Ich stehe hier, vor dir. "Hallo", sage ich. Dein Gesicht lächelt mich an. "Heute ist nicht so viel passiert. Meine kleine Schwester hat wieder fast die Küche abgebrannt, aber sonst war es ruhig.", erzähle ich dir, während ich die eklig durchgeweichte Tüte vom Bäcker mit den zwei Zimtbrötchen aufheben und in den Mülleimer schmeiße. Gestern hat es geregnet, du hast vergessen, den Brief, den ich dir geschrieben habe, reinzuholen. Alle Buchstaben sind verwischt. Manchmal kann ich nicht mit dir reden, dann lege ich dir einen Brief auf den Stein. Aber heute kann ich reden. Ich lege die neuen Zimtbrötchen an die Stelle, an der die alten lagen. Ich hoffe, du freust dich. Ich weiß doch, wie sehr du Zimtbrötchen magst. Ich hole mein Handy hervor, manchmal rufe ich dich an. Du gehst nicht ran. Seit einigen Monaten geht eine fremde Person dran. Ich rufe dich trotzdem noch an. Manchmal, aber nur manchmal, stehe ich hier vor dir und fange an zu weinen. Du tröstet mich nicht. Wie könntest du auch? Ich streiche über das eingerahmte Foto und flüstere: "Ich komm dich morgen wieder besuchen." Dann lege ich dir eine rote Rose hin, drehe mich um und fange an zu laufen. Nach einigen Minuten kann ich den Friedhof nicht mehr sehen.
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Zimtbrötchen
Short StoryEine Kurzgeschichte, die ich für den Deutschunterricht schreiben musste.