Kapitel 8

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Aiden POV:

Seit ich Phoebe wieder weggebracht habe sind mittlerweile schon drei Monate vergangen und bis jetzt hat sie kein Wort über die Entführung und die geplante Erpressung verloren. Ich weiß das so genau, da ich einige meiner Freunde beauftragt habe, sie zwischendurch im Auge zu behalten. Da die meisten durch die Schule oder ihre Wohngegend sowieso in ihrem Umfeld unterwegs sind, ist das kein Problem. Auch ich halte mich in meiner Freizeit manchmal in ihrer Nähe auf, einfach um sicher zu gehen. Ich kann mir hier keinen Fehler mehr erlauben, sonst macht mir Luke das Leben zur Hölle.

Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es schon fast 14 Uhr ist. Vielleicht sollte ich langsam mal aufstehen... Seufzend erhebe ich mich von meinem Bett und mache mich auf den Weg ins Bad. Schnell springe ich in die Dusche, um etwas wacher zu werden. Meine Haare style ich mit der Hand ein wenig so hin, wie ich sie gut finde und ziehe dann eine Hose und ein Shirt aus dem Schrank. Für Frühstück ist es sowieso schon zu spät, also lasse ich das ausfallen. Ich nehme mir lediglich einen Apfel und beiße hinein, während ich in meine Schuhe schlüpfe.

Heute habe ich nichts vor, also beschließe ich, bei Phoebes Schule vorbei zu schauen. Einfach aus reinem Interesse.

Phoebe POV:

Der furchteinflößendste Tag meines Lebens ist jetzt schon eine Weile her, doch ich bin immer noch nicht ganz die Alte. In den letzten Monaten war ich noch ängstlicher und schreckhafter als sonst. Ich schlafe nicht mehr so gut und traue mich kaum alleine aus dem Haus. So gerne würde ich über das Geschehene mit jemandem reden, doch ich hatte bisher zu große Angst vor den Folgen. Allerdings denke ich nicht, dass mich mein Entführer und die anderen, von denen er gesprochen hat, immer noch beobachten. Sicher haben sie überprüft, ob ich in der ersten Zeit etwas erzähle, aber jetzt bin ich ihnen wahrscheinlich schon wieder egal.

Als ich gerade die Schule verlassen und schnell den ersten Bus nach Hause nehmen will, kommt mir Ethan entgegen. Er ist der einzige, der meine Lüge, Mr Wilson hätte mich angerufen, weil Mina im Kindergarten vom Klettergerüst gefallen ist, nicht wirklich geglaubt hat. Er war von Anfang an misstrauisch und ist es immer noch.

„Hey Prinzessin. Wie geht es dir? Schläfst du in letzter Zeit überhaupt noch? Deine Augenringe reichen bald bis zu deinem Kinn!", scherzt er. Ich versuche zu lächeln, was mir nicht wirklich gelingt. „Sehr nett von dir Ethan. Natürlich schlafe ich, was denkst du denn?", erwidere ich. Wahrscheinlich nicht gerade überzeugend, denn mein bester Freund betrachtet mich misstrauisch.

„Gibt es irgendetwas, das du mir erzählen willst? Du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas ist oder war. Ich weiß, das sage ich jeden Tag, aber du kommst mir zurzeit einfach nicht vor wie... du." Traurig mustert Ethan mich.

Ich kann ihm das nicht länger verschweigen, das halte ich nicht aus. Gehetzt schaue ich mich um, was ich in letzter zeit viel zu häufig mache. Aber ich kann es nicht abstellen. „Lass uns doch noch kurz etwas trinken gehen, ok?", schlage ich mit einem halbherzigen Versuch zu grinsen vor. Zum Glück stimmt Ethan zufrieden zu und wir machen uns auf dem Weg zu unserem Lieblingscafé neben der Kirche.

Aiden POV:

Als ich an der Schule ankomme, kann ich Phoebe nirgends entdecken. Auch ansonsten scheint der Hof und das Gebäude leer zu sein. Anscheinend bin ich zu spät.

„Ist jetzt auch egal", murmele ich vor mich hin, als mein Magen plötzlich anfängt zu knurren. Etwas kleines zu essen und zu trinken wäre jetzt toll. Kurz überlege ich, wo ich hingehen könnte, als mir das kleine Café in der Nähe der Kirche einfällt. Nach einem letzten Blick über den Schulhof mache ich mich auf den Weg.

Kurze Zeit später trete ich durch die große Tür in das kleine gemütliche Café und suche mir einen Tisch am Fenster. Während ich darauf warte, dass eine Bedienung zu mir kommt, sehe ich zwei Personen ein paar Tische weiter sitzen. Phoebe. Sie sitzt da mit irgendeinem Typen. Sofort höre ich etwas genauer hin, um auch jedes Detail ihres Gespräches mitzubekommen.

Phoebe POV:

Vorsichtig schlürfe ich an meinem Getränk und weiche Ethans Blick aus. „Phoebe. Du willst mir irgendwas sagen, das merke ich doch. Also rede endlich!", bittet er mich auf einmal fast wütend.

Ok, ich werde es ihm sagen. Vielleicht fühle ich mich danach ja etwas besser?

„Weißt du noch, als wir ins Kino gehen wollten? Ich war dann plötzlich weg und habe dir erzählt, dass ich wegen Mina nach Hause musste.", fange ich nervös an. Ethan mustert mich aufmerksam und nickt langsam. Ich atme einmal tief durch, bevor ich weiter rede. „Weißt du, das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Die Wahrheit ist..."

Doch an diesem Punkt halte ich erschrocken inne. Der Grund dafür? Die beiden wunderschönen und doch so gefährlichen blauen Augen, die mich wütend anstarren.


Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt - muss ich dann vor ihr gehen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt