13. Kapitel Jafar

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Vor einer Weile musste Avina schon in eine andere Kutsche steigen. Die Wüste war zuende und die Kufen nur noch hinderlich. Zwei Wachen brachten die Kutsche zurück, doch es waren immer noch zu viele. Avina zog drei kleine Steine aus ihrer Tasche hervor und betrachtete sie.  Sie hatte mal fünf, doch auf ihrer Reise bereits zwei verbraucht, bevor sie gefangen genommen wurde. Es waren außerdem kleine Steine sie reichten höchstens, um zwei Personen auszuschalten. Daron unschädlich zu machen, würde höchstwahrscheinlich einen einzelnen in Anspruch nehmen. Das Problem war nur, dass sie noch immer von acht Wachen begleitet wurden. Hätte sie wenigstens eine  Waffe, würde sie ihr Glück versuchen, doch sie durfte die Steine nicht verschwenden. Sie würde sie sicher noch brauchen, wenn sie diese Hochzeit verhindern wollte. Wenn doch nur Nathaniel hier wäre oder Will, sogar Selina würde diese Idioten in der Luft zerreißen. Nur sie war mal wieder wehrlos. Frustriert trat sie gegen die Tür und Daron klopfte von außen dagegen.
"Randalier da drinnen nicht!"
Avina streckte ihm die Zunge raus, obwohl ihr bewusst war, dass er das nicht sehen konnte. 
Wenige Minuten später veränderten sich die Geräusche unter der Kutsche. Sie fuhren nun eindeutig auf Stein und Avina konnte eine der Wachen hören, verstand jedoch leider nicht, was sie sagte. Dass die Kutsche anhielt und jemand den Riegel vor der Tür wegschob, gefiel ihr allerdings gar nicht. Daron grinste sie an.
"Aussteigen, wir sind da." 
Genau das hatte sie befürchtet und als sie blieb, wo sie war, packte Daron sie grob am Arm und zog sie aus dem Wagen. Avina versuchte sich zu wehren, was mit gefresselten Händen jedoch recht aussichtslos war.
Als sie dann neben ihm stand, sah sie sich zugegeben neugierig um. Die Gebäude waren aus hellem Stein und sie hatte noch nie so merkwürdig runde Dächer gesehen. Auch die Kleidung der Personen, die auf dem Hof standen, war für sie recht seltsam. Weite Hosen und den Kopf in Tücher gewickelt, die ihn wohl vor der Sonne schützen sollten aber sicher unheimlich warm waren. Bewaffnet waren die Wachen von hier mit Krummsäbeln oder Speeren. Mit so etwas hätte Avina niemals kämpfen können.
Daron schubste sie zwei dieser Wachen regelrecht in die Arme und sie wurde von ihnen ins Gebäude geführt. Daron folgte ihnen und schließlich gelangten sie in einen Raum, dessen Größe und Verzierungen ihn als Thronsaal kennzeichneten.
Dort, am Ende des Saals saß ein Mann mit schulterlangen blonden Haaren, untypisch für den Süden, der nun aufstand und auf sie zu kam.
Avina hatte irgendwann einmal gelernt, wie der König von Kalistien hieß, doch es wollte ihr gerade nicht einfallen und er nahm ihr das Nachdenken sowieso ab, indem er sich vorstellte.
"Das ist also die Prinzessin, du hast nicht übertrieben. Sie ist wirklich hübsch."
Er nahm Avinas gefesselte Hände in seine und küsste sie.
"Ich bin Jafar."
Avina zog ihre Hände weg und funkelte ihn böse an. Was fiel ihm eigentlich ein, auf freundlich zu tun?  Er wollte sie schließlich zwingen, ihn zu heiraten.
Jafar brachte ihr Trotz lediglich zum Schmunzeln.
"Ganz schön störrisch aber ich mag Frauen mit Temperament."
Daron grinste.
"Dann wirst du deinen Spaß mit ihr haben. Sie kann ganz schön nerven."
"Ach dagegen hab ich meine Mittel. Sie ist sicher bald so zahm wie ein Kätzchen."
"Pah", lies Avina ihrer Missgunst freien Lauf.
"Ich werde hier raus kommen und dann werdet ihr beide etwas erleben."
Jafar schüttelte den Kopf und seine grünen Augen funkelten gefährlich. "Frauen sollten hübsch ausehen und ihren Mund halten."
Er sah die beiden Wachen an.
"Los! Bringt sie auf ihr Zimmer und sorgt dafür, dass sie zurecht gemacht wird."
Avina warf ihm einen finsteren Blick zu und wurde von den Wachen weg geführt. Sie liefen einen langen Gang entlang bis einer der beiden Männer ihr die Tür aufhielt und der andere sie ins Zimmer schob. Avina sah sich um und staunte nicht schlecht.
Es war einfach riesig, nunja hier musste auch niemand heizen, im Gegenteil, es gab einen kleinen pool an einer Seite des Zimmers. Dahinter flatterten dünne Vorhänge zwischen Säulen entlang. Avina wartete bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, dann lief sie hindurch und auf den Balkon.  Vielleicht konnte sie fliehen. Hoffnung keimte in ihr auf. Der Balkon war direkt über einen kleinen see. Seerosen Blüten darauf und mit gefesselten Händen würde es vielleicht schwer, aber sie war eine gute Schwimmerin. Gerade wollte sie hinunter springen als sie eine Bewegung im Wasser wahrnahm und sich erschrocken ans Geländer drückte. Krokodile! Sie wäre beinah in einen Teich voll von Krokodilen gesprungen! Das durfte doch einfach nicht wahr seien.
Niedergeschlagen lief sie zurück ins Zimmer und schaute überrascht als dort zwei Frauen standen. Eine hatte Handtücher und die andere Kleidung in der Hand, das waren dann wohl Dienerinnen, die sie herausputzen sollten. Avina hätte sie am liebsten zu den Krokodilen befördert, doch die beiden befolgen ja nur Befehle ...

Larwenia Band 6 - Lord of Dark and DespairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt