~Taub-Stumm~[2]

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Ich öffnete meine Augen, welche sich nur langsam an das grelle Licht gewöhnten.

Jedoch konnte ich nach wenigen Sekunden erkennen, dass der Ort an welchem ich mich befandein weißer, kahler Raum war. Es roch nach Desinfektionsmittel und jeglicher Kontakt zur Außenwelt war ein geschlossenes Fenster aus welchem man einen Park erkennen konnte.

Ich lag auf einem Bett und war an einen Computer angeschlossen - diese typischen Monitore auf welchem diese Zickzacklinien gezeigt wurden,welche zeigten ob man noch am Leben war, während an meinem Finger so etwas wie ein Fingerhut klemmte.

Nur an Kabeln befestigt und aus Gummi.

Dass ich in einem Krankenhaus war, war nun also nicht mehr allzu schwer zu erkennen, ebenso der Grund weshalb ich hier bin.
der Bus.

Ich wusste nicht einmal genau, was überhaupt passiert war. warum der Bus sich überschlagen hatte und ich in diesem Zimmer gelandet war. Angeschlossen an diese Maschinen.

Mein Kopf dröhnte leicht, warscheinlich wegen den Schmerzmitteln welche ich bekommen hatte. Und noch irgendetwas war eigenartig. Aber ich konnte nicht genau einordnen was es war.

Als eine Hand, eingepackt in einen Gummihandschuh, vor meinem Gesicht herumfuchtelte, zuckte ich erschrocken zusammen und drehte ich mich zu der Person um, welcher die Hand gehörte. Es war ein älterer Mann in einem Arztkittel, mit kurzen, grauen Haaren und einer Brille welche er vermutlich öfter zurechtrücken muss.

Er bewegte seine Lippen, verlassen tat diese jedoch kein Laut. Soll das hier ein schlechter Scherz sein? Könnte er mir vielleicht sagen wie es um mich steht, ob ich vielleicht Schäden von dem Unfall davon trage?
Geht es mir gut?
Kann ich nach Hause?

Der Arzt, den ich auf Mitte fünfzig schätze, nahm sich sichtlich genervt einen Zettel von seinem Klemmbrett und hielt mir diesen vor mein Gesicht.

'Es tut mir leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber ihr Trommelfell und ihre Stimmbänder sind durch den Unfall stark beschädigt. Sie haben Glassplitter verschluckt und sie sind in Ihren Gehörgang eingedrungen. Sie sind taubstumm. Die Splitter wurden bereits in einer OP entfernt."

Ich riss die Augen auf. Das war das, was hier nicht Stimmte. Ich konnte kein einziges Geräusch warnehmen.

Ich nahmden Zettel und zerriss ihn kurzerhand. Nichts. Ich hörte nichts.

Ich spürte wie sich in meinen Augen die Tränen sammelten, ebenso fingen meine Hände, in welchem sich noch das zerissene Papier befand, an zu zittern.

Ich werde nie wieder hören können? Und meine Stimmbänder sind auch beschädigt? Ich... Ich... Verdammt, was soll ich tun! Die.. die Schule, mein Leben, meine Zukunft, meine Freunde! Ich hatte schreckliche Angst.

Es wird eine verdammte Umstellung. Von heute auf morgen einfach nichts mehr zu hören....

Selbst, wenn es nur das nervige Piepen des Weckers ist, das Rauschen des Windes im Ohr, der eigene Herzschlag. Im stillsten Raum der Welt hört man seine Organe arbeiten.

Man hört immer irgendetwas. Und jetzt war nichts weiter als Stille. Man kann sich das als Hörender garnicht vorstellen. Man denkt, die Stille zu kennen.

Aber selbst in vollkommener Ruhe kann man mehr hören als ich in diesem Moment.

Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass die weiße Tür zu meinem Zimmer langsam geöffnet wurde, weshalb ich meinen Kopf zur Seite drehte. Und durch die Bewegung verließen dann auch die ersten salzigen Tränen meine Augen.

Bekam ich Besuch?

Wussten Hailey oder Dirron bereits von dem Unfall?

Ein Blick auf die Wanduhr sagte mir, dass dieser vor ungefähr vier Stunden war.

sie ist Taub.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt