1. Kapitel

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Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Schon wieder hatte ich von früher geträumt. Alle hatten mich immer wegen meiner guten Noten bewundert, jedoch wurde ich auch oft als Streberin bezeichnet. Die negativen Stimmen waren schon immer lauter in meinem Kopf gewesen, weshalb ich auch wenig Selbstvertrauen hatte. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es Zeit war aufzustehen. Murrend schlug ich die Bettdecke zurück und machte mich daran, mich anzuziehen. Dabei fielen mir sofort meine Narben ins Auge, da ich schon oft von der Erfindung Rasierklinge Gebrauch gemacht hatte. Traurig strich ich darüber und seufzte. Ich wünschte, ich würde mich nicht selbst verletzen...aber ich konnte einfach nicht damit aufhören. Oft staute sich Wut auf mich und die ganze Menschheit zu so einer großen Masse an, dass ich sie einfach entladen musste und das war meine Methode es zu tun. Ich wusste, dass es gefährlich war - viele Menschen hatten sich schon in den Tod geritzt indem sie Arterien erwischt haben - aber danach ging es mir immer besser. Als ich fertig angezogen war, wollte ich ins Badezimmer gehen, aber ich stolperte über auf dem Boden liegende Klamotten. Verdammt, warum musste ich so tollpatschig sein!? Diese Eigenschaft gehörte zu denen, die ich am liebsten aus meinem Körper verbannen wollte - also zu so ziemlich allen meiner Eigenschaften. Im Bad angekommen, kämmte ich meine Haare und musterte mich dabei im Spiegel. Ich schaute mir alles ganz genau an: mein dunkelblondes, kurzes Haar mit dem seitlichen Pony, der mir oft bis über ein Auge hing, meine haselnussbraunen Augen, meine Stupsnase (die immer ein paar kleine Pickel zierten) und meine rissigen Lippen. Ich fand mich einfach von Grund auf hässlich, nichts war an diesem Gesicht auch nur ansatzweise schön. Es gab so viele Mädchen, die eine hübschere Erscheinung als ich hatten, was vielleicht auch an ihrem Auftreten lag. Die meisten aus meiner Jahrgangsstufe hatten eher zu viel Selbstbewusstsein als zu wenig (was mich auch manchmal ziemlich nervte) und mein Selbstbewusstsein war ungefähr so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemals ein Typ in mich verliebte - also sehr niedrig. Nachdem mir mal wieder aufgefallen war, was für ein hässliches Entlein mich da jeden Morgen im Spiegel anschaute, schlurfte ich die Treppe hinunter, um zu frühstücken, murmelte meiner Mutter ein "Guten Morgen" zu und ging zur Schule. Es war der erste Tag nach den Ferien und ich war entsprechend gelaunt. Ich war schon im letzten Schuljahr nicht sonderlich beliebt gewesen und dachte, ich würde mein Dasein weiterhin mit wenig Freunden und ohne Kerl fristen. Doch es kam anders...

You Build Me Up And Then You Destroy Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt