„WIR BEFINDEN UNS MITTEN IM KRIEG! WIR WERDEN KÄMPFEN BIS AUFS BLUT! WIR WERDEN UNSEREN FEINDEN DAS, WAS IHNEN WICHTIG IST, ENTREISSEN UND AUFPASSEN, DAS SIE UNS DAS, WAS UNS WICHTIG IST, NIEMALS IN IHRE FINGER KRIEGEN", schreist du, deine Waffe siegreich in die Luft reckend, während die Fraktionswechsler dich angaffen, als wärst du der Tod und das Verderben höchstpersönlich. „[Name], du verstörst die Neulinge", räuspert sich Amar - ein Ausbilder und der Captain deines Capture-The-Flag-Teams. „Das ist ein Spiel, bei dem es darum geht, die gegnerische Flagge unter euren Nagel zu reißen, bevor die Rivalen dasselbe mit eurer tun", erklärt er. „Es soll zum einen euer strategisches Denken schulen und euch zum anderen als physisches Training dienen."
Während Amar noch die Regeln erklärt, nickst du die ganze Zeit über eifrig mit, da du es kaum erwarten kannst, bis das Spiel endlich losgeht. Du stehst nun einmal drauf, mit einer Waffe durch die Dunkelheit zu rennen, deine Kontrahenten mit Farbpatronen abzuknallen und schließlich schadenfreudig mit der Flagge vor ihren Bleichgesichtern zu wedeln, nachdem du dein Team zum Sieg geführt hast. „Wie auch immer", meint Amar nun, „manche hier nehmen das hier viel zu seriös." Er wirft dir einen besorgten Blick zu, den du geflissentlich ignorierst. „Ich will noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nur ein Spiel ist und euch hauptsächlich Spaß machen soll, kapiert?" Alle nicken brav. Du nicht. Du platzt gleich vor Spaß, bevor das Ganze erst angefangen hat.
Eure Mannschaft bespricht sich kurz und jeder nimmt seine Position ein, nachdem Zeke die grell gelb leuchtende Flagge versteckt hat. Es dauert nicht lange, bis die ersten Schüsse fallen und auf dem Bein eines Mädchens neben dir eine grüne Farbbombe explodiert. Du wirfst dich gerade noch rechtzeitig zur Seite hinter einen alten, rostigen Container, der Sichtschutz vor den Feinden bietet, und landest an der Seite eines Ken-Jungen, der zu deinen Leuten gehört. Dank dem schwachen Licht, das hier in der Gegend herrscht, kannst du erkennen, dass der Typ sich erst neulich ein Lippenpiercing stechen lassen hat. Die Wunde ist nämlich noch entzündet. „Na, öfter hier?", erkundigst du dich grinsend mit den Augenbrauen wackelnd. Er sagt kein Wort und mustert dich stattdessen kritisch. „Ich bin [Name]", stellst du dich vor, da du schließlich auch irgendwann mal neue Kontakte knüpfen musst. „Eric", gibt er lakonisch zurück.
Plötzlich hört ihr Stimmen ganz in eurer Nähe und es sind nicht die eurer Kameraden. Zwinkernd legst du einen Finger auf deine Lippen und bedeutest Eric, sich ruhig zu verhalten. Dann drehst du deinen Kopf auf die andere Seite, um vorsichtig hinter dem Container hervor zu lugen, weshalb du seinen Ach-Sag-Bloß-Und-Ich-Wollte-Schon-Meine-Rasseln-Auspacken-Und-Eine-Fiesta-Feiern-Blick nicht mitbekommst. Als einer der Gegner in deine Richtung sieht, ziehst du dich zurück und drückst dich wieder gegen die Metallwand. Mit einem Kopfschütteln gibst du dem Gepiercten zu verstehen, dass es nicht sicher ist, rauszukommen. Darauf checkt er vorsichtig zu seiner Rechten die Lage, während sein Ken-Denkzentrum auf Hochtouren arbeitet, um sich einen Ausweg aus dieser Lage zu überlegen. An seinen sich aufhellenden Zügen erkennst du, dass er einen Plan hat.
„Hol die Flagge, ich lenk die Idioten ab."
„Eric, du opferst dich..."
„...für den Teamsieg."
Bevor du etwas erwidern kannst, sprintet er los. Gleich mehrere Schüsse auf einmal ertönen, aber es scheint nicht, als hätte auch nur einer von ihnen Eric erwischt. Ein leises Grinsen schleicht sich auf deine Lippen. Eric. Dieser Kerl ist dir sympathisch und du wirst dir seinen Namen merken. Du zählst dreißig Sekunden ab, prüfst dann, ob die Luft rein ist und rennst schließlich in die entgegengesetzte Richtung, wo du die Flagge vermutest. Und während du deine Kondition auf die Probe stellst, sagst du Erics drei letzte Worte gedanklich wie ein Mantra auf. Für den Teamsieg. Für den Teamsieg. Für den Teamsieg.
෴
„Eric", rufst du deinem besten Kumpel, der ein paar Meter vor dir läuft zu. Da du aus Gewohnheit weißt, dass er sich nicht nach dir umdrehen und stur seines Weges gehen wird, holst du zu ihm auf. „Eric, bitte", versuchst du, ihn zu beschwichtigen. „Das war Spaß. Ich wollte deine Männlichkeit auch nicht angreifen, als ich dir die mickrigen Kondome mit Fruchtgeschmack vor unserem gesamten Initianten-Jahrgang überreicht habe. Das war eine Mutprobe - frag Four. Ich musste sie ausführen, sonst hätte ich mit Zekes kleinen Bruder auf ein Date gehen müssen und-..." Du seufzt resigniert. „Sag doch was. Fall mir ins Wort, schrei mich an, brich' in Tränen aus. Hauptsache du äußerst dich irgendwie... bitte." Doch er straft dich weiterhin mit eisernem Schweigen.
„[Name]!!!", bellt es plötzlich, worauf du dich fragend nach hinten umdrehst. Eleanor. Die durchgeknallte Köchin, die aussieht, als wäre sie schon damals bei der Gründung der fünf Fraktionen dabei gewesen, weswegen sogar das Alzheimer einen weiten Bogen um sie macht. „Du Diebin hast dich wieder am Schokokuchen vergriffen, bevor ich die Schokoglasur auftragen konnte, mh?" Genervt verdrehst du die Augen. Die hat dir gerade noch gefehlt. „Nein, Ma'am, ich war die ganze Zeit über bei Eric. Ich weiß nichts von einem Kuchen", gibst du engelsgleich zurück, in der Hoffnung, dass die Alte dich in Ruhe lässt, damit du dich wieder mit dem Gepiercten versöhnen kannst.
„Hrm, stimmt das, junger Mann?", will Eleanor nun von Eric wissen und richtet dabei die Suppenkelle in ihrer ausgestreckten Hand auf ihn. „Und lüg' mich ja nicht an, ich weiß sofort, wenn mich jemand anlügt." Vorsichtig siehst du zu deinem Kumpel auf. „Komm schon, du musst meine Unschuld beweisen." Doch er schüttelt nur gespielt mitleidig den Kopf. „Hast du verloren, vergessen?" Mit diesen Worten fischt er die Packung mit den Fruchtkondomen aus seiner Hosentasche und drückt sie dir in die Hand. Dieser vermaledeite Mistkerl! Und während du noch ungläubig mit deiner aufgeklappten Kinnlade zuckst, packt Eleanor dich mit einem, „Fein, dann wirst du mir jetzt helfen, neuen Schokokuchen zu backen", am Arm und schleift dich hinter sich her Richtung Küche.
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„Graaaah! Jetzt nimm' deine Griffel da weg", schimpfst du, als du Erics Hand bestimmt schon zum fünfmillionsten Mal wegschlägst. Dein fester Freund lächelt dich nur träge an und tut genau das Gegenteil von dem, was du ihm gerade gesagt hast. „Eriiiiiiic", maulst du verzweifelt, während der Typ dir ein weiteres Strass-Steinchen von deinem Bustier zupft. „Du schrottest meinen Lieblings-BH, hör auf!" – „Reg dich ab, ich kauf dir 'nen neuen", verspricht er, als ein weiteres Glitzersteinchen aufs Bett, auf dem du im Schneidersitz sitzt, während der Gepiercte liegt, fällt. „Meinetwegen gleich sieben. Einen -für jeden Tag in der Woche-, den ich dir dann ausziehen werde."
Amüsiert rollst du mit den [Farbe] Augen. „Dann bist du für den Rest des Monats pleite. Weißt du wie viel ein so ein Ding überhaupt kostet?" Der Gepiercte verschränkt beide Arme hinterm Kopf und zuckt mit den Schultern. „Nicht mehr lange und ich führe mit Max und den anderen die Ferox an. Dann kriegst du meinetwegen sämtliche Vorräte aller BH-Läden hier." – „Okay", erwiderst du lachend, „ich nehme dich beim Wort." Er bekräftigt sein Versprechen mit einem feurigen Kuss und fügt erst dann ein, „Obwohl du mir ohne BH viel besser gefällst", hinzu.
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мιѕтѕтücĸ х мιѕтĸerl
FanficAls Reader wirst du in die Rolle des Miststücks schlüpfen, dir mit dem Mistkerl Eric Wortgefechte liefern und merken, dass euch beide eine innige Hass-Liebe verbindet. Klingt gut? Warte erst einmal ab, bis eure Beziehung so weit fortgeschritten ist...