══════════════════════════ ILL HUMOUR ══════════════════════════

497 21 2
                                    

„Das reicht, ihr dürft aufhören", verkündet Eric die erlösenden Worte, die den schwer atmenden Initianten erlauben, eine Pause vom Zehnkilometerlauf zu nehmen. „Ausgenommen dir, Atwood. Du rennst weiter." Molly wirft empört die Arme in die Luft. „Hä, wieso!?" – „Weil mir deine Existenz auf die Nerven geht, also gib Hackengas!" Eric entgeht nicht, wie Tris' und Christinas Mundwinkel nach oben zucken, als Molly sich wieder maulend in Bewegung setzt. „Fünfhundert Seilsprünge, wenn ihr euch verspringt, fangt ihr von vorne an." Die Mädchen sehen ihn aus ungläubigen Augen an. „Aber wir hatten nicht mal Zeit zu verschnaufen", beschwert sich die Schwarzhaarige. „Sechshundert." – „Aber-..." – „Siebenhundert." – „Okay, okay!" Gehorsam nehmen sie die Initiantinnen jeweils ein Seil, worauf Eric sich missmutig der verbliebenen Personen besieht. Sein Blick bleibt an Peter hängen. „Hayes!" – „Ja?" – „Halt den Rand!" – „Ich habe doch gar nichts gesagt." – „Ist mir egal. Halt den Rand." Peter tut trotz seiner Verwirrtheit wie geheißen. „Der Rest: Zweikampf. – Bewegung!" 



Während sich die Sechzehnjährigen ihrer Aufgabe widmen, blättert Eric in einem Heft mit Tattoo-Vorlagen. Er überlegt schon seit geraumer Zeit, sich etwas Authentisches auf die Fäuste tätowieren zu lassen; zum Beispiel: IN. YOUR. FACE. (Ironischerweise ergibt sich die Bedeutung erst, nachdem man jemandem die Nase gebrochen hat.) Plötzlich tritt Four neben ihn. „Willst du deine schlechte Laune noch lange an den Neulingen auslassen?" – „Meine Mittelfinger würden es dir liebend gerne beantworten, wäre ich nicht so beschäftigt", erwidert der Gepiercte, eingehend den Schlampenstempel oberhalb dem Hintern irgendeiner Tussi betrachtend, um sich dann vorzustellen, wie du wohl damit aussehen würdest. Bestimmt verdammt heiß, auch wenn Eric sich hüten wird, dir das mitzuteilen. Wenn du ausrastest, endet das bestimmt wieder damit, dass er wie eine Dufttanne durch das HQ latscht, weil er sich an das Parfüm gewöhnt und vergessen hat, seine verdammte Hose in die Waschmaschine zu stopfen. Allerdings ist dies nicht der einzige Grund, weswegen er heute so mies gelaunt ist. Denn der gestrige Streit ist noch weitergegangen, nachdem du Eric in deinem Apartment erwischt hast.


Eigentlich ist euer Beef total unnötig, denn die ganze Wahrheit ist, dass Cara für Jeanine arbeitet und dem Gepiercten lediglich Information zukommen lässt. Doch das kann er dir unmöglich erzählen, denn obwohl du von der Existenz des D2-Serums weißt, kann er nicht sagen, in wieweit du in Jeanines Vorhaben involviert bist. (Matthews würde ihn zu Hundefutter verarbeiten, wenn er es wagen sollte, einen Außenstehenden in ihren Plan einzuweihen.) Also hat Eric versucht herauszubekommen, was genau du bei den Gelehrten getrieben hast, doch du hast ihm partout nichts, was er nicht schon von Cara gehört hat, verraten wollen. Als er dann aber ausgerastet ist, warst du zwar gezwungen zu reden, hast ihm jedoch vieles verschwiegen oder von unnützen Details gesprochen. Die Situation ist eben kompliziert und dem Gepiercten bleibt nichts anderes übrig, als zu leugnen, dich nicht mit Cara zu betrügen. Und es wurmt ihn, zwei verfluchte Jahre darauf gewartet zu haben, wieder mit dir zusammen zu sein, um sich dann wieder mit dir wegen solch einer Scheiße zu zerstreiten.


Four faselt unentwegt weiter und Eric verliert so langsam die Geduld, die bereits bei eurem Streit flöten gegangen ist. „Wahnsinn", kommentiert der Gepiercte ohne jegliche Gefühlsregung in der Stimme, „ich sollte für deinen Scheiß einen Kummerkasten anbringen lassen. Vielleicht schwallst du mich dann nicht mehr zu?" Fours Visage färbt sich langsam rot und in seinen Augen brennt ein Wort. ARSCHLOCH. Dennoch reißt er sich zusammen, was Eric irgendwie Schade findet. Er hätte nämlich nichts gegen ein wenig Tyson-Talk gehabt. „Das ist kein Training mehr. Du vergeudest nur unnötig ihre Energie und verausgabst sie mit deinen Strafen, die ins Nichts führen. Wenn du so weitermachst, klappen sie nächste Woche während der Aufnahmeprüfung zusammen und dann haben wir überhaupt keinen Neuzugang mehr, weil sich in Zukunft niemand mehr trauen wird, zu den Ferox zu wechseln." Von dieser Ansage wirkt Eric so beeindruckt wie ein Nazi von einer Haarbürste. „Was schlägst du vor, dass wir uns Stühle schnappen und Reise nach Jerusalem spielen? Und danach machen wir einen Massagekreis oder bringen uns gegenseitig lustige Klatschspiele bei. Ist das das Training, das du dir vorstellst?"

мιѕтѕтücĸ х мιѕтĸerlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt