In der Arena - 5

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Kapitel 5

"Ich kann nicht mehr Shiva", keucht Zoe. "Dann komm, ich nehm dich Huckepack", sage ich ebenfalls nach Atem ringend. Ich schwinge sie auf meinen Rücken und renne so gut ich kann weiter. "Ist es noch weit?", fragt sie in die Stille. Ich kann nicht sagen, wie lange wir so gerannt sind. Wir sind durch den Tunnel in meinen Abschnitt gehetzt und immer weiter geradeaus. "Wir sind schon so weit vom Tunnel entfernt, reicht das nicht?" "Ja... ich... denke... schon" Ich setze sie wieder ab und sinke zu Boden. "Nicht zusammenkrümmen. Sonst kannst du noch schlechter atmen. Sie nimmt meine Hände und hält sie mir über den Kopf. "Woher... weißt... du...-" "Nein. Nicht reden. Ich weiß sowas, weil sich ja niemand um mich gekümmert hat. Ich musste allein zurecht kommen." In dem Augenblick schleicht sich mir der Gedanke ein, dass sie es vielleicht ja doch auch allein hier raus schaffen würde. "Danke." "Gerne..." "Wäre Heath nicht gewesen, hätten wir nicht fliehen müssen", flüstere ich grimmig. "Nein! Wäre Heath nicht gewesen, hätten wir überhaupt nicht fliehen können, oder wären bereits tot. Er hat vielleicht sein Leben für uns gelassen und du sagst sowas?" Schuldbewusst sage ich: "Tut mir leid." "Denkst du, dass er tot ist?" Er war stark und groß. Auch wenn sein Angreifer noch mehr Muskeln hatte, hatte Heath doch irgendwo noch Chancen. Halt! "Nein, das kann nicht sein! Die Todesopfer werden doch von dem Podestmensch genannt. Er ist nicht tot!" Freude und Hoffnung keimt in uns auf. "Wir müssen zu ihm!" "Nein. Zoe, hör zu. Wenn dir das so wichtig ist, sehe ich nach ihm. Aber du bleibst hier und versteckst dich, damit dir nichts geschieht." "Aber..." "Kein aber! Wir haben keine Zeit für sowas." Sie nickt widerwillig und versucht auf einen Baum zu  klettern. "Uff." Sie rutscht immer wieder ab, was aber wirklich niedlich aussieht. "Warte ich helfe dir." Ich drücke sie nach oben und wende mich von ihr ab.

Ich laufe die Strecke zurück immer weiter Richtung Tunnel. Grade am Tunnel angekommen höre ich einen Schrei. Mein erster Gedanke - Zoe. Aber nein der Schrei kam von vorne und war zu mindestens zwei Oktaven zu tief für Zoe's piepsige und doch ruhige Stimme. "Heath." Mein Tempo fährt zu Höchstformen auf und im nächsten Moment stehe ich schon auf dem Anfangsplatz. "Heath!", schreie ich. Er liegt vor mir auf dem Boden blutend, aber am Leben. Ich knie mich neben ihm hin und lege ihn grade auf den Rücken. Wäre Zoe doch nur mitgekommen, sie wüsste was zu tun wäre. "Shiva..." "Ja, ich bin hier." Mir reichts. Meine Nerven sind am Ende. Mir kommen die Tränen. All die Trauer, all die Wut, die sich seit Anfang dieser Albträume und Kämpfe angestaut haben heule ich mit einem Mal aus mir raus. "Nicht weinen, kleine... Ich sterbe nicht so schnell." Das war's wohl für ihn-" "Nein! Podestmensch irrt sich. Du wirst nicht sterben. Das lass ich nicht zu!", schluchze ich. Immerhin ist er der Erste und Einzige, der mich und Zoe beschützt hat und nochmal beschützen könnte. Ein Grinsen umspielt seine Lippen. Werde ich jetzt total verrückt? Er liegt im Sterben und das amüsiert ihn auch noch? "Sharky Melode ist tot." "Sharky?" Ich blicke auf Heath hinab. Tot? Nein. "Was...?" "Er hatte ein Messer dabei. Ich konnte es mir schnappen und ihn erstechen. Sieh mal hinter dir nach", wispert er mühevoll mit erstickter Stimme. Hinter mir liegt der tote brutale Kerl von ebend, aus dessen Brust ein Messergriff ragt. Mir wird schlecht. "Das warst du?" "Hier heißt es nun mal: Töte oder werde getötet." Er stöhnt auf, als er sich aufsetzen will. "Komm ich bring dich zu Zoe, sie wird wissen was zu tun ist und du bist bei uns sicherer." Das Einzige Zeichen der Zustimmung, das ich von ihm bekomme, ist ein leichtes behutsames Nicken. "Dir gefällts wohl nicht beschützt werden zu müssen? Tja, hat dein Ego ausnahmsweise keine Wahl." Ich helfe ihm hoch und stütze den Brocken so gut es geht. "Ich kann für mich alleine sorgen" "Achja? soll ich dich mal loslassen?" "Hmpf." "Brummen hilft dir nichts, genauso wenig wie mir", lache ich. "Na gut. Lass uns schnell verschwinden. Bevor noch jemand kommt." Ich humple mit ihm zu meinem Tunnel bis hin zu meinem Wald.

"Du bist ganz schön schwer." "Und du jammerst ganz schön viel rum." Das reicht. Ich versuch ihm hier zu helfen und er meint, ich jammere? Egal. Das ist jetzt unwichtig.  Ich beiße auf meine Lippe, damit ich nicht zurückschimpfen kann und nehme den Rest meiner Kraft zusammen um ihn weiterzuschleppen, bis wir bei Zoe ankommen würden.

Hunted - Gefangen. Gejagt. Gebrochen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt