Besser nicht zugehört

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Marco

„Sie meldet sich einfach nicht bei mir" sagte ich zu meiner Schwester und sah Nico zu wie er gerade mit meinem Schwager versuchte Fußball zu spielen. Eigentlich wollte der kleine lieber mit mir spielen, doch war ich einfach nicht in der Stimmung. „Sie hat einfach zu viel um die Ohren"-„so viel, dass sie nicht mal simple drei Worte scheiben kann?"-„Naja, vielleicht will sie dich auch nicht verletzten"-„ich verletze sie also, weil ich ihr schreibe?"-„das hab ich nicht gesagt"-„es klang aber so" ja ich war verzweifelt und Nicole machte es mit ihrem Schweigen nicht gerade einfacher. Ich hatte nun fast zwei Wochen nichts mehr von ihr gehört und der Urlaub half mir auch nicht auf andere Gedanken zu kommen. „Wie war es denn in Ibiza?"-„schön, wie immer" antwortete ich tonlos und sah sie aber dabei eindringlich an. „Der Flug war ruhig?"-„würdest du jetzt einfach aufhören vom Thema abzulenken?" meine Schwester seufzte schon fast theatralisch und stand auf „willst du noch einen Kaffee oder was anderes zu trinken"-„ein Wasser bitte". Yvonne war nicht nur meine große Schwester, sondern bis jetzt auch immer meine beste Freundin und Vertraute gewesen, gerade wenn es um Frauengeschichten ging. Doch diesmal war es als würde ich auf Granit beißen. Sie hatte mir zwar erzählt, dass es Nicole gut ginge, soweit sie es beurteilen könnte und sehr beschäftig sei, das Familienleben in die Bahn zu bringen. Ich würde zu gerne wissen um was es da genau ging, doch diese Information erfuhr ich nicht. Warum auch? Es könnte mich ja vielleicht interessieren. Yvonne stellte eine kleine Flasche Wasser vor meine Nase und setzte sich wieder mir gegenüber hin. „Hat es wert auf sie zu warten? Also, ich mein damit ... glaubst du ... also das sie, wenn sie alles geklärt hat ... mhmm ... wird sie mir nochmal eine Chance geben?"-„Ich glaube, das ihr selbst die Umstände leidtun aber sie sich gerade um das kümmert, was sie am meisten verletzt und daran hindert glücklich zu werden. Ob es sich lohnt? Das musst du alleine wissen, ich würde warten. Sie hat dich wirklich sehr gern und ich schätze, dass ist der Grund warum sie wenig an dich denkt und sich auch bei dir nicht meldet. Sie will dich nicht verletzen und sich selbst nicht. Ich würde behaupten, ob jetzt bewusst oder unbewusst weiß ich nicht, aber sie baut gerade an einer Zukunft und ich glaube, in dieser wirst du auch eine Rolle spielen"-„du sprichst wie ein Orakel"-„sorry" grinste sie mich entschuldigend an und zuckte mit den Schultern. Dann klingelte das Telefon und Yvonne musste schon wieder aufstehen. Nun saß ich da und hing meinen Gedanken hinterher und diesem Orakel. Klar würde ich auf sie warten, doch mir wäre es lieber, wenn ich zwischendurch etwas von ihr hören würde. Ich senkte meinen Kopf und rieb mir die Schläfen. Nach den wenigen Sachen, die mir Yvonne gesagt hatte, juckte es mir schon wieder in den Fingern ihr etwas zu schreiben. Irgendetwas, was sie dazu ermutigte mir einfach kurz zurück zu schreiben. Diese ganze Scheiße machte mich wahnsinnig. Vielleicht würde sie sich ja melden, wenn ich ihr schreiben würde, dass Luisa nackt in meiner Küche stand und ich sie geküsst hatte. Ich biss mir fest auf die Unterlippe und dachte an das was Marcel zum Thema gesagte. Es war ein trockenes „shit happens, kann passieren und ich würde es nicht sagen. Das bringt nur Ärger und den hatte ich direkt gerochen, als ich sie bei dir sah. Die kleine gehört genau zu den Mädels, die auch bei mir an der Club-Tür stehen und Titten raus hängen lassen, in der Hoffnung ich sehe über ihr Alter hinweg und lass sie rein" und Robin lachte sich schief. Nach der Ansage, hatte ich den Rest auch erzählt und die Meinung über Luisa blieb bestehen.

„Nicole, ich weiß auch nicht was du da machen kannst, aber das wäre natürlich echt doof gelaufen und würde den ganzen Plan zunichtemachen. Aber warum haben die nichts Genaues geschrieben über die Ablehnung?" ich musste einfach lauschen als ich den Namen hörte, es war wie ein Zwang! Yvonne war nur an der Terrassentür vorbei gelaufen, als sie das sagte und ich musste mich nun ansträngen um weiter alles mitzubekommen. „Warte mal, vielleicht ..." da war sie so weit weg, das ich nichts mehr hörte und ich stand auf. Gerade konnte ich noch sehen, wie meine Schwester in ihrem Büro verschwand und mit wenigen Schritten stand ich neben der Tür an der Wand. Was für eine Ablehnung und welche Pläne? Diese Neugierde musste befriedigt werden. „Sie macht es aber nicht freiwillig oder? ... Natürlich ging ich nicht davon aus ... ich ging schon davon aus, dass dies nur mit einer Betäubung und Zwangsjacke möglich ist ... aber natürlich scheiße wenn das Internat ablehnt ... lies doch mal den Brief bitte vor" ich versuchte das Gehörte zu verarbeiten und zu kombinieren. „Es geht also darum das sie keinen Platz haben, was natürlich schlecht ist aber auch nicht zu ändern ... nein um Gotteswillen, geh ja nicht nochmal zu der ... vielleicht findet sich ja noch ein Internat in einem anderen Bundesland ... ja ich weiß schon was du meinst ... natürlich ist es da die Frage ob dort dann ein Platz wäre ... nein, hör zu wir schauen einfach. Irgendwas wird sich da schon ergeben. Ich kümmre mich drum ... klar warum sollte ich das nicht tun? ... Quatsch das macht mir nichts aus und vielleicht hast du dann auch Zeit für etwas anderes ... naja, also es geht da um meinen Bruder" nun wurde es richtig interessant und ich hielt die Luft an. „Er hat sich bei dir gemeldet oder? ... Warum schreibst du ihm nicht zurück? ... Nein ich sag ihm das nicht ... ehrlich nicht ... mhmm ... du machst es dir selbst ganz schön schwer ... ich kann das schon verstehen aber versetze dich doch auch mal in seine Lage. Er kann ja nichts für deine Schwester ... ja es ist deine Schwester aber vielleicht würdet ihr euch da gegenseitig dennoch gut tun, wenn er dich unterstützt ... nein ... Nicole er vermisst dich nicht weniger wie du ihn" es gab ein Stich in mein Herz und ich wünscht mir, ich hätte besser nicht gelauscht. Wenn sie sich so quälte, warum durfte ich dann nicht an ihrem Leben teilhaben? Das ging mir einfach nicht in den Kopf und vielleicht war es an der Zeit, statt ihr irgendwelche Nachrichten zu schreiben, einfach zu ihr hinzugehen. Von Angesicht zu Angesicht ihr sagen was ich dachte, doch dies würde auch bedeuten, dass ich meiner Schwester in den Rücken fallen würde. Denn woher hätte ich all die Infos, wenn nicht von ihr? Ich brauchte einen besseren Plan. Gerade wollte ich mich zurück in den Garten schleichen als neben mir die Tür auf ging und meine Schwester mich leicht verwirrt anschaute und gleichzeitig sagte „du musst dich nicht entschuldigen das du weinst, ich kann es doch verstehen".

Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt