Kapitel 21

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Um mich noch einigermaßen, das heißt, so gut es Newt schafft, abzulenken, laufen wir ein Stück entfernt von dem Camp ein paar Runden, um den Kopf freizubekommen. Wir reden nicht viel, denn es gibt momentan auch nicht viel zu sagen. Mit tut es momentan auch am besten, wenn ich einfach bei ihm bin und weiß, dass er hier ist und dass ich mich auf ihn verlassen kann. Dass er nun hier mit mir ist, bedeutet mir so viel. Meine Liebe zu ihm wird jede Sekunde mehr, das glaube ich wirklich und das spüre ich auch ständig. Ich weiß nicht, dass man einen Menschen überhaupt so lieben kann, doch er ist für mich da und man kann eigentlich sagen, dass ich schon in meiner schlimmsten Phase bin, wie ein Mensch, der Krebs hat und nur noch ein wenig Zeit, bis sein Leben zu Ende ist. Diese Menschen haben dann oft eine Bezugsperson, mit der man Kontakt hat und diese Person, die einem durch diese schwere Zeit hilft und Newt ist diese Person. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mensch mehr für einen tun könnte, als er es macht. Wir laufen gerade in die Richtung, sodass unsere Gesichter dem Mond zugewandt sind. Ich kann in diesem Moment nicht anders, ich muss nach seiner Hand greifen. Dieses warme Gefühl fühlen, als seine Hand meine erfasst, die Wärme, die von seiner Hand ausgeht und wie er so auch meine kalte Hand wärmt. Dann noch zusätzlich diese Wärme, die sich in meinem Körper ausbreitet, vom Kopf bis in die Zehenspitzen reicht und alles in meinen Körper zum Kribbeln bringt. Es ist ein bisschen, wie wenn man Alkohol trinken würde, damit einem warm wird und man sich durch den Alkohol glücklich fühlt, nicht mehr so viel nachdenken muss und einfach ein bisschen entspannen kann. Bei ihm ist es sogar noch stärker. Er ist wie eine Droge, allerdings eine sehr gute Droge, die nur Vorteile hat. Er berrauscht mich, lässt mich erkennen, wie schön es ist, zu leben und dass ich auf jeden Fall weiterleben will, weil er hier bei mir ist und ich in meinem Leben noch viel mehr Momente wie diesen erleben will. Von mir aus könnte ich das ständig haben. Ich will das immer und gar nichts anderes mehr, ich meine, ich bin ein Mensch, der keinen Wert auf materielle Werte legt, ich bin der glücklichste Mensch, wenn ich den Menschen, den ich liebe an meiner Seite habe. Ich merke, wie der Brand bald zurückkehren wird, es ist unausweichlich. Als er allerdings seine Finger mit meinen verschränkt, verschwindet alles Grausame in weiter Ferne. Alles Schlimme hat keine Bedeutung mehr, denn ich bin bei ihm. Ich liebe ihn. Diese Berührung, wenn du vorher schon spürst, wie dein Herz rast, da du seine Hand in deiner spürst und dann noch diese zärtliche Berührung, wenn man spürt, wie sich seine Finger zwischen deine schieben, bis du ganz engen Kontakt zu ihm hast, ist, wie wenn dir dein Herz aus dem Brustkorb springen würde, da es so schnell rast. Sogar in meinen Hals spüre ich noch den Druck, meinen Blutdruck und meinen Puls, der sicherlich momentan weit über dem Normalpuls liegt. Ich glaube, wenn man ihn messen würde, könnte man es nicht glauben. Doch ich fühle mich auf gewisse Weise wie ein Feuerwerkskörper, der all die Zeit über nur darauf wartet, angezündet zu werden und nun das Feuer eines Feuerzeugs erhalten hat. Newt ist in diesem Fall der Funken, der vom Feuerzeug auf meine Lunte der Rakete übergesprungen ist. Seine Anwesenheit und die Berührungen sind entsprechend dem Weg, der der Funke zurücklegt und dann kurz davor ist, zu explodieren, all seine bunten Farben im Himmel zu verteilen. Dazu wäre es sicherlich auch gekommen, wenn wir uns geküsst hätten. Ich sehe seine Lippen an, die ich in diesem wundervollen Schein des Vollmondes perfekt betrachten kann, erkenne die Schwingungen seines Mundwinkels und sehne mich mal wieder mit allem, was ich habe, danach, ihn zu küssen. Sie ziehen mich wie magisch an, wie wenn sein Mund ein Minuspol wäre und meiner ein Pluspol, sodass sich die Gegensätze anziehen. Ich bin kurz davor, mich ein Stück zu ihm nach vorne zu beugen, doch ich weiß, dass ich so im Endeffekt alles kaputt mache. Ich zerstöre viel mehr, als ich schaffe. In diesem Moment und vielleicht auch noch in den nächsten Sekunden, wird es mir super gehen und ich bin wahrscheinlich der glücklichste Mensch, den es gibt, doch spätestens, wenn der Brand mich das nächste Mal unter Kontrolle hat, werde ich es bitter bereuen und mich dafür hassen. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein kann, den Lippen eines Jungen zu widerstehen. Doch Newt ist einfach besonders. „May, ich fühle da immer etwas. Es ist mehr zwischen uns, als die Freundschaft, die wir die ganze Zeit teilen. Ich weiß, dass du mehr für mich empfindest und ich tue das auch. Wieso reden wir nie über unsere Gefühle? Du brauchst jemanden, der dich liebt und das brauche ich auch. Bitte, sag mir, was du über mich denkst." Seine braunen Augen fokussieren mich und ich kann sehen, dass ihn tiefe Trauer erfüllt. Er liebt mich. Ich liebe ihn. Er weiß nicht, warum ich nicht mit ihm zusammensein kann und ich kann es ihm auch nicht sagen, denn er wird sagen, dass es ihm nichts ausmacht und er einfach nur mit mir zusammen sein will, aber er wird erst merken, wie er leidet, wenn ich nicht mehr da bin und dann ist es zu spät. Ich darf das nicht. Nicht schwach zu werden, ist das Schlimmste, das ich machen kann. Mein Herz schmerzt höllisch, denn ich darf meine Liebe ihm gegenüber nicht äußern. Ich darf es nicht äußern, da ich ihn so liebe und ihn schützen muss. Er muss glücklich sein, auf Dauer, das ist das Wichtigste, das es gibt. Er wird denken, dass ich ihn nicht liebe ... Doch ich muss sagen, dass ich damit besser umgehen kann als wenn er immer leiden wird, denn da würde ich, obwohl ich dann schon tot bin, noch einmal sterben. „Es tut mir leid ...", gebe ich mit zittriger Stimme von mir. Alles tut mir leid. Ich liebe dich Newt! Mehr als alles andere auf der Welt. Seine Augen sagen aber genau das Gegenteil. 'Ich habe mich in dich verliebt und dass du sie nicht erwiderst, ist wie wenn man mich töten würde, May', sprechen sie. Es tötet mich auch. Wenn ich ihm doch nur die Wahrheit sagen könnte. Ich drehe mich um und verschwinde wieder in meinem Zelt. Innerlich fühle ich mich tot.

The Desert Cranks [The Scorch Trials/ Newt FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt