Kapitel 12. Erster Kuss

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Die Zeit ist etwas, das ich nie verstand. An manchen Tagen dauert es ewig, bis sie vergeht und an anderen kann man kaum glauben, dass sie schon wieder vorbei sind. So war es ebenfalls mit meinen Sommer- und Herbstferien. Kaum waren wir wieder Zuhause, begann die Schule und die Jungs gingen wieder auf Tour. Und kaum begann die Schule, waren auch schon wieder die Weihnachtsferien da und die Jungs kamen wieder. Und bestimmt klingt das jetzt blöd, aber ich hasse Weihnachten! Besser gesagt diese blöden Lieder. Umso witziger ist es also, wenn man mit einem Sänger befreundet ist, der die geniale Idee hatte, aus den Weihnachtsliedern eine Vampir-Rock-Version zu machen! Und als Track 01 natürlich auch noch „Maria durch ein Dornwald ging"! Er fand die Idee lustig, aber wenn man Maria heißt und das Lied in der neuen Version deinen Tod vorhersagt, dann ist es nicht mehr ganz so witzig. So saßen Silvan am Vorabend vor Weihnachten da und stritten uns.

„Ich bitte dich Maria, das Lied geht doch nicht über dich! Es ist ein Kinderlied."

„Ein Kinderlied, welches du in eine Version gewandelt hast, die kein Kind mehr hören kann! Ein Kind, dass ein uneheliches Kind bekommt und sich im Dornwald erhängt!"

„Na und? Es ist freundlicher, als die Hexenjagd!"

„Es ist ein WEIHNACHTSLIED!"

Er verdrehte die Augen.

„Jetzt komm mal runter."

Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihn schlagen sollte, doch dann fiel mir ein, dass er stärker war, als ich und ich wollte nichts riskieren. Plötzlich kam mir ein Gedanke, der mich zum lächeln brachte.

„Was grinst du so blöd?", lachte er.

„Ich habe mir nur einen Gedanken erlaubt, der mich beruhigt."

„Welcher?"

„Dass du dich nicht geändert hast. Obwohl ich jetzt weiß, was du bist, bist du noch genauso zu mir, wie vorher."

Er schaute mich einen Moment verwundert an. Seit jenen Tagen haben wir nicht mehr darüber gesprochen.

„Ich habe befürchtet, und vielleicht auch etwas gehofft, dass du es vergessen hättest, Maria. Ist es dir unangenehm?"

„Nein, keines Wegs. Erzählst du mir etwas mehr?"

„Kann ich machen. Was willst du denn wissen?"

„Wie bist du zum Vampir geworden?"

„Nun, es ist sehr langweilig. Ich wurde von 500 Jahren in eine reinblütige Vampirfamilie geboren, heißt ich stamme aus einer Familie, die sich nie mit Menschen vermischt haben. Sie bilden sozusagen das Königshaus der Vampire. Nicht jeder Vampir kann einen Menschen verwandeln. Nur wir reinblüter sind dazu in der Lage."

„Wie funktioniert das?"

„Durch einen Biss."

Unbewusst trat ich einen Schritt zurück und knallte mit dem Rücken an die Wand. Diese Reaktion schien ihn wütend zu machen, denn er kam immer näher, bis sich unsere Nasenspitzen berührten.

„Hast du Angst?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Angst, im Gegenteil, ich wollte mehr.

„Wieso schlägt dein Herz dann so schnell?", fragte er hämisch grinsend.

„ Deine Nähe, du weißt, meine Gefühle werden sich niemals ändern."

Er schaute mir in die Augen. Würde ich meinen Kopf jetzt noch einen Zentimeter vorbeugen, dann würde ich diese schönen Lippen berühren können. Es wäre meine Chance.

Rock my Life *Eingestellt*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt