Croí agus Onóir

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Titel (irisch): Herz und Ehre

Es war in einer sternenklaren September Nacht, als er auf die Erde kam. Er hatte erneut einen Auftrag erhalten, den es auszuführen galt, was auch immer passieren mochte. Ein Blitz zuckte aus dem wolkenlosen Himmel und teilte die Erde, aus der schwarze Nebelschwaden empor krochen. Ein rotes Leuchten umgab seinen Körper, und als er umgeben von Nebel und brennendem Feuer einen Moment über der Erde schwebte, sog er die Luft tief in seine Lungen. Er war wieder im Geschäft, und er wollte für immer verdammt sein, sollte er scheitern.
Ein tiefes, wohltönendes Lachen hallte über die Klippe, und die Wogen unter ihm bauschten sich auf.
Das Gleichgewicht der Erde war gestört, und nicht weit entfernt, in einer kleinen Küstenstadt, sah Téa wie ihr Wächterglas zu leuchten begann.

Rotes Licht brach aus dem Innern des Kristalls hervor und die Fassung aus goldenem Ómra, einem seltenen Stoff, den es nur in Téa's Heimat gab, glühte schwarz auf.
"Verdammt, verdammt, verdammt." zischte sie, während sie auf bloßen Füßen aus dem Bett sprang und in das alte Zimmer ihrer Großmutter hastete. Dort lehnte ein Spiegel an der Wand, dessen Rahmen kunstvoller nicht hätte sein können. Kleine Wächter, die lebendig vor sich hintollten, Delfine, die aus ihren Wellen sprangen und wieder eintauchten, Eichhörnchen, die von Baum zu Baum sprangen, und das alles fest gehalten im Rahmen des Portals nach Caomhnóir. Dem Land der Wächter, benannt nach eben diesen Kriegern des Lichts.

Téa atmete tief durch und legte dann ihr Hand auf den Spiegel, nur um in einen gewaltigen Strudel aus Licht gezogen zu werden und kurze Zeit später in ihrem Zimmer im Palast Caomhnóir's aufzutauchen.
"Prinzessin Téa! Ihr seid zurück." rief ihre Zofe und fiel ihr um den Hals.
Téa drückte das Mädchen abwesend an sich, und blickte alarmiert auf ihr Wächterglas, in dem sich nun mehr schwarzer Nebel zu dem roten Licht mischte.
"Aber mit schlechten Neuigkeiten, Líne. Wir müssen sofort meine Eltern wecken. Benjamin ist auf die Erde zurück gekehrt."

"Das sind wahrlich schlechte Neuigkeiten die du uns bringst, Iníon. Und wir müssen etwas unternehmen." sprach ihr Vater die Gedanken aller in diesem Raum aus.
"Athair, Máthair. Ich weiß es ist eine große Verantwortung, und ich habe mein Wächterzeichen erst vor drei Aois erhalten, aber ich will diesen Auftrag übernehmen. Ich will Rayk und Eric rächen. Benjamin hat sie mir kaltblütig genommen, und ich verweise ihn zurück in die dämonische Höhle aus der er entkommen ist."
Sie hoffte so lang schon auf eine Möglichkeit sich zu beweisen, so lang schon wollte sie all ihre Fähigkeiten anwenden dürfen. Und auf Benjamin, Sataniels obersten Diener, hatte sie einen ganz besonderen Hass.

"Iníon, wir wissen wie sehr dich der Verlust deiner Freunde schmerzt." sagte ihr Mutter leise und trat zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen.
"Lasst es mich beweisen. Ich verspreche mich nicht von meinen Gefühlen leiten zu lassen." flehte Téa und als sie den Blick ihrer Mutter hin zu ihrem Vater sah, jubelte sie innerlich. Nach außen hin wahrte sie die Traditionen der Caomhnóir, verbeugte sich genauso wie die anderen Wächter es auch mussten, auch wenn der König ihr Vater war und sie es demnach nicht musste.
"Ich werde Euch nicht enttäuschen." sprach sie bewusst den Titel ihres Vaters an und sah seinen anerkennend Blick. Ihr Herz klopfte wie wild, als sie aus dem Thronsaal trat und in die Waffenkammer lief.

Sie holte ihren Bogen, der in den Wäldern Caomhnóir's gefunden, in den Werkstätten der Waldläufer geformt und im Feuer des Ómra geweiht worden war.
Mit vor Aufregung klopfendem Herzen tanzte sie durch die Waffenkammer, verließ diese dann aber und begab sich zu ihrem Zimmer, um das dortige Portal erneut zu nutzen. Ihr war die Priorität und vor allem Gefahrenstufe des Auftrags nur zu klar bewusst, denn mit Benjamin konnte man nicht spaßen. Er war mächtig, mächtiger als je einer vor ihm, und ihr Geliebter.
Doch er hatte sie verraten, ihre engsten Freunde ermordet und hatte ihr danach nur kaltblütig ins Gesicht gesehen ohne ein Wort der Entschuldigung. An diesem Tag war Téa's Herz gebrochen, ihr gesamtes vertrauen zerstört und jede Hoffnung auf eine Besserung seinerseits verschwunden.

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