Kapitel 7

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Phoebe POV

Mein Entführer hat sich zum Glück wieder ein paar Schritte von mir entfernt. Länger hätte ich das auch nicht ausgehalten, so verängstigt war ich schon lange nicht mehr. „Ok... heißt das, ich darf jetzt gehen?", frage ich vorsichtig, nachdem ich mich wieder etwas gefasst hatte. Er nickt mir nur kurz zu und packt mich dann am Arm um mich hinter sich herzuziehen. Als wir vor dem Zimmer stehen, zieht er einen Schal aus der Hosentasche. „Es ist zu riskant, wenn du siehst wo es hingeht. Tut mir leid." Mit diesen Worten verbindet er mir die Augen und ich muss mich komplett darauf verlassen, dass er mich davor bewahrt , gegen irgendetwas zu laufen.

Es kommt mir ewig lange vor, bis ich endlich in einem Auto sitze. Eine Weile muss ich noch mit verbundenen Augen fahren, bis der Junge mir die Augenbinde abnimmt. Ich blinzele kurz, bis ich mich wieder an die Helligkeit gewöhnt habe und schaue dann aus dem Fenster. Ich erkenne die Gegend, wir sind in der Nähe meiner Schule. Aufgeregt suche ich die Gegend ab, doch es ist aufgrund der späten Uhrzeit nicht mehr so viel zu erkennen. Außerdem fährt der Typ ziemlich schnell und ich habe keine Zeit, die Straßen genau zu mustern. Trotzdem hoffe ich, irgendein bekanntes Gesicht zu sehen, egal wie unwahrscheinlich es war. Die letzten Stunden kamen mir um einiges länger vor als sie tatsächlich waren und ich kann es kaum erwarten, in mein altes Leben zurückzukehren.

Einige unendlich lange Minuten später, die ich stumm neben dem immer noch Fremden sitze, sind wir endlich an meinem bzw. Mr Wilsons Haus angekommen. Kurz überlege ich, ob ich noch etwas sagen soll. Aber was? Irgendwie habe ich das Bedürfnis mich zu bedanken.

„Danke", murmele ich in Richtung des Jungen und komme mir jetzt doch ein bisschen dumm vor. Danke dass er mich gestalkt und entführt hat? Oder dafür, dass ich noch lebe?

Entgegen meiner Erwartungen bekomme ich aber keinen verwirrten oder belustigten Blick zugeworfen, sondern einen verständnisvollen. „Ich hoffe für dich, dass du das alles für dich behalten kannst.", erwidert er nur und richtet den Blick wieder gerade nach vorne, bevor er losfährt.

Unschlüssig, was ich tun soll bleibe ich noch kurz stehen und schaue dem Auto hinterher. Ich werde nichts erzählen. Wenn nicht, weil ich am Leben bleiben will, dann, weil ich nicht will, dass jemand wegen mir verletzt wird. Oder getötet. Ein Schauer läuft mir über den Rücken bei dem Gedanken an die kalten Worte des Fremden. Ich runzele die Stirn. Eigentlich ist er gar nicht so fremd. Aber ich weiß auch nicht, wie ich ihn sonst nennen sollte, denn seinen Namen weiß ich nicht. Es kam mir irgendwie komisch vor, ihn danach zu fragen.

Ach ja, bevor du mich umbringst: Könntest du mir noch kurz deinen Namen sagen, damit ich weiß, wer mir hiermit meinen Tag und wenn ich Pech habe, sogar mein Leben versaut hat?

Käme vielleicht nicht unbedingt so gut an. Erst jetzt realisiere ich, wie viel Glück ich hatte. Ich könnte jetzt auch genauso gut tot oder zu irgendwas gezwungen worden sein. Ich schaue mich noch einmal in der Straße um, bevor ich mich umdrehe und die Treppe zu unserem Haus hinauf steige. Wenn ihn mir nicht einer der komischen Typen aus der Hosentasche gezogen hat, müsste mein Hausschlüssel noch darin sein. Erleichtert bekomme ich den kleinen Anhänger, den ich mal daran befestigt hatte, zu fassen und schließe die Tür auf. Das einzige, was ich jetzt noch will ist mein Bett. Ohne meine Zeit mit Zähneputzen oder sonstiger Körperpflege zu verschwenden, lass ich mich komplett angezogen in mein Bett fallen. Ich bin einfach zu erschöpft, um mich jetzt noch umzuziehen.

Müde schaue ich auf meinen Wecker, der mir 1:37 Uhr anzeigt. Na toll, in weniger als 5 Stunden muss ich schon wieder aufstehen... Und morgen darf ich mir dann irgendetwas ausdenken, das ich angeblich gestern Nachmittag getan habe. Wie soll ich Ethan erklären, warum ich plötzlich weg war? Er wird definitiv nicht locker lassen, das weiß ich. Er kennt mich einfach zu gut und merkt sofort, wenn ich lüge.

Resigniert seufze ich und lasse mich in meine weichen Kissen zurücksinken. Während ich mir eine glaubwürdige Geschichte ausdenke, fallen meine Augen zu und ich bin einige Zeit später eingeschlafen.

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Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt - muss ich dann vor ihr gehen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt