Kapitel 13

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  Die Tage auf der Insel vergehen schneller, als mir lieb ist. Ich würde zu gern ewig hierbleiben und die Zeit mit Henry genießen, denn ich weiß, dass wir uns nicht mehr so oft sehen,wenn wir wieder in England sind.
Ich habe viel Zeit zum Nachdenken und mir fiel ein, das sich mich seit Wochen nicht mehr bei meiner Familie gemeldet hatte. Wie zu erwarten, war die Stimmung meiner Eltern anfangs etwas unterkühlt, aber sie verziehen mir recht schnell, als sie merkten, dass ich sie nicht mit Absicht vergessen hatte. Ihnen geht es gut und sie verfolgen die Berichte in den Medien über mich. Meine Mutter konnte es nicht lassen, anzumerken, dass ich mich ja um ein positives Image bemühen soll, schließlich fällt alles auch auf sie zurück.Nur zu gern würden sie Henry kennenlernen und bettelten mich um ein Treffen an. Ich will Henry aber vorerst nur für mich und vertröstete meine Eltern auf „später". Wann auch immer das sein wird. Mit dem Versprechen in naher Zeit wieder mal anzurufen, verabschiedeten wir uns voneinander und mein Gewissen war wieder rein.
Aber ich denke auch über andere Dinge nach. Wie geht es weiter mit mir, wenn wir zurück sind? Ich kann schließlich nicht immer auf Henrys Kosten leben, sondern möchte mich nützlich machen. Von Kate weiß ich, dass meine Möglichkeiten ziemlich beschränkt sind, da ich überall Leibwächter mit hinnehmen muss. Und die Paparazzi.
Also werde ich mich wohl als Mutter Theresa versuchen müssen und in der Wüste einen Brunnen bauen lassen oder ähnliches. Aber das ist nicht das, was ich will. Ich will meine Freiheit ausleben und mein eigenes Geld verdienen. Weg vom Herd sozusagen.
Darüber werde ich auf jeden Fall mal mit Henry reden. Ebenso wie über die Anspannung, die zwischen ihm und seinem Bruder liegt. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Meine Neugier bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Aber Henry sagt mir auch nichts dazu, sondern frisst es in sich hinein.
„Woran denkst du?", will Henry in der Hängematte neben mir wissen. Er schlürft seinen Cocktail und beobachtet mich beim Nachdenken.
„An alles und doch an nichts", sage ich lächelnd. „Die Gedanken einer Frau bleiben ihr Geheimnis."Er verdreht die Augen.
„Dass ihr Frauen so kompliziert sein müsst. Komm, sag schon, was los ist."
„Du würdest es mir sowieso nicht sagen", meine ich. Jetzt hab ich ihn an der Angel, denn Henry beugt sich interessiert zu mir.
„Sag schon. Ich beantworte es gewiss", verspricht er mit seiner noblen Ausdrucksweise.
„Was steht zwischen dir und William?", stelle ich die Frage und kann an seinem Gesicht erkennen, wie sehr sie ihm missfällt.Henry trinkt den Cocktail aus und stellt das Glas weg, ehe er antwortet.
„Das kann ich dir nicht sagen."Schmollend sehe ich ihn an.
„Du hast es versprochen."
„Ja, aber ich konnte nicht wissen, dass du so eine Frage stellst. Wenn ich es sagen dürfte,würde ich es tun. Es brennt mir schon lange auf der Seele, es dir anzuvertrauen, aber ich darf nicht."Ich schweige und sehe ihn nicht an. Vielleicht hilft das Beleidigt sein.
„Darling, nun sei nicht so", sagt er entschuldigend. „Du kannst wunderbar schmollen, aber ich kann nichts dafür."Sanft knufft er mich in die Seite und entlockt mir ein Kichern. Meine Mauer bröckelt.
„Okay", gebe ich auf. „Ich werde warten, bis du es sagen kannst."
Als wir abends zurück im Haus sind, bittet William Henry um ein Gespräch unter vier Augen.Kate und ich erledigen den Abwasch.
„Du weißt, worum es geht, oder?", frage ich sie.
„Ja", gibt sie zu. „Aber ich darf nichts sagen."Es macht mich fertig, die Einzige zu sein, die nicht weiß, worum es geht. Ich fühle mich ausgegrenzt.

„Na toll", murmele ich enttäuscht. Kate lächelt mich traurig an, sagt aber nichts mehr.Nachdem wir den Abwasch erledigt haben, gehe ich in unser Zimmer.

Zumindest hatte ich das vor, bis ich merkte, dass die beiden sich in eben diesem verschanzt haben. Die Tür steht einen Spalt breit auf und ich lehne mich an die Wand und lausche. Viel verstehen kann ich nicht, da sie leise reden.
„Warum sollte ich das tun?", höre ich Henry genervt fragen. „Es bringt mir nichts."
„Natürlich bringt es dir was!", erwidert sein Bruder. „Du wirst vom Volk geliebt und kannst mit bestimmen, wie es mit unserem Land weitergehen soll. Außerdem kann dir keiner Vorschriften machen."

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