand hätte mein Gehirn zerstört und ich würde von den anderen zurückgelassen werden. „Schön, dass du hier bist, May. Schön, dass du so wohlauf bist und auch du, Brenda. Hast dich ja schön in meiner Disco amüsiert." Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich ihn hasse? Woher weiß er denn überhaupt meinen Namen? Es ist alles gruselig und merkwürdig. „Wann können wir los?", wende ich mich einfach an Jorge und versuche somit, Marcus auszublenden. Der hat allerdings seinen Blick auf Brenda fokussiert und kann ihn nicht mehr lösen. „Brenda! Dir geht es gut!" Schon löst er sich aus seiner Starre, stürmt auf sie zu und schließt sie in die Arme. Er ist normalerweise nicht sehr emotional, doch nun merkt man wirklich, wie wichtig Brenda für ihn ist. Das rührt mich auch in einer gewissen Art und Weise, schließlich sind sie meine Familie. Eine zwar ziemlich verkorkste Familie, aber dennoch die Personen, die über Jahre immer wieder für mich da waren.

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt