Kapitel 22

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Nach drei Filmen und einer Pizza ging Tommy nach Hause. Wir hatten noch einmal über die beiden Briefe geredet und Vermutungen angestellt, wer diese hätte schreiben können. Doch so wirklich ist uns niemand eingefallen. Jetzt lag ich auf dem Sofa und starrte an die Decke. Das Licht war ausgeschaltet, nur eine Laterne leuchtete von draußen herein. Plötzlich nahm ich draußen einen Schatten wahr, der sich durch unseren Garten bewegte. Ängstlich sah ich auf und folgte dem Schatten mit den Augen. Ich war alleine zu Hause, meine Oma war bei ihren Freundinnen. Hastig sah ich mich nach etwas um, mit dem ich den Einbrecher eventuell niederschlagen konnte, was natürlich Unsinn war, denn ich würde niemals mit einem Verbrecher fertig werden. Langsam schlich ich mich zum Fenster hinüber, versteckte mich hinterm Vorhang und spähte in den Garten hinaus. Der Schatten war nicht mehr zu sehen, alles war ruhig. Doch ich konnte mich nicht entspannen, denn ich war mir sicher, dass jemand dort draußen war.

Eine lange Zeit passierte nichts, doch dann erschien ein Gesicht direkt vor der Scheibe und sah mich an. Ich schrie so laut ich konnte. Jetzt klopfte die Gestalt auch noch gegen das Glas. Doch dann bemerkte ich, dass ich diese Person kannte. Sehr gut kannte. Nein das konnte nicht sein!

„Connor!“ flüsterte ich nach einigen Schrecksekunden. Dann riss ich die Tür auf und stürmte in seine Arme.

„Mary“ flüsterte er in mein Ohr und mir kamen die Tränen. Es tat so gut seinen Geruch zu riechen und seine Berührungen auf der Haut zu spüren. Dann lehnte ich mich zurück und sah ihn an.

„Ich hab dich vermisst! Wo warst du die ganze Zeit?“ Er lächelte mich an und küsste mich als Antwort. Ich erwiderte den Kuss und vergaß alles um mich herum. Die Tatsache, dass e so lange weg war ohne etwas zu sagen und es verdammt kalt hier draußen war. Viel zu schnell löste er sich von mir.

„Wollen wir nicht reingehen? Du stehst mit Socken im Schnee!“ grinste er. Erst jetzt bemerkte ich, warum meine Füße so kalt waren.

„Ja klar!“ hauchte ich und er nahm mich hoch und trug mich rein, um mich dann aufs Sofa zu legen. Dann zog er seine Jacke aus, danach meine Socken. Ich verkroch mich unter eine Decke und er kam zu mir um sich neben mich zu legen und seinen Arm und mich zu legen.

„Ich hab dich so vermisst Mary, tut mir so leid, dass ich dich einfach so sitzen lassen hab ohne ein Wort zu sagen, aber es ging nicht anders.“ Er nahm meine Hand in seine große weiche und streichelte mit dem Daumen über meinen Handrücken.

„Erzähl mir wo du warst!“ forderte ich. Ich merkte wie seine Muskeln sich anspannten. Ich sah ihm in die Augen, bis er anfing zu erzählen.

„Ich hab dir doch von meinem Vater erzählt. Er war auf einer Geschäftsreise, und da ist er in seinem Hotelzimmer plötzlich umgekippt und bewusstlos geworden. Zum Glück hat ein Zimmermädchen ihn gefunden und sofort den Notarzt gerufen. Im Krankenhaus hat man einen Gehirntumor festgestellt.“ Entsetzt sah ich ihn an.  „Wie geht es ihm?“ wollte ich wissen.

„Den Umständen entsprechend gut. Er wurde gestern operiert, doch die Ärzte sagen, sie können ihn nicht mehr heilen. Er hat nur noch einige Wochen.“ Er sah nach unten. Jetzt bemerkte ich die dicken Augenringe unter seinen Augen. Er musste tagelang nicht geschlafen haben.

„Als ich vor einer Woche erfahren habe, wie schlecht es meinem Vater geht, wusste ich noch nicht, dass es so schlimm sein würde. Als sie und angerufen haben und gesagt haben, dass sie meinen Vater operieren müssten, war klar, dass wir sofort zu ihm fahren würden.“

Mir kam das Telefonat in den Sinn, welches ich aus Versehen mitgehört hatte. Wenn ich bloß gewusst hätte, was dahinter gesteckt hat, dann…

„Es tut mir echt Leid, dass ich ohne ein Wort abgehauen bin, aber ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen.“

„Du brauchst dich nicht entschuldigen, Connor, ich versteh das.“ Ich sah ihn einfach nur an und ich merkte wie sich Connor etwas entspannte.

„Danke Mary. Weißt du, es ist hart jetzt auch noch meinen Vater zu verlieren. Erst meine Mutter.. Und jetzt…“ Seine Stimme versagte. „Es ist schlimm zu wissen, dass man eine Person die man liebt, nur noch einige Wochen sehen kann, und dann wird sie einfach weg sein. Und ich kann nichts tun um das zu verhindern. Ich wünschte ich hätte mehr Zeit mit meinem Vater verbracht.“

Mit einem Seufzer zog er mich näher heran. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und sog seinen Geruch ein. Ich brauchte nichts zu sagen Connor verstand mich auch so. Obwohl wir uns erst seit kurzem kannten, war zwischen uns eine große Vertrautheit entstanden.

„Und ich dachte jemand hätte dir etwas angetan!“ murmelte ich.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Naja wegen den Briefen. Sie haben gedroht dir etwas anzutun.“ Sagte ich.

„Welche Briefe?“ Connor blickte mich an.

„Ich habe Briefe bekommen. Einer war in meinem Spint und der zweite in meinem Briefkasten. Man hat mir gedroht etwas anzutun, wenn ich nicht die Finger von dir lassen würde. Und dann haben sie sogar noch dir gedroht. Ich weiß nicht wer das war. Nur Tommy weiß noch von den Briefen.“ Fasste ich kurz zusammen. In Connors Augen spiegelte sich Entsetzen wieder.

„Zeig mir die Briefe, sofort!“ ich stand auf und holte sie. Während er las verdüsterte sich sein Gesicht zunehmend. Dieses Schwein! Wenn ich den erwische, der kann was erleben!“

„Nicht Connor! Bis jetzt ist doch noch nichts passiert. Und du bist auch da, was soll schon passieren.“ Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Arm.

„Was passieren soll? Du könntest tot sein!“ Jetzt musste ich lachen.

„Jetzt übertreib mal nicht, mir geht es gut!“ Das war gelogen, doch ich wollte Connor nicht unnötig beunruhigen, er hatte genug Probleme mit seinem Vater. Immer noch wütend sah Connor mich an, doch dann musste auch er grinsen.

„Du hast ja Recht! Ich bin grad einfach total durch den Wind.“ Er lehnte sich zurück und sah gedankenverloren ins Leere. Ich betrachtete ihn dabei. Wie ich ihn vermisst hatte, seine Augen und alles. Mit einem Finger strich ich über seinen Bauch. Ich spürte die harten Muskeln unter seinem T-shirt.  Die Berührung löste ihn aus seiner Starre.

„Lass uns hochgehen!“ schlug er vor. Ich nickte zustimmend und wir gingen Hand in Hand hinauf in mein Zimmer. Dort ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Dieser Tag hatte mich echt fertig gemacht, doch ich spürte gerade nur noch eine riesen Erleichterung, dass Connor endlich wieder da war.

Connor ließ sich neben mich auf mein Bett fallen und rollte sich über mich. Nun lag er halb über mir.

„Endlich bist du wieder bei mir.“ Sagte er und nahm eine Strähne meines Haares zwischen die Finger um mit ihr zu spielen. Ich kicherte leise. Dann ließ er meine Haare fallen und wendete sich meinem Gesicht zu. Langsam kam er näher, sein heißer Atmen streifte mich und schon legten sich seine weichen Lippen auf meine. Nach einer Weile vertiefte sich der Kuss und ich merkte wie sein Atem immer schneller ging. Ich schaltete alles um mich herum aus, und konzentrierte mich nur auf ihn und die Wärme die seine Berührungen auf meiner nackten Haut verbreitete. Seine Hand wanderte an meiner Seite herunter, bis zu meiner Hüfte, wo sie kurze Zeit verweilte. Dann fuhr er unter mein T-shirt und schob es dabei ein Stück hinauf. Ich schlang meine Arme um seinen breiten Körper und fuhr mit einer Hand durch seine Haare. Ein Stöhnen entfuhr seinen Lippen und ich lächelte in den Kuss hinein. Ich  wollte, dass dieser Moment nie enden würde. Er machte mich einfach zum glücklichsten Menschen der Welt.

Doch als Connor mit seiner Hand immer höher fuhr, stoppte ich ihn. Ich war nicht bereit für mehr. Connor sah mich fragend an, und ich schüttelte den Kopf. Er nickte und zog seine Hand zurück. Ich sah einen Hauch von Enttäuschung in seinen Augen. Doch er versuchte seine Gefühle zu verdecken und küsste mich noch einmal.

Spät abends, als wir geduscht hatten, lagen wir nebeneinander unter einer Decke und redeten bis spät in die Nacht. Er hatte nur Boxershorts an und seinen nackten Körper zu berühren machte mich leicht nervös.

Connor sah mich die meiste Zeit an und seine Hand lag wie zufällig auf meinem Bauch. Als ich schließlich kurz vorm einschlafen war, küsste er mich sanft und flüsterte „Schlaf gut, Süße“. Dann zog er mich an sich heran und ich schlief sicher in seinen Armen ein.

-Kein Titel-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt