Männerhaushalt

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2. Tag, 15.11

Als ich aufwache, rieche ich zwar immer noch Zigaretten, aber nur noch schwach. Stattdessen rieche ich Eier und Speck. Hungrig setze ich mich auf und brauche einige Sekunden, um zu realisieren, wo ich bin.
"Ah, du bist wach! Wir wollten dich gerade wecken", informiert mich Steven von der Eckbank aus und grinst. Schnell wickele ich mich aus der Decke, wobei ich mir sicher bin, dass ich mich gestern nicht zugedeckt habe. Ich setze mich wieder auf den Stuhl und schon kommen Duff und Izzy durch die Tür, hinter der ich die Küche vermute. Izzy stellt mir eine dampfende Tasse auf den Tisch und Duff einen Teller mit Rühreiern, Speck und zwei Scheiben Toast. Ich nehme die Tasse in die Hand und rieche daran.
"Nur Tee", sagt Duff. Vorsichtig nippe ich an dem Tee. "Kamille", stelle ich fest.
"Ja, magst du kein Kamille?", fragt Slash etwas zögernd. "Doch, alles gut." Ich muss lächeln, "Danke."
Da meldet sich mein Magen wieder und ich mache mich über mein Frühstück her. "Aus Biohaltung", erklärt mir Axl, "also das Brot, meine ich." Unwillkürlich muss ich lachen, so dass ich mich fast verschlucke. Die anderen lachen auch los. Als mein Teller schließlich leer ist, stehe ich auf, nehme Teller und Tasse und marschiere einfach durch die Tür. Ich hatte richtig vermutet: die Küche.

Eine stinknormale Küche, stelle ich fest, fast schon etwas klein. Ich schaue mich um. Auf der Spüle stapelt sich das Geschirr und der Kühlschrank steht etwas offen. Links von mir ist noch mal eine Tür, sowie schräg gegenüber. Rechts von mir steht ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Auf ihm stapeln sich ebenfalls Tassen und leere Bierdosen. Vorsichtig stelle ich Teller und Tasse auf einen freien Platz ab. Da kommt auch schon Axl in die Küche.
"Entschuldige die Unordung", meint er und nimmt sich Milch aus dem Kühlschrank. Schweigend schenkt er sich einen Kaffee ein, während ich alles genau betrachte, Hauptsache nicht Axl. "Auch einen?", fragt er und ich schüttele den Kopf. Er zuckt mit den Schultern und betrachtet dann das Geschirr in der Spüle.
"Hm", murmelt er zu sich selbst, "Es würde wohl nicht schaden, das zu spülen..." "Ja", sage ich leise, doch als er sich zu mir dreht, laufe ich sofort rot an. Er grinst nur und trinkt dann einen Schluck Kaffee.
"Will mir jemand beim Spülen helfen?", ruft er dann den anderen zu, doch als diese schweigen, seufzt er nur genervt. Er kramt in einem Schrank unterhalb der Spüle herum und knallt dann siegreich eine fast leere Spülmittelflasche auf die Arbeitsfläche, sodass das Geschirr leise klirrt. "Das muss reichen", entscheidet er, nachdem er kurz den Inhalt der Flasche betrachtet hat und beginnt zu spülen.
Noch immer stehe ich in der Küche herum und weiß nicht so recht, was ich machen soll. Ich blicke aus dem Fenster zu meiner Rechten. Die Bäume haben bereits ihre Blätter verloren und bilden einen buten Teppich auf dem moosbewachsenen Waldboden. Ich könnte auch einfach wieder gehen, denke ich plötzlich. Mich bedanken und gehen, zurück zur Straße.
Axl hat begonnen, vor sich hinzupfeifen und scheint mich gar nicht mehr zu beachten.
"Soll ich helfen?", frage ich plötzlich und blicke ihn an.
Etwas überrascht dreht er sich zu mir. "Nein, alles gut, musst du nicht", erklärt er und lächelt dann, "Es ist ja nicht dein Geschirr." Ich nicke und setze mich dann an den kleinen Tisch.
"Ist eben ein Männerhaushalt hier", erklärt Axl und ich kann nicht anders, als etwas zu grinsen. Recht hat er. "Und wenn wir wissen, dass jemand kommt, räumen wir für gewöhnlich auch etwas auf. Naja, vielleicht auch nicht." Er zuckt mit den Schultern.
Ich starre weiterhin aus dem Fenster und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ich frage mich, ob sie mich gehen lassen würden, wenn ich es wollte. Doch der Wunsch, noch mehr über die Fünf zu erfahren und bei ihnen zu bleiben, hindert mich daran. Und es nervt mich. Ich rede mir ein, dass es schlichtweg eine Ablenkung von dem ist, was fast passiert wäre und ich den Schock dadurch schneller vergessen könnte.
"Du kannst so lange bleiben wie du willst." Langsam drehe ich mich zu Axl und registriere erst nach einigen Sekunden, was er da gesagt hat.
Ich blicke ihn an und er mich. "Uns ist es recht egal, wie du uns gefunden hast und was passiert ist. Aber hier passiert selten etwas Spannendes und wenn du noch bleiben willst, kannst du das gerne. Wenn du gehen willst, kannst du das aber auch jeder Zeit tun." Ich nicke mit zusammengepressten Lippen.
"Danke", sage ich. Er nickt und dreht sich wieder um, um weiterzuspülen. Die restiche Zeit schweigen wir.


Die Hütte im Wald [In Überarbeitung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt