Gedanken - OS

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Das Ticken der Uhr beruhigte mich, aber ich hatte trotzdem ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich war mir nicht sicher, was es war, aber ich weiß, dass es wegen ihm war. Wegen Jannis. Dieser Junge machte mich verrückt. Es war komisch geworden zwischen uns. Es war einerseits perfekt und andererseits dachte ich viel zu viel darüber nach, was alles passiert sei. Was wir gemeinsam durchstanden und wie wir uns kennenlernten. Wie wir weinten und wie wir lachten. Wie wir stritten und diskutierten. Wie wir Abstand gewannen und Pausen wollten. Wir waren so verschieden, aber trotzdem wie füreinander geschaffen, das wusste ich und ich wusste auch, dass ich diese Meinung immer vertreten werde. Egal was passieren würde. Die Interessen, Eigenschaften, Talente und Ziele unterschieden sich, aber das war das Wunderbare an unserer langjährigen Freundschaft. Wir ergänzten uns gegenseitig und halfen uns. Wir waren füreinander da, egal wann. Eines Nachts wurde mir übel und ich wusste mir nicht zu helfen. Ich schrieb Jannis, weil ich wusste, dass er für mich da sein würde. In der Tat war er das. Er ist so ein zuverlässiger Mensch. Er ist liebenswert und barmherzig, lustig und humorvoll, nachdenklich und poetisch, zuverlässig und pünktlich, nett und freundlich, süß und herzerwärmend, sympathisch und einfach toll. Die Frage, die ich mir seit Ewigkeiten stellte, war, warum ich diesen Jungen überhaupt verdiente. Ich war mir sicher, er würde mir nie weh tun oder etwas, was dem nahe kommt. Wieso ich? Ich machte viele Fehler, indem ich Leute, die es nicht verdienten, verletzte. Ich log ständig und verschwieg Probleme. Ich missbrauchte das Vertrauen vieler Leute und trotzdem war mein bester Freund ein so wundervoller Mensch, der mich akzeptierte, wie ich bin. Man muss sich einmal vor Augen halten, dass es über 7.000.000 Millarden Menschen gibt auf diesem kleinen Planeten gibt. Das Universum ist unendlich. Auf diesem kleinen blauen Planeten haben dann 7.000.000 Menschen ihr Zuhause gefunden. Jede Sekunde sterben Menschen aber es werden auch Menschen geboren. Das, was auf unserer Welt in einer Sekunde passiert, ist nicht zu glauben. Zusätzlich leben Tiere auf unserem Planeten. Alle Tiere unserer Erde wiegen gemeinsam etwa 2,2 Millarden Tonnen. Es gibt so viele Lebewesen, dass man sich die Masse nicht vor Augen halten kann. Es sind sogar rund 86% der Land- und 91% der Meereslebewesen noch gar nicht entdeckt worden. Diese Welt ist so riesig. Die Kontinente sind riesig. Europa, unser Kontinent, ist der zweitkleinste Kontinent unseres blauen Planeten. "Kleiner Kontinent" klingt winzig. Trotzdem sind es über 10 Millionen Quadratkilometer Fläche, die Europa einnimmt. Deutschland nimmt davon rund 360.000 Quadratkilometer ein. Wir haben 80 Millionen Bewohner in unserem Land. Und einer davon ist Jannis. Die Chance, dass wir uns dann kennen, ist so gering. Trotzdem kennen wir uns und das ist für mich wie ein Wunder. Er ist mein Wunder. Jeder erlebt irgendwann mal ein Wunder. Es ist unwahrscheinlich einen Nobelpreis zu kriegen oder mit dem Flugzeug abzustürzen. Aber all die unwahrscheinlichen Dinge zusammengefasst, ergeben eine große Wahrscheinlichkeit, dass jedem einmal ein Wunder passiert. Meins war, dass ich Jannis kennenlernte. Ich war so dankbar für all das, was er für mich tat, aber fühlte mich doch so leer, weil ich oft daran dachte, dass ich ihm nicht viel bedeuten würde und dass ich nichts Besonderes für ihn sei. Ich erzählte es Freunden, die ihn ebenfalls gut kannten. Sie probierten es mir auszureden, doch der Gedanke kam immer wieder und wieder. Er verfolgte mich nun schon eine Weile. Dieser Gedanke, dass ich meinem Wunder nichts bedeuten würde, war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Ich weinte oft um ihn, weil ich Angst hatte ihn zu verlieren, Angst hatte, etwas falsch zu machen oder eben, weil ich Angst hatte, ihm unwichtig zu sein. Im Hinterkopf war mir klar, dass ich ihm etwas bedeuten muss, weil er sonst keinen Kontakt mit mir hätte und so viel Zeit mit mir verbringen würde, allerdings hatte ich das Gefühl, vermittelt zu bekommen, dass er mich liebt, so wie ich ihn liebe, bisher nie erleben dürfen. Entweder war ich zu blind, um es zu bemerken oder es steckte ein wenig Wahrheit dahinter und ich bedeutete ihm nicht viel. Ich begann zu weinen und schaute auf meine Uhr. Eine Stunde war bereits vergangen und mein Gefühlschaos war komplett. Auf der einen Seite war ich unglaublich glücklich, ihn zu haben, weil die Wahrscheinlichkeit, ihn zu kennen, so unfassbar niedrig ist, jedoch war ich auf der anderen Seite voller Angst, Unsicherheit und Trauer. Nachdem ich mit der weichen und warmen Oberfläche meiner rechten Hand meine Tränen wegwischte, vibrierte mein Handy, welches ich in der Hand hielt und gerade weglegen wollte. Nachricht von Jannis Wow... War das ein Zufall oder wusste er wieder, dass etwas nicht stimmte, weil ich zuvor anders geschrieben hatte, als ich es sonst tat? Er fragte mich, wie es mir ging und ich antworte, dass es mir gut ginge und log. "Mir geht's gut.", ist doch oft eine Lüge. Fast immer. Wieso sagt man, dass es einem gut geht, obwohl man gerade in Tränen zusammenbrechen könnte und man sich nicht wohlfühlt? Und wieso sagt man, wenn man sagen will, dass etwas nichts schlimm war "Alles gut"? Es gibt keinen Moment, in dem 'alles gut' ist. Es gibt immer Probleme und Gedanken, die einen beschäftigen. Warum sind Menschen nicht einfach ehrlich? Und wenn sie ehrlich sind, werden sie verurteilt und sind "aufmerksamkeitssuchend". Mir war klar, ich verstand Menschen noch nie, aber das war eines meiner größten Rätsel. Ich öffnete Whatsapp und bekam die Nachricht von Jannis, die mich von der einen, auf die andere Sekunde wieder glücklich machte : "Ich sitze im Zug."
Mir lief erneut eine Träne über meine leicht gerötete Wange. Diese Träne war jedoch aus Freude. Ich antwortete : "Ich freue mich schon auf deine Umarmung. Gute Nacht."
Ich knipste die Nachttischlampe aus und freute mich auf den darauffolgenden Tag. Das Wiedersehen mit meinem besten Internetfreund Jannis.

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⏰ Last updated: Oct 15, 2016 ⏰

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'I am fine'Where stories live. Discover now