Es ist nicht das erste Mal, dass ich zum Training von Borussia Mönchengladbach zuschauen gehe. Früher war ich jede Woche hier, aber jetzt lässt es mir die Schule, also um genauer zu sein das viele Lernen und die Hausaufgaben, nicht zu. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich es heute endlich mal wieder schaffe.
"Guten Morgen! Na bist du schon aufgeregt?", begrüßt mich meine beste Freundin, die ebenfalls Borussin mit voller Leidenschaft ist.
"Morgen.", lächelnd antworte ich ihr und ziehe sie in die tägliche Umarmung. "Ach Quark, nein. Wieso sollte ich aufgeregt sein? Ich weiß ja, wie so ein Training abläuft!"
Grinsend läuft sie neben mir her. Wir unterhalten uns immer recht viel. Über Jungs, Schule, aber am meisten über Fußball. Wir sind schon immer befreundet. Seit wir klein sind. Es ist halt Schicksal, wenn es sowas in der Art gibt.
"Moment mal. Wollen wir die zehn Kilometer etwa laufen?"
Schnell wird mir klar, was wir eigentlich vor haben. Ich schüttel schnell meinen Kopf und laufe mit großen Schritten zurück um meine Autoschlüssel zu holen. Ich steige ein, starte den Motor und fahre schließlich zu meiner besten Freundin vor.
"Okay, kann los gehen!", grinse ich sie an und entriegel das Türschloss. "Bereit?"
"Ja natürlich, sonst würde ich wohl kaum neben dir sitzen. Los, gib Gas!"
Gesagt, getan. Ich fahre in einem angenehmen Tempo bis hin zum Trainingsgelände der Borussia. Es dauert etwa zehn Minuten, dann sind wir da. Es ist anders als früher. Damals war ich immer mit meinem Vater hier und war erstaunt, wie die Jungs das gemacht haben mit dem Ball. Jetzt wo ich älter bin begeistert mich immer noch der Fußball, aber auch diese Idioten, die dem Ball hinterher rennen, sind sehr interessant.
"Sie sind noch nicht da.", kommentiert meine beste Freundin meine suchenden Blicke.
"Ja ich weiß, ich… wollte nur gucken, ob… auch andere hier sind."
Ich bin keine gute Lügnerin, was man vor allem an meinem Stottern bemerkt. [y/bf/n] schaut mich skeptisch an und schüttelt nur den Kopf, bevor sie mich an der Hand packt und mich hinter sich her zieht. Am Geländer bleiben wir stehen und beginnen uns ein wenig über die Spieler zu unterhalten.
"Ich frag mich immer noch, was du an Herrmann findest."
"Wie?", frage ich leicht verwirrt.
"Na ja. Er ist, meiner Meinung nach, nicht so der gutaussehendste bei uns. Ich find ter-Stegen besser."
"Danke.", sagt plötzlich eine männliche Stimme.
Ich drehe mich schnell um und fange an zu grinsen, bevor ich bemerke, dass meine beste Freundin neben mir am liebsten im Boden versinken möchte. Gerade in diesem Augenblick, als diese Worte aus ihrem Mund kamen, lief Marc-André ter-Stegen an uns vorbei. Er grinst uns an und beginnt auf Kommando von seinem Trainer zu laufen.
"Oh gott war das peinlich!", sagt meine beste Freundin aufgeregt und kneift mich aus Versehen in den Oberarm. "Tut mir leid. Oh Gott, ich kann nachher nicht mit ihm reden nach dieser Sache!"
Ich denke mir nur meinen Teil dazu und widme meine volle Achtung den anderen Spielern, die gerade das Trainingsgelände betreten. Mit einem freundlichen “Morgen” laufen sie alle an uns vorbei und kicken den Ball vor sich hin. Es sind alle auf dem Trainingsgeländer außer einer - Patrick Herrmann. Verletzt ist er definitiv nicht, denn ich wäre die erste, die das wüsste, so sehr wie ich ihn schon fast stalke.
Es wundert mich sehr, dass er nicht da ist, jedoch schaffe ich es schließlich mich auf das Training zu konzentrieren, nachdem mich meine beste Freundin mehrmals ermahnt hat.
"Dreh dich jetzt nicht um.", sagt sie auf einmal, woraufhin ich mich doch umdrehe und sofort weiche Knie bekomme.
An uns läuft mit hastigen Schritten der 1,79m große Gladbacher vorbei uns haucht nur ein kurzes “Hi” entgegen, bevor er zu Lucien Favre sprintet und ihm einen flüchtigen Vortrag zu halten scheint. Allerdings geht er nach ein paar Momenten schon zu den anderen und dehnt sich. Immer wieder schaut er zu uns rüber und immer wieder schaue ich verlegen in eine andere Richtung.
Mittlerweile sind auch andere Schaulustige an das Geländer gekommen und betrachten das muntere Treiben auf dem Trainingsgelände. Es fasziniert mich immer noch genauso wie früher, wie diese junge Meute so viele verschiedene Tricks mit dem Ball beherrschen."So Jungs. Das wars dann für heute. Verletzt euch nicht, wir haben morgen ein wichtiges Spiel. Seid pünktlich!", ermahnt der Trainer seine Schützlinge von der heutigen Lehrstunde entlässt.
Sofort machen sich die Spieler auf den Weg zu ihren Anhängern und händigen fleißig Autogramme aus und machen Fotos mit den ein oder anderen. Wir standen am hinteren Ende der langen Reihe und würden höchst wahrscheinlich erst zum Ende hin die Chance bekommen, mit den Spielern einen Smalltalk zu halten.
"Alles klar bei euch?"
"Oh.. Erm.. Ja, natürlich… Und bei dir?", antworte ich mit leicht zittriger Stimme.
"Alles in bester Ordnung, danke. Du bist zum ersten Mal hier, was?", gibt er lachend zurück während er mir auf meinem Trikot unterschreibt und sich sein Lachen mit dem Anblick der Rückennummer und dem Namen darauf breiter wird. "Du scheinst nämlich ziemlich nervös zu sein."
"Ja und nein. Also. Ich war als ich kleiner, na ja, viel mehr jünger als kleiner, gewesen bin öfter hier. Aber durch die Schule hat es dann leider nicht mehr geklappt und jetzt bin ich das erste mal seit langem wieder hier. Aber merk man wirklich so sehr, dass ich so aufgeregt bin?"
Mit einem nicken antwortet er mir stumm. Irgendwie brauche ich gar nicht nervös zu sein, bin es aber dennoch. Es ist eben nicht alltäglich, dass man mit dem Fußballer spricht, der einem wohl am meisten unter all den zahlreichen Namen interessiert.
"Na ja man merkt es schon, aber es ist jetzt nicht extrem auffällig.", gibt er nur zurück und lehnt sich gegen das Geländer. "Da bist du also Borussin mit Leib und Seele. Gefällt mir."
"Musst du nicht noch zu den anderen?", frage ich etwas verwirrt, weil er sofort zu mir und nicht zu den restlichen Fans zu meiner Linken gekommen ist.
"Die Meisten davon sind öfter hier. Und da ich dich hier zum ersten Mal sehe, bin ich eben erst her gekommen."
"Flaco lügt, er findet dich hübsch und wollte dich eigentlich auf eine Verabredung einladen.", wirft Tony Jantschke in die Runde, der eben auf dem Trikot meiner besten Freundin unterschreibt.
Leicht verdutzt schaue ich Patrick an und sehe nur, wie sich seine Wangen rot färben. Anschließend gucke ich wieder rüber zu Tony, der nur mit einem Grinsen weiter Autogramme gibt.
"Da hast du dich bestimmt geirrt.", sage ich schnell zu Tony, ehe mein Blick wieder zu Patrick schweift.
"Nein habe ich nicht."
Mit einem fiesen Grinsen lässt er mich und den anderen Borussen zurück. Es ist ein wenig unangenehm, aber eigentlich stört es mich nicht.
"Also. Würdest du mit mir ausgehen?"
Ich überlege nicht lange und gebe anschließend ein Nicken gefolgt von einem Lächeln zurück.
"Sehr gern sogar."