Kapitel 5 - More than a Game

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In der Winkelgasse hatten wir doch noch einige Utensilien für Quidditch eingekauft und im Anschluss meine Uniform besorgt. So war ich nun stolze Besitzerin eines „Komet", obwohl ich in Wahrheit keine Ahnung hatte, wie man ihn benutzte. Doch wer würde bei der Gelegenheit fliegen zu lernen, nein sagen? Ich brannte schon förmlich darauf ihn auszuprobieren, auch wenn die Weasleys meinten, dass ich mich zumindest vorerst auf wichtigere Dinge zu konzentrieren sollte. So war es also gekommen, dass sie mir vor einigen Wochen, nachdem wir von der Winkelgasse nach Hause kamen, einen ganzen Stapel Bücher vor die Nase gelegt hatten. Der Stoff der vergangenen drei Jahre. Meine Gesichtszüge waren mir in diesem Moment wortwörtlich entgleist. Um das zu wissen, benötigte ich keinen Spiegel. Sie versicherten mir, dass ich jederzeit um Hilfe bitten konnte, sollte mir etwas unklar sein. Der Stoff war mehr gewesen, als ich erwartet hatte und stellte tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit dar. Abgesehen davon fehlte mir die Praxis. Es war eine Sache über Zauber zu lesen und ihre Anwendung zu lernen, aber ohne sie auch tatsächlich auszuführen, würde ich niemals auch nur ansatzweise mit den anderen mithalten können. Dumbledore hatte mir erklärt, dass ich außerhalb Hogwarts' nicht zaubern durfte, also blieb mir wohl nichts anderes übrig als diesen Part auf später zu verschieben. Dennoch versprach ich mein Bestes zu geben. Ich wollte all das hier, also würde ich das schon hinkriegen... irgendwie. Außerdem spukte in meinem Hinterkopf unweigerlich der Gedanke, dass ich mich unter gar keinen Umständen blamieren wollte. Ich wollte auf Hogwarts Fuß fassen, Freunde finden und eine gute, magische Zeit haben. Einige Male hatte ich in letzter Zeit an diesen Jungen aus der Winkelgasse zurückdenken müssen. Malfoy. An seinen Gesichtsausdruck, als sich unsere Blicke trafen. An seine Worte. Konnte es sein, dass mein Brief tatsächlich gar nicht verschwunden gewesen war, sondern man ihn vielmehr zurückgehalten hatte? Aber welchen Grund gäbe es hierfür? Ich war bloß... Alicia. Nicht mehr und nicht weniger. Jemand, der unter Muggel aufgewachsen war und rein gar nichts mit der magischen Welt zu tun hatte. Ich war quasi unsichtbar gewesen.

Das Zimmer von Ginny sollte für den restlichen Sommer auch meines darstellen. Natürlich hatte ich es nicht für mich allein, sondern teilte es mir mit der jüngsten Weasley. Sie schien anfänglich etwas zurückhaltend mir gegenüber zu sein. Nicht schüchtern, vielmehr etwas misstrauisch und ich fragte mich unweigerlich, ob es etwas mit dem Brief zu tun hatte. Aus diesem Grund hüllte auch ich mich etwas ins Schweigen, vor allem da noch alles so neu für mich war. Manchmal fragte ich sie nach einem Begriff, der mir nicht bekannt war, oder über Hogwarts. Doch sehr viel mehr sprachen wir in den ersten Wochen nicht.

Jeden Tag lernte ich mehrere Stunden, oftmals bis in die späte Nacht hinein, steckte meine Nase so tief in Bücher, dass sie beinahe schon auf den beschriebenen Seiten klebte. Und mit jedem Tag begann ich die magische Welt etwas mehr zu mögen, was nicht zuletzt an der Familie Weasley lag. Überraschenderweise hatte ich keine Probleme mir den Unterrichtsstoff zu merken und schaffte es so relativ zügig voranzukommen. Es war beinahe so, als würde ich mir bereits Gelerntes bloß wieder in Erinnerung rufen. Als hätte ich all das schon einmal gelesen. Es war seltsam und absurd, denn ich konnte mit Sicherheit sagen, dass dem nicht so war. Vielleicht aber merkte ich es mir auch nur deshalb besonders gut, weil es mich eben tatsächlich interessierte und ich nicht die Absicht besaß, aufzugeben. Es fühlte sich gar nicht mehr nach lernen an, viel mehr nach einem Streben nach Wissen, und das war ein gewaltiger Unterschied. Tagsüber mochte ich zwar lernen, abends jedoch setzten wir uns regelmäßig zusammen und die Weasleys erzählten mir die unterschiedlichsten Geschichten der magischen Welt. Ein bisschen über dieses und jenes, worüber man Bescheid wissen sollte und auch, was in den vergangenen Jahren vorgefallen war. Eine Geschichte davon war anscheinend besonders wichtig: Die von Harry Potter. Dem Jungen, der überlebt hatte. Er sollte anscheinend so etwas wie eine Berühmtheit sein und als sie zu Ende erzählt hatten, verstand ich auch, weshalb. Immerhin gab es in der Muggelwelt auch Leute, die durch Ähnliches berühmt geworden waren. Etwa weil sie etliche Blitzeinschläge überlebt hatten oder für den Sturz eines Diktators bekannt waren. Vielleicht nicht so berühmt wie Harry Potter, aber ich konnte nachvollziehen, weshalb die Geschichte für Hexen und Zauberer so wichtig war. Dieser Voldemort und seine Todesser schienen wirklich Angst und Schrecken verbreitet zu haben und unzählig viele Leute waren durch seine Hand gestorben. Kaum verwunderlich also, dass man sein Überleben als so etwas wie ein Wunder betrachtete. Wie ich im Laufe des Sommers erfahren sollte, würde ich diesen Harry Potter sogar kennenlernen, denn eines Abends saß er plötzlich mit den Weasleys bei Tisch und begrüßte mich freundlich, gemeinsam mit einer gewissen Hermine Granger. Mein erster Eindruck von ihm war ein völlig anderer als erwartet. Er wirkte so... normal. Es fühlte sich nicht so an, als würde ich einer wahrhaftigen Berühmtheit gegenüberstehen, sondern vielmehr einem Jungen, der mehr mit mir gemein hatte, als mir bewusst war. Harry begann mir sofort Fragen zu stellen, woher ich kommen würde, und erzählte mir, dass auch er bei Muggel aufgewachsen war, wenn auch nicht so lange wie ich. Seltsamerweise fühlte ich mich mit ihm von Anfang an verbunden, da wir zum Teil das gleiche Schicksal teilten, oder zumindest ein ähnliches. Er hatte seine Eltern nie wirklich kennengelernt, ich ebenfalls nicht. Er hatte den Großteil seines Lebens bei Muggeln gelebt, ich ebenso. Und so manche weitere Gemeinsamkeit. Fazit war jedenfalls, dass wir uns auf Anhieb gut verstanden. Auch Ron wurde neben ihm auf einmal etwas gesprächiger und wirkte etwas nahbarer. Hermine war wohl äußerst gut mit Ron und Harry befreundet und sollte laut ihnen auch sehr klug sein, was ich nach wenigen gewechselten Sätzen mit ihr bestätigen konnte. Sie war freundlich und hilfsbereit, bot mir sofort an, mir beim Lernen behilflich zu sein, was ich dankend annahm. Offensichtlich würden beide noch etwas länger hier verweilen. Gut so, dachte ich mir.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt