Ich mache mich auf den Weg zum Essraum. Serkan sieht mich. Langsam kommt er auf mich zu nimmt meine Hand, drückt seine Lippen auf den Handrücken und sagt: "Milica, ich habe mich nach dir gesehnt. Endlich lerne ich dich kennen." Sanft ziehe ich meine Hand weg und sage: "Freut mich." Das war jetzt voller Ironie. Mein Vater lächelt schwach, kommt auf mich zu und zwingt mich freundlich zu sein. "Gut", sage ich, "essen wir." Ich setze mich an den Tisch und fülle meinen Teller. Unter dem Tisch mache ich die Beine breit. Auf den Tisch stelle ich meine Ellbögen ab. Mein Vater sieht mich böse an. Wie weit kann ich noch gehen? Mal sehen, ich schnappe mir eine Scheibe Brot, beiße ab und lege es wieder zurück in die Brotschale. Serkan sieht mich amüsiert an und mein Vater ist am Gesicht rot angelaufen vor Wut. Als es Serkan sieht muss er lachen: "Das finde ich lustig." Ich grinse kurz und sage: "Ich kann dir noch mehr zeigen." Das wird die Grenzen überschreiten, aber wenn ich Serkan nicht heiraten will, muss ich alles riskieren. Was ich jetzt anstellen werde, wird mein Vater mir nie verzeihen. Ich stelle einfach eine Tabufrage: "Sobald ich mit dir verheiratet bin, werden wir Sex haben, stimmts?" "Milica! Das gehört sich nicht!", schreit mein Vater. Ich wurde nicht aufgeklärt von meinen Eltern, sondern von Lenka. Sie hat mich aufgeklärt, als ich meine erste Menstruation bekam. Ich verschrenke die Arme vor der Brust und frage: "Serkan, ich würde dich gerne noch näher kennen lernen. Würdest du heute bei mir im Zimmer übernachten?" Meinem Vater fallen beinahe die Augen aus dem Kopf und brüllt: "Milica, verhalt dich nicht wie eine Hure!" Dieses Wort ist ihm noch nie ausgerutscht. Wenn Serkan geht, wird mich mein Vater bestimmt mit dem Gürtel schlagen. "Vater, ich bin eine erwachsene Frau, entschuldigt mich", rechtfertige ich mich, "ich gehe jetzt Mittagsschlaf halten. Ich stehe auf, wenn es Abendbrot gibt." Grimmig sieht mich mein Vater an und schweigt. Er möchte mich am liebsten schlagen, aber vor Serkans Augen tut er es nicht.
Im Zimmer schliesse ich mich ein, verwüste kurz meine Bettdecke. Ich nütze nun die Gelegenheit, um von hier zu fliehen. Behutsam steige ich aus dem Fenster. Ich möchte Serkan nicht heiraten, auch wenn er ein Verbündeter ist. Ich will einen Mann, den ich lieben kann ohne dabei gezwungen zu werden.
Gerade als ich im Garten stehe, entdeckt mich Serkan, der gerade nach Hause gehen möchte. Still kommt er auf mich zu, nimmt meine Hand und flüstert: "Milica, ich weiss wie du dich fühlst, aber glaube mir, wenn wir verheiratet sind, wirst du frei sein, weil ich dir jeden Wunsch erfüllen werde. Du musst einfach noch lernen mich zu lieben." Ich schüttle den Kopf und sage: "Das kann ich nicht, Serkan. Es ist nichts gegen dich, aber du sollst eine Frau heiraten, die dich von Anfang an liebt und ehrt. Ich bin nicht die Richtige für dich, weil ich dich nicht liebe." Enttäuscht sieht er mir in die Augen und sagt: "Ob du mich liebst oder nicht, wird es trotzdem geschehen. Ich habe was ich will. Und was ich will, bist du." Schnell löse ich meine Hand aus seiner und zische: "Du irrst dich." Ich kehre im den Rücken und laufe schnell zur Arbeit. Es ist noch die Angst da, dass er mich verraten wird oder mir jetzt folgt.
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Ich verspreche dir...
RomanceDer erste Weltkrieg steht kurz davor. Bevor es begann, verliebt sich Milica aus Serbien in Lasare aus Österreich Ungarn. Im Jahr 1913 haben sie sich das erste mal gesehen. Als Österreich Ungarn den Serben den Krieg erklärten, wurde Lasare als Scharf...