97) Berk

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Grobians Sicht:

Müde wälze ich mich in meinem Bett umher. Blöde Sonne. Warum muss sie auch schon so früh aufgehen und mich wecken? Laut fluchend schlage ich die Decke von mir und strecke mich. Dann steige ich aus dem Bett und ziehe mich an. Als letztes nehme ich meine austauschbare Hand von ihrem Haken und schraube sie fest. Heute Morgen habe ich mich für den großen Hammer entschieden. Gähnend mache ich mich auf den Weg zu meiner Werkstatt. Ich bringe das Feuer in Gang, dann beginne ich ein wenig aufzuräumen. Das ist mal wieder bitter notwendig, schließlich hat das früher immer Hicks gemacht. Da der nun 16 ist und einen Drachen hat, braucht er auch nicht mehr bei mir arbeiten. Er ist nun Leiter der Drachenakademie von Berk und kein Schmiedegeselle. Irgendwie fehlt mir der Junge jetzt schon. Er hat mir immer von seinen neusten Erfindungen erzählt, während er die anstehenden Arbeiten erledigte. Und er ist der Sohn meines besten Freundes. Dieser ist, so wie alle anderen Drachenreiter, aufgebrochen, um das Volk dieser komischen Vogeldrachen zu retten. Ich kann nicht verstehen, was Astrid an diesem blauen Vieh findet. Sie hatte es mit Sturmpfeil viel besser. Die konnte wenigstens kämpfen. Diese Vogeldrachen können ja gar nix. Keine Schuppen zum Schutz und nur die Krallen. Und obwohl sie ein Maul haben, sind die Zähne doch recht klein. Und nun hat Astrid sich mit diesem Shadrian verbündet. Wie in Trance gehe ich zu der gegenüberliegenden Wand und nehme behutsam die Axt von ihrem Halter. Astrids Axt. Sie hatte sie jeden Tag mit, wenn wir trainiert haben. Seit sie Sturmpfeil hat, hängt die Axt immer öfter hier, ohne genutzt zu werden. Und seit neustem hat sie ja ihr Schwert. Die Axt ist wunderschön und deshalb habe ich sie an eine junge Nachwuchsreiterin weitergegeben. Ihr Name ist Megan und sie ist Reiterin des blaugrauen Albtraums Silber. Sie durfte nicht mit. Genauso wenig wie die anderen drei jungen Reiter Toni, Fangolin und Raven. Sie alle wurden von Hicks gut ausgebildet. Toni reitet einen grün gelben Gronkel, namens Schlangenzahn und Fangolin einen Nadder in lila Tönen. Sein Name, der wie ich finde sehr passend ist, lautet Dämmerlicht. Raven ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie hat es geschafft, einen Wechselflügler zu zähmen. Liebevoll hat sie ihn Spiegelschatten getauft. Auch ein sehr nettes Mädchen. Raven und Spiegelschatten haben von Hicks extra Training bekommen, wobei sich herausstellte, dass Raven auch unsichtbar wird, wenn Spiegelschatten es tut. Sie ist für Berk sehr wichtig. Wenn sie alt genug ist, wird sie Spionage Aufträge bekommen und allein in das Gebiet der Verbannten oder Berserker fliegen. Eine gefährliche und riskante, aber auch sehr ehrenwerte, Arbeit. Dadurch wird Berk nie wieder von einem Angriff überrascht werden. Und im Kampf ist es auch praktisch nicht gesehen zu werden. Vielleicht gehe ich ja nachher noch in die Akademie und sehe den vier jungen Reitern beim Training zu. Jetzt, da Hicks nicht da ist, leitet Megan das Training. Raven war eigentlich dafür vorgesehenen, aber sie hat den Posten an Megan abgetreten und bis jetzt hat das auch gut funktioniert. Megan und Silber sind ein gutes Team und sie werden von den anderen als Anführer akzeptiert.

Langsam schlendere ich durch das Dorf. Ich bin auf dem Weg zu den jungen Reitern. Schon von weitem kann ich Schlangenzahn und Dämmerlicht durch die Luft fliegen sehen. Silber kann ich, vor dem grauen Himmel, nicht entdecken und Spiegelschatten ist vermutlich unsichtbar.

„Hallo Grobian!" höre ich plötzlich jemanden hinter mir rufen.

Ich zucke zusammen. Blitzschnell drehe ich mich um und sehe in das freundliche Gesicht von Raven. Sie grinst mich frech an und amüsiert sich anscheinend prächtig. Spiegelschatten lässt ein seltsames Glucksen hören, was einem Lachen ähnelt. Ich versuche möglichst böse drein zu schauen, aber das gelingt mir nicht.

„Hallo Raven." begrüße ich das blonde Mädchen also.

Ihr Drache knurrt und sofort ergänze ich ein „Dir auch einen Guten Morgen, Spiegelschatten."

„Na los, mein Großer." sagt Raven leise zu ihrem Drachen und tätschelt ihm seine schuppige Schnauze.

Der Wechselflügler und seine Reiterin verschwinden vor meinen Augen und ich grummele nur leise. Ich hasse es, wenn sie das macht. Das ist ein verdammt gewöhnungsbedürftiger Anblick. Ich blicke in den Himmel, wo ich nun auch Silber erkennen kann. Er und die zwei anderen Drachen machen anscheinend ein Wettrennen. Silber liegt vorn, aber Dämmerlicht ist ihm dicht auf den Fersen. Spiegelschatten wird wieder sichtbar und mischt sich unter die Anderen. Dann taucht auf einmal einer dieser Vogeldrachen auf und stürzt sich auf Schlangenzahn. Vor Schreck bleibe ich stehen und sehe gebannt zum Himmel. Spiegelschatten kommt Schlangenzahn zu Hilfe und spuckt Säure auf den Eindringling. Auch Silber kommt nun hinzu. Der Vogeldrache schreit laut auf und fliegt dann davon. Die vier jungen Reiter kommen zu mir herunter geflogen. Die Drachen landen und die Vier springen ab.

„Grobian! Was war das!" schreit Toni panisch.

„Ein Vog... Ein Quatzol." antworte ich.

Genau, so hießen sie. Aber warum greift er uns an. Dabei riskieren unsere Leute ihr Leben für ihr Volk. Ich kann das nicht verstehen. Plötzlich tauchen aus den Wolken viele weitere Quatzole auf. Mir wird klar, dass der Eine gerade nur die Vorhut war.

„Raven, flieg ins Dorf und schlag Alarm. Alle anderen versuchen, die Quatzole möglichst lange aufzuhalten." rufe ich.

Die Reiter fliegen los und stürzen sich mutig auf die Feinde. Geschätzt würde ich meinen, es sind 20 oder 30. Also eigentlich nicht so viele. Aber die Tatsache, dass unsere Drachenreiter nicht da sind, macht diese paar Quatzole zu einer großen Bedrohung. Ich hebe die Axt, die einmal Astrid gehörte und die nun Megan ihren Dienst erweist. Der erste Quatzol, ein gelbroter, stürzt sich mit einer ungeheuren Wildheit auf mich und ich schaffe es nur mit Mühe, ihn von mir fernzuhalten. Der Kampf tobt und langsam dringen sie auch ins Dorf vor. Zum Glück hat Raven es geschafft, die Anderen rechtzeitig zu warnen, so dass wir nun Verstärkung bekommen. Neben mir sehe ich immer wieder einen Freund fallen. Die Quatzole, die ich für so schwach gehalten habe, töten immer mehr von unseren Leuten. Ok, wir töten auch viele von ihnen, aber trotzdem haben wir große Verluste erlitten, als schließlich doch alle Quatzole tot sind.


Verkehrte Welt 1 - Die Kinder des Himmels [Httyd/Drachenzähmen leicht gemacht]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt