Kapitel 1

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Hey Sophia, alles klar bei dir? Du warst so komisch gerade im Unterricht", wollte Anna wissen. Ich sagte ihr, das alles in Ordnung sei, aber sie glaubte mir natürlich nicht.
Mir liefen Tränen die Wange runter und ich wusste nicht wieso. „Sophia, alles okay?", fragte sie deswegen noch mal besorgt nach. „Ja ich hab nur nachgedacht." „Dann muss das aber ein trauriger Gedanke gewesen sein." Ich wollte nicht darüber reden und wollte das Thema wechseln. „Marie kommt. Ich hab da jetzt wirklich kein Bock drauf. Die sucht doch eh bloß was zum lästern", meinte Anna. Marie ist die größte Zicke die es in der Schule gibt und hat sämtliche Gerüchte in der Schule verbreitet. „Hey Sophia, ich hab gehört dass du in Herrn Timpler verliebt bist, stimmt das?", fragte sie mich zickig. Ich sagte ihr, dass mein Liebesleben sie nichts angehen würde. Komischerweise genügte ihr das als Antwort und verschwand.
Ich konnte nicht verstehen wie man mit Marie befreundet sein kann. Ich ging Richtung Schulhof als Herr Timpler mich rief: „Hey Sophia warte mal bitte." „Was gibt es denn?", fragte ich hoffnungsvoll. „Ich wollte mal kurz mit dir reden, wenn es in Ordnung ist." Wir setzten uns in einem Raum an einen kleinen Tisch, als es zur dritten Stunde klingelte und ich jetzt eigentlich bei ihm Unterricht hätte. „Du weißt warum wir hier sind?" Natürlich wusste ich warum. „Weil ich Sie liebe und das nicht geht." „Ganz genau. Sophia du bist ein nettes und hübsches Mädchen, das gebe ich zu, aber ich könnte nie etwas mit dir anfangen. Auch wenn ich es wollte." Hatte er wirklich gesagt, dass ich hübsch bin und er gerne eine Beziehung mit mir wolle? Ich konnte das nicht glauben. Ich stand auf und lehnte mich an eine Wand. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, doch ich schaffte es nicht. Herr Timpler bemerkte es und stand ebenfalls auf. Er kam auf mich zu und ich drehte mich weg. Ich schämte mich für meine Tränen. „Bitte, ich möchte nicht, dass du wegen mir weinst." Ich spürte wie er seine Hand auf meine Schulter legte und mich in seine Richtung drehte. Jetzt standen wir da ganz nah an einander. Ich konnte es nicht mehr aushalten und brach zusammen. Ich setzte mich hin und weinte noch mehr. Herr Timpler setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Nach 10 Minuten hatte ich mich etwas beruhigt blieb aber trotzdem weitere 10 Minuten in seinem Arm liegen. Obwohl er schon ein Jahr mein Klassenlehrer war, waren wir uns noch nie so nah, wie in diesem Moment. „Ist alles wieder ok?", fragte er mich sichtlich besorgt und ich nickte. Wir guckten uns an und dann passierte es. Ich habe ihn einfach geküsst, nur das schlimmste war, dass er meinen Kuss erwidert hatte. Ich war so schockiert, dass ich aufstand und raus rannte.
Vor lauter Tränen sah ich nur noch verschwommen und rannte die Treppe hoch. Doch ich übersah eine Treppenstufe und stürzte. Vor lauter Schmerzen weinte ich noch mehr. Herr Timpler hörte dies und kam schnell zu mir gelaufen. Ich wollte nicht das er mir hilft doch er tat es einfach. Ich war zu schwach um aufzustehen, deshalb half Herr Timpler mir mich auf die Treppe zusetzen. Er setzte sich neben mich und versuchte mich zu trösten doch ich blockte ab, weil ich keine Hilfe von ihm haben wollte. In einer viertel Stunde würde es zur fünf-Minuten-Pause klingeln und alle Schüler und Schülerinnen würden sehen, dass ich geweint habe und mich auslachen, doch dann rief Herr Timpler einen Krankenwagen. „Warum helfen Sie mir?", fragte ich unsicher. ,,Weil ich möchte, dass es dir gut geht und ich dich nicht traurig sehen kann." Es war schon irgendwie süß, wie er sich sorgen machte und sich um mich kümmerte. Jedoch blieb eine Frage noch offen. „Wieso haben Sie ihn erwidert?" Es kam mir so vor, als wäre es eine halbe Ewigkeit still gewesen.Wahrscheinlich wusste er nicht was er sagen sollte. „Ich weiß es nicht. Es ging so schnell und..", versuchte er zu erklären. Die Sirene vom Krankenwagen unterbrach ihn jedoch. Herr Timpler ging runter und kam eine Minute später mit den Sanitätern zurück. Sie halfen mir auf eine Liege und als wir auf dem Weg ins Krankenhaus waren rief ich meine Eltern an und sagte ihnen, dass sie ins Krankenhaus kommen sollen. Ich versuchte mich zu entspannen doch es ging nicht, da der Schmerz zu groß war. Nicht nur in meinem Fuß sondern auch der seelische Schmerz. Wir waren innerhalb von ungefähr 10 Minuten da. Nach dem Röntgen warteten auch schon meine Eltern auf mich. Der behandelnde Arzt klärte meine Eltern auf, da ich zu müde dafür war und nur noch schlafen wollte.

Ich wachte zu hause auf der Couch wieder auf. Ich setzte mich auf und nahm mein Handy vom Tisch. Ich hatte zwei Nachrichten und eine Freundschaftsanfrage auf Facebook. Die Anfrage war von Dima Timpler, genauso wie eine Nachricht. Die andere Nachricht war von Anna.

Anna: Hey süße wo bist du? Warum bist du nicht mehr in der Schule?
Ich schrieb zurück: Hey ich bin jetzt zu hause ich war im Krankenhaus ich ruf später mal an.

Ich nahm seine Anfrage an und las dann seine Nachricht.

Dima: Sophia, das mit dem Kuss tat mir sehr Leid nur ich konnte einfach nicht widerstehen als du da neben mir saßt.
Ich zurück: Nee, ich muss mich entschuldigen Sie haben ja gesagt, dass wir es nicht dürfen und ich habe es trotzdem gemacht.

Meine Mutter kam herein und brachte mir einen heißen Kakao. Ich fragte sie, ob sie mir das Telefon reichen könne und rief Jana-Luca an um mich zu erkundigen wie es ihr ging, weil sie schon seit einer Woche nicht mehr in der Schule war. Ihre Mutter teilte mir mit, dass sie eine Mittelohrentzündung habe und deswegen im Krankenhaus sei. Kurze Zeit später rief ich auch Anna an und berichtete ihr was alles geschah. Sie zeigte zwar nicht viel Mitleid, aber ich wusste, dass ihr das sehr leid tat. Wir telefonierten noch bis um 19 Uhr, da es fünf Minuten später Abendessen gab. Anschließend ging ich ins Bett.

Den Rest der Woche hatte ich Herr Timpler ignoriert, bis er am Montag in der Pause zu mir kam. „Sophia, wir können uns jetzt nicht die restliche Zeit bis zu den Winterferien ignorieren." „Also ich kann es schon." Erpackte mich an die Schulter, als ich mich umdrehen wollte. Die Pause war seit einigen Minute schon vorbei und keiner war mehr auf dem Flur. Herr Timpler kam auf mich zu und küsste mich. Einfach so ohne Grund. Er ließ mich los und ging weg. Ich war verwirrt. Mir flogen so viele fragen durch den Kopf:
Warum hat er mich geküsst? Hatte es eine Bedeutung? Liebte er mich auch? Sollte ich ihn weiter ignorieren? Wenn ja, was passiert dann?

Ich machte mich auf den Weg in den Unterricht. Zum Glück war die Lehrerin noch nicht da. Die zwei Stunden kamen mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Ich konnte mich nicht eine einzige Sekunde auf den Unterricht konzentrieren und war froh, als es zwei Stunden später zur Pause klingelte. Den größten Teil der Pause verbrachte wir draußen mit reden, weil uns dort niemand hören konnte. Zu dieser Jahreszeit war selten jemand auf dem Schulhof. Die letzten 15 Minuten wollten wir im Gebäude verbringen und uns aufwärmen. Als wir aber auf den Weg nach drinnen waren kam Herr Timpler uns entgegen. „Kommst du mal bitte mit, Sophia?", fragte er auffordernd und ging rein, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich folgte ihm langsam und ich spürte, wie mein Herz anfing zu rasen. „Sophia, ich muss mit dir reden", fing er an als ich hinter ihm denRaum betrat. „Aber zuerst hab ich eine Frage. Wegen dem Kuss heute. Was hatte das zu bedeuten?", unterbrach ich ihn. Er fing an etwas ängstlich zu gucken. Ich ging paar Schritte auf ihn zu und blickte ihm tief in die Augen. Sie waren so klar und blau, wie ein strahlender Diamant. Er nahm mein Gesicht in seine Hände. Sie waren sehr warm und ich spürte wie diese wärme durch meinen Körper glitt. Er küsste mich wieder. Es war ein zärtlicher Kuss und er war sehr vorsichtig.
Kurz nachdem wir uns von einander gelöst hatten und ich ein Schritt zurück ging, um Abstand zwischen uns zu bringen, weil ich sonst nicht klar denken konnte kam der Direktor plötzlich herein. ,,Was tun Sie denn hier?", fragte er sichtlich überrascht. Ich spürte das ich ziemlich rot wurde. Herr Timpler versuchte es zu erklären, wusste aber zunächst nicht was er sagen sollte. Als er sich relativ schnell wieder gefasst hatte erklärte er dem Direktor, dass ich ein Problem hätte und mich ihm anvertraut habe. Es genügte ihm wohl als Antwort und holte einige Bücher aus einem der Regale, die sich in diesem Raum befanden und ging wieder. Ich sah Herrn Timpler an und konnte nicht glauben, was er als nächstes sagte. „Es war ein Fehler der sich nicht wiederholen darf. Es tut mir Leid, Sophia. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel." Ich verließ so schnell wie möglich den Raum und das Schulgelände.
Als ich zu Hause ankam meckerten meine Eltern mich an, weil ich die letzten zwei Stunden geschwänzt hatte und bekam Hausarrest.

Die nächsten Wochen waren wie im Flug vergangen, auch wenn es eine Qual für mich war jeden Tag meinen Lehrer zu sehen, in den ich mich hoffnungslos verliebt hatte und er mich voll kommen ignorierte. Doch schon stand der Winter vor der Tür.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt