Kapitel 1

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Halloo!

Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch :)

Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße!

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„Isabella!", hallte die krächzige Stimme meines Onkels durch das kleine Haus. Gleich darauf folgte ein starkes Husten.

Ich saß in dem kleinen Sessel, den ich, abgesehen von dem kleinen Bett an der Zimmerwand, als mein einziges Eigentum bezeichnen durfte. Es handelte sich bei beiden Dingen um Erbstücke meiner Eltern, die nach ihrem Tod an mich übergegangen waren.

Sobald die zornige Stimme meines Onkels an meine Ohren drang, sprang ich so hastig auf, dass ich beinahe wieder vorneüber kippte. Es war unklug, ihn warten zu lassen.

Schnell verließ ich mein kleines Zimmer und raffte mein Kleid, um es am schmutzigen Boden nicht noch dreckiger werden zu lassen. Zwar war dies fast nicht notwendig, da das Kleid ein altes war und mindestens eine Handbreit zu kurz, doch ich besaß nicht vieles. Und das, was ich besaß, behandelte ich mit größter Vorsicht.

Hinter meinem Zimmer wartete der dunkle und verstaubte Flur auf mich, den ich hastig durch die letzte Tür auf der rechten Seite verließ. Ein muffiger Geruch schlug mir entgegen und wie immer, wenn ich diesen unliebsamen Ort betrat, traten mir die Tränen in die Augen. Ich musste ein Husten unterdrücken.

„Isabella, du verdammtes Gör! Ich bin nicht zum Warten aufgelegt!", wetterte mein Onkel, der in der Mitte des Raumes stand und mich bedrohlich anfunkelte.

Er war in die Jahre gekommen, was nicht nur an seinen grauen Haaren ersichtlich war, sondern auch an den trüben Augen und dem faltigen Gesicht. Er war fünf Jahre jünger als es mein Vater – sein Bruder – es jetzt gewesen wäre. Wären er und meine Mutter nicht kurz nach meiner Geburt einem Raubüberfall zum Opfer gefallen – wer weiß, vielleicht würden sie dann jetzt noch leben.

Automatisch zog ich den Kopf ein. „Ja, Onkel. Entschuldige bitte", flüsterte ich und hoffte, dass er mich nicht schlagen würde.

Mein Onkel stieß ein paar Flüche aus, beließ es aber zu meiner Erleichterung dabei. Offensichtlich hatte er heute einen guten Tag. Um seine Laune nicht in die falsche Richtung zu lenken, schaute ich zu Boden, denn er mochte es nicht, wenn ich mich in seinem Zimmer umschaute.

Aus dem Grund dafür machte er kein Geheimnis. In diesem Zimmer stellte er seine Drogen her. Ich wusste, wo er sie versteckte, abgefüllt in kleinen Beutelchen, unter einigen losen Dielen im Boden. Ich wusste, dass er es tat, doch solange ich nicht davon sprach, störte es ihn nicht.

Ich fragte mich, in welche dunkle Ecke New Yorks er mich heute schicken würde, um seine Ware an Gestalten zu verkaufen, die mich in meinen düsteren Träumen verfolgen würden. Ich hatte mich daran gewöhnt, denn es war eine Arbeit, der ich schon seit vielen Jahren nachging.

Etwa zwei bis dreimal im Monat verließ ich im Schutz der Dunkelheit das kleine Haus und so würde es auch heute wieder sein.

„Nimm das und versteck es unter deinem Kleid", wies mein Onkel mich an und ich nahm mit zitternden Fingern zwei kleine Beutel aus seiner Hand, um sie schnell in einer unauffälligen Tasche an meinem schlichten Kleid verschwinden zu lassen.

Das Kleid besaß ich bereits seit fünf Jahren, doch da ich seitdem nicht mehr viel gewachsen war, konnte ich es noch immer tragen. Zwar war es nicht mehr schön, war es eigentlich nie gewesen, doch es erfüllte seinen Zweck. Und das Grau verbarg mich in der Nacht vor unerwünschten Blicken.

„Ein Mann wird auf dich warten. Nicht am üblichen Treffpunkt, sondern in der Lenox Avenue, Ecke West End. Lass dich nicht erwischen und bring mir mein Geld", orderte mein Onkel, woraufhin ich schnell nickte.

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