Kapitel 6.

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Die ersten beiden Stunden Deutsch waren vorbei und ich lief zu meinem Spind. Immer noch verwirrt von Tonis Worten und deswegen leicht abwesend, stand ich vor meinem Spind. Ich holte mein Englisch- und Geschichtsbuch heraus und schloss den Spind. Liam, das war mein einziger Gedanke. Warum erzählte Toni mir sowas? Ist das überhaupt wahr? Liam wirkte auf mich immer nett. Aber ich kenne ihn ja auch nicht! Ich will ihn unbedingt besser kennenlernen!

Die Schüler traten beiseite, bildeten ein Gang und sahen eine Person verachtend an. Diese Person war keine andere, als Liam. Sein Kiefer war angespannt, seine Lippen bildeten eine Linie und seine Augen sahen hasserfüllt und wütend aus. Warum? Seit wann sieht er den so die anderen an? Er sah sich suchend um und als er mich sah, kam er direkt zu mir. Er hat nun ein leichtes Lächeln auf den Lippen, dass aber seine Augen nicht erreichte.

"Hey, Ava!", hauchte er mir ins Ohr und umarmte mich fest. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich erstarrte. Ich erwiderte nicht die Umarmung, sondern flüsterte leise: "Hey!" Er löste sich von mir und strich sich nervös durchs Haar. Ich wendete den Blick von ihm ab und starrte auf den Boden. "Treff mich in der nächsten großen Pause draußen auf der Treppe. Wir müssen reden!", sagte ich leise und ging eilig, den Kopf gesenkt. Ich ließ in einfach stehen und hatte das Gefühl, dass das falsch war. "Ava!", rief er mir hinterher, doch ich beachtete ihn nicht. Ich hörte ein scheppern und zuckte zusammen. Vorsichtig blickte ich kurz zu ihm zrück, er hatte gegen den Spind geschlagen und sah verwirrt, wütend und kurz verzweifelt aus. Dann ging er mit schnellen langen Schritten aus dem Schulgebäude und war fort. Ich sah in all diese gaffenden Gesichter und wollte am liebsten kotzen. "Habt ihr nichts Besseres zu tun, als zu gaffen?", fragte ich laut. Wow, dass war mal eine Ansage! Alle drehten sich von mir weg und unterhielten sich mit ihren Freunden. Schnell ging ich in meine Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Ich seufzte laut und Toni sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. "Alles klar bei dir?", fragte sie mich leicht besorgt. "Ja klar, alles bestens!", versicherte ich ihr und sah aus dem Fenster. "Und warum schreit Liam deinen Namen durch die ganze Schule?", fragte sie mich neugierig. Die röte schoss mir ins Gesicht und ich wendete mein Gesicht von ihr ab, damit sie das nicht mitbekam. Fieberhaft überlegte ich mir was ich antworten sollte, doch da klingelte es schon zum Unterricht und unser Lehrer kam rein.

Nach der vierten Stunde verließ ich den Klassenraum, ohne Toni zu sagen, wo ich hin wollte. Ich ging zielstrebig nach draußen und trug mein Kopf hocherhoben. Nicht so wie sonst schlich ich durch die Gänge, den Blick auf den Boden gerichtet. Ich wollte selbstsicher auftreten! Da es schon sehr kalt war hatte ich mir meine Sweatshirtjacke angezogen und stand nun am Treppenansatz. Liam stand etwas abseits unter kahlen Bäumen mit einem anderen Typen, den ich nicht kannte. Liam bemerkte mich nicht, also ging ich zu ihm. Leise stellte ich mich hinter ihn auf Zehenspitzen und legte ihm die Hände auf die Augen. Er zuckte kurz zusammen und fragte dein leise: "Ava?" Ich zog meine Hände weg und stellte mich neben ihn. Der andere Typ beobachtet das ganze aufmerksam. Liam drehte sich zu mir und umarmte mich fest. In meine Nase stieg sein Aftershave und er roch frisch geduscht. Er roch einfach umwerfend und so anziehend. Ich erwiderte seine Umarmung und flüsterte leise: "Hey!" Wir lösten uns von einander und lächelten uns gegenseitig an. Dann wendete er sich dem mir Unbekannten zu und sagte: "Jason, das ist Ava. Ava, das ist Jason." Jason lächelte mir kurz zu und sagte dann: "Hey Ava, schön dich kennen zu lernen. Ich geh dann mal!" Mit diesen Worten ging er davon und ließ mich mit Liam alleine.

"Liam erzähl mir doch was aus deiner Vergangenheit.", forderte ich ihn ruhig auf. Er sah mich nervös an und strich sie nervös durchs Haar. "Nein!", sagte er kurz angebunden. "Was willst du von mir?", fragte ich ihn neugierig. "Bin ich vielleicht nur eine von vielen, von deinen Mädchen?" Keine Reaktion. Ich sah ihn mir an, doch ich konnte keine Emotionen in seinen Augen ablesen, da er sich ein perfektes Pokerface aufgesetzt hatte. "Wir können reden, aber nicht hier!", sagte er ruhig und sah mich an. "Wenn nicht hier, dann halt gar nicht!", sagte ich kalt und wendete mich zum Gehen von ihm ab. "Warte!", sagte er und hielt mein Handgelenk umklammert. "Lass es mir dir doch erklären, aber nicht hier." Sein Kiefer sah angespannt aus, der Mund war zu einer Linie zusammen gepresst und mit seinen grünen Augen flehte er mich förmlich an, ihm eine Chance zu geben. Geh doch mit ihm, sagte meine innere Stimme. Doch die andere schrie mich an, ich solle ihn stehen lassen. "Okay, ich gebe dir 7 Minuten Zeit", sagte ich. Er zog mich mit sich zum Parkplatz zu einem dunkel blauen Auto. Aus seiner Hosentasche zog er einen Schlüsselbund heraus. Er sperrte das Auto auf und begleitete mich zum Beifahrersitz. Wie ein Gentleman öffnete er mir die Tür und schloss sie dann wieder, nachdem ich eingestiegen war. Er ging zur anderen Seite und setzte sich ins Auto. Das Auto war anders, als die, die ich davor kannte. Es hatte Flügeltüren, war ein Zweisitzer und sah verdammt teuer aus. Liam strich über das Lenkrad. Mir fiel auf, dass das Wappen in der Mitte davon ein steigendes Pferd auf einem gelben Wappen war und auf dem Lenkrad gestickt stand "King of Wonderland". Warum stand das auf seinem Lenkrad? Was sollte das bedeuten? "Ava, schnall dich an!", sagte Liam und tat es selbst. Dann konzentrierte er sich auf die Straße. Nachdem ich ihn verwirrt ansah, schnallte ich mich an. "Was hast du vor?", flüsterte ich. Er schoss aus der Parklücke mit seinem Wagen und raste vom Parkplatz. Von der Affen Geschwindigkeit wurde ich in den Sitz gepresst.

"Liam, wo willst du hin?", fragte ich ihn leicht verunsichert, da ich Angst um meine eigene Sicherheit hatte, so wie er raste. "Ich habe dir nur 7 Minuten gegeben, wegen dir verpass ich den Unterricht."

Doch er antwortete mir nicht, sondern konzentrierte sich nur auf die Straße.

The bad Boy wants MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt