9. Kapitel. Versenkt

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Castiel  döste an die Wand gelehnt, während Nathaniel die Augen offen hielt. Es hatte eine ganze Weile gedauert Castiel zum hinsetzen zu überreden. Nathaniel hatte ihm mindestens dreißig Mal versichern müssen, dass die Ketten die Dämonen aushalten konnten und nun schlief er seelenruhig in ihrer Mitte. Er war schon ein komischer Kauz. Er schien so viel zu wissen und Daron zu hassen, doch versteckte er sich in der Wüste. Vielleicht hatte er auf den richtigen Tag gewartet. Zwischzeitig war Nathaniel skeptisch geworden.  War er verrückt und glaubte einen wildfremden Mann, dass er sein Großvater war? Aber er kannte die Familiengeschichte und der Ausdruck in seinen Augen als er über seine Tochter gesprochen hatte, war so verzweifelt, dass es kein Mensch hätte vorspielen können. 
Um sich nicht weiter in finstere Gedanken zu stürzten, hatte er angefangen die Dämonen zu betrachten. Eine schlechte Idee, denn er musste sofort daran denken, was für einen Schaden sie in Larwenia anrichten würden. Er hatte sich also ebenfalls hin gesetzt und die Augen geschlossen, doch für einen Moment hatte er das Gefühl beobachtet zu werden. Er sah sich noch immer um und versuchte den Beobachter auszumachen. Schwierig bei so vielen Augen die einen anstarrten, doch was Nathaniel spürte, war kein hungriger  Blick, sondern intelligente Augen. Plötzlich sah er zu dem Fuchs, das konnte doch nicht sein. Sie starrten sich gegenseitig an. Ja ganz eindeutig beobachtete er ihn. Der Fuchs hatte mehrere Schwänze und ein Ritenmuster auf der Schnauze. Außerdem war er mindestens so groß wie ein Wolf und die Zähne rasirmesserscharf. Aber wie er ihn ansah, das war fast beängstigend menschlich.
Nathaniel wollte gerade Castiel wecken als er plötzlich einen Knall hörte. Das Splittern von Holz folgte promt aber hier gab es keine Fenster. Er konnte nicht sehen, was los war. Das ganze wiederholte sich einige Male und Castiel erwachte mit einem Wort auf den Lippen. "KANONENSCHÜSSE!"
Nathaniel sah ihn geschockt an.
"Wir müssen sofort an Deck!"
Sie rannten nach oben und sahen ein Schiff von Larwenia. Um genau zu sein ein Schiff von Larwenia das gerade auf sie feuerte. Und noch dazu schien ein kleiner Sturm zu toben. Die Wellen schlugen wirklich hoch, der Himmel hatte sich zu einem einzigen Grau verdunkelt und die nächste Kanonenkugel erfasste ihren Mast. Der Sturmwind tat seinen Teil dazu und er knickte um wie ein Strohalm.
"Vom Schiff runter! Sofort!", rief Castiel und Nathaniel schrie:
"Bist du verrückt? Der Sturm!"
Da deutete Castiel auf eine Große Welle die direkt auf sie zukam. Castiel sprang doch als Nathaniel hinterher wollte, wurde er von ihr erfasst und gegen das Riff geschleudert. Er klammerte sich an den riesigen Felsen, den er zu fassen bekamm und schon schlug der nächste Brecher über ihm zusammen. Nathaniel spuckte Wasser aus und ließ seinen Blick über das dunkle Meer gleiten. "Castiel!"
Er bekam keine Antwort. Verflucht das durfte nicht wahr sein. Die nächste Welle presste Nathaniel so hart gegen den Stein, dass er das Gefühl hatte, sie würde ihm die Knochen brechen. Er spuckte das salzige Meerwasser aus und klammerte sich stöhnend fest. Dieser verfluchte Sturm musste auch gerade jetzt auftauchen.
Nathaniel hörte einen schrillen Schrei den tosenden Wind durchbrechen.  Ein Matrose vom Schiff Larwenias war über Bord gegangen und wurde von den Wellen verschluckt, wie von einen Seemonster. Plötzlich begriff Nathaniel, dass es ihm genau so ergehen könnte, wenn er noch lange hier hängen blieb und wandte seinen Blick dem Ufer zu. So nah und doch so schier unerreichbar.  Ein Blitz zuckte über den Himmel und wies darauf hin, dass der Sturm bald noch schlimmer werden würde, doch in der kurzen Helligkeit entdeckte Nathaniel eine gebrochene Planke im Wasser. Er ließ sich fallen ohne lange darüber nachzudenken und schwamm fast blind durch das aufgewühlte Wasser zu der Stelle, an der er sie nun vermutete. Nathaniel klammerte sich mit vom eisigen Wasser fast taub gewordenen Fingern an dem Holz fest und versuchte das rettende Ufer zu erreichen. Nur quälend langsam kam es näher und seine Gedanken wanderten wieder zu Castiel. Er hoffte so sehr, dass er das überlebte. Er hatte noch so viele Fragen und ihn doch gerade erst kennengelernt. Ein paar Leichen trieben an ihm vorüber. Von Dämonen und Menschen gleichermassen, doch sein Großvater war nicht dabei.

Land! Sand! Endlich fester Boden unter den Füßen! Nathaniel taumelte auf kraftlosen Beinen durch das flache Wasser, eh er sich auf dem Trocknen fallen ließ. Trocken war dabei relativ, denn es regnete in strömen und der Wind blies ihm um die Ohren. Lichter kamen auf ihn zu. Soldaten Sumar-Gardos, wie er bemerkte als sie näher kamen.  Endlich etwas Hilfe. 
Nathaniel rappelte sich auf, doch wurde gleich wieder auf die Knie geschubst. Sofort waren unterschiedliche Waffen auf ihn gerichtet und einer bedrohte ihn:
"Keine Bewegung!"
Nathaniel hob beschwichtigend die Hände.
"He ganz ruhig. I.."
"Klappe!", unterbrach ihn ein weiterer und ein anderer flüsterte:
"Es hies doch 'keine weiteren Geiseln'."
Jetzt wurde es ihm aber zu bunt. "Verflucht ich bin der Freund der Prinzessin!"
Die Wachen sahen ihn skeptisch an.
"Du bist wer?'
"Sagte ich doch und ich habe nicht vor, meine Zeit zu verschwenden in dem ich mit euch diskutiere!"
Er hatte langsam verdammtnochmal die Schnauze voll und wollte endlich zu Avina.
Er sprang auf und sah die Wachen so bedrohlich an, dass keiner sich traute zuzustechen. Dann ging er einfach davon. Er musste Castiel suchen.

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt