Finja: Das Licht in den anderen Büroräumen war längst erloschen, als ich, noch immer tief versunken in meine Arbeit, die heute einfach kein Ende nahm, am Schreibtisch stand. Sämtliche Unterlagen vor mir ausgebreitet, stützte ich mich auf der Tischkante ab und atmete hörbar aus. "Bis morgen!", rief die letzte Arbeitskollegin, was ich mit einem kurzen "Hm." kommentierte. Mein Kopf rauchte und das nicht erst seit den letzten 3 Stunden, in denen ich eigentlich schon den Feierabend hätte genießen sollen. Ein weiteres Geräusch, irgendwo hinter mir, nahm ich nur am Rande war und konzentrierte mich voll und ganz auf den Haufen Papierkram vor meiner Nase. "So spät noch hier?", ertönte auf einmal eine tiefe Männerstimme und ließ mich, zu Tode erschrocken, herumfahren. Im fahlen Schein der Schreibtischlampe, erkannt ich einen großen Mann, der mir lässig gegenüber stand. Mir blieb nicht verborgen, dass meine Unterlagen nicht das Einzige war, was die kleine Lampe neben mir in einem guten Licht erscheinen ließ. Der Blick meines Gegenüber, ließ keinen Zweifel daran, dass er wohl darauf wartete, von mir wieder erkannt zu werden. Angestrengt suchten meine grauen Zellen nach einem Namen, der mir aber einfach nicht einfallen wollte. "Samu.", erklang seine Stimme erneut. "Sorry, ich....Der Tag war wohl einfach zu lang. Ich weiß gerade wirklich nicht, woher wir uns kennen sollten.", entgegnete ich so freundlich wie möglich. Wenn es eines gab, worauf ich heute garantiert keine Lust mehr hatte, dann war es ein Rätselspiel. "Tun wir auch nicht. Zumindest nicht direkt.", antwortete er noch immer ohne wirkliche Erklärung. Meine Augen schienen mich zu verraten und so setzte der große Blonde, wohl um mein Gemüt zu beschwichtigen, welches sich mittlerweile deutlich auf meinem Gesicht abzuzeichnen schien, ein charmantes Lächeln auf. Noch immer verstand ich nicht ganz, was genau er eigentlich hier wollte, lehnte mich aber dennoch, einigermaßen entspannt, gegen den Tisch hinter mir und sah Samu fragend an. "Ich war letzte Woche kurz hier, um einiges abzusprechen. Bei ihrem Chef, denke ich.", rückte er allmählich mit einigen Infos heraus. "Ja das ist gut möglich. Ich bin nicht bei jedem seiner Termine dabei.", antwortete ich und merkte, wie ich eine weniger entspannte Haltung einnahm. Die Art, wie er mir gegenüber stand, wie gelassen er sprach und seine Blicke mich förmlich in ihren Bann zogen, begannen an meinem, heute ohnehin eher dünnen Nervenkostüm zu zerren. Ich atmete tief durch und bemühte mich um Konzentration. "Und wie kann ich ihnen weiterhelfen?", wollte ich von Samu wissen. "Dir!", entgegnete dieser lächelnd und wartete scheinbar erneut auf eine Reaktion meinerseits. "Okay.", schnaufte ich, "Wie kann ich dir weiterhelfen?", fragte ich ihn nochmals. "Wohl gar nicht. Ich hätte noch einige Fragen, aber wenn der Chef nicht mehr im Haus ist....", erklärte er mir und ließ dabei seinen Blick durch die offenen Büroräume wandern. "Nein tut mir leid, ich bin heute die Einzige, die noch da ist.", sagte ich entschuldigend. "Und ich habe eigentlich auch noch einiges zu tun.", fügte ich hinzu, lächelte kurz und drehte, dem mir im Prinzip noch immer Unbekannten, den Rücken zu. Angestrengt überlegte ich, an welchem dieser Papiere ich zuletzt hängen geblieben war und merkte, wie mir meine Augen langsam aber sicher den Dienst quittieren. Genervt atmete ich aus und schüttelte, mehr beiläufig, den Kopf. "Vielleicht kann ich dir ja helfen?", erklang erneut Samu's tiefe Stimme. Diesmal allerdings direkt neben mir. Im Augenwinkel verfolgte ich, wie Samu sich, zu meiner Rechten, völlig entspannt an die Tischkante lehnte und seiner Arme vor der Brust verschränkte. So konnte ich unmöglich arbeiten! Ich wusste nicht, was es war, aber seine bloße Anwesenheit brachte mich allmählich aus dem Konzept. "Ihr wüsste nicht wie.", versuchte ich möglichst cool zu bleiben, was aber bereits Sekunden später daran scheiterte, dass Samu sich ein weiteres, kleines Stück zu mir heran schob. Fragend schielte ich zu ihm nach oben und richtete mich auf. "Wer lange arbeitet, sollte Pausen machen. Um die Zeit kann sich doch kein Mensch mehr darauf konzentrieren!", entgegnete Samu und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung auf den Wust an Papier vor uns. "Ich möglicherweise doch.", fasste ich meine Antwort kurz. Mein Gefühl sagte mir, dass sich das hier gerade in eine Richtung entwickelte die ganz und gar nicht meiner Natur entsprach. "Sicher? Schade! Ich hätte mit ein wenig Ablenkung dienen können.", zuckte Samu mit den Schultern. "Sag mal was willst du eigentlich?", platze ich heraus und sah Samu skeptisch an. "Ursprünglich? Oder jetzt gerade?", wollte Samu wissen und stützte sich ab, um sich im nächsten Augenblick, leicht breitbeinig, die Arme noch immer vor sich verschränkt, vor mir aufzubauen. "Jetzt gerade?", fragte ich mehr, als ich antwortete und war kaum in der Lage seinem Blick auszuweichen. Samu löste seine Arme, um sie links und rechts von mir auf der Kante des Tisches abzustützen. "Dir zeigen, dass es weitaus besseres gibt, was man um diese Uhrzeit tun könnte.", brummte mir seine Stumme entgegen. Ich spürte selbst,wie ich sprachlos nach Luft schnappte. Noch ein Stück näher kam Samu meinem Gesicht, von dem ich den Eindruck hatte, es wäre gerade in eine gewisse Schockstarre verfallen. Unmöglich schien es, nicht in diese blauen Augen zu sehen, die mich verführerisch amfunkelten. "Lass uns was trinken gehen." hauchte er gegen mein Ohr, ehe er meinen Blick erneut suchte. Völlig perplex riss ich meine Augen ein Stück auf und starre Samu entgeistert an. "Was hattest du denn erwartet, wonach ich dich frage?", hob dieser eine Augenbraue in die Höhe und sah mich erwartungsvoll an. "Ich... Also. Ja, genau das. Was solltest du mich auch sonst fragen?", antwortete ich schnell, bevor die Situation noch peinlicher wurde, als sie es ohnehin schon war. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte ich meine Hand auf seinen Unterarm und schob diesen soweit zur Seite,dass ich, an ihm vorbei, ans andere Ende des Schreibtisches gelangte. "Okay dann los!" sagte ich schnell und öffnete mit einem Handgriff meinen Zopf. "Sexy.", kommentierte Samu den Versuch,meine Haare einigermaßen in Form zu bringen, in dem ich mit den Händen kurz hindurch fuhr. Noch ehe ich dazu in der Lage war, ihm darauf zu antworten, ging er auf mich zu, griff nach meiner Hand und führte mich Richtung Ausgang. Beinahe im Vorbeigehen, schloss ich die Glastür ab, die hinter uns in Schloss fiel und folgte Samu, der seinen Autoschlüssel in der Hand, vorne weg lief.