Er stand am Bug des Langbootes und sog die salzige Luft ein. Der Bug schoss nach oben und für einen kurzen Moment sah er nur den rabenschwarzen Himmel. Im nächsten Moment tauchte das Schiff wieder ab und schoss in das Wellental hinab. Regen peitschte ihm ins Gesicht, Kleidung und Mantel waren längst durchweicht. Blitze zuckten, Donner grollte. Swafnier prüfte ihn. Ihn und seine Männer und Frauen, die hinter ihm auf den Ruderbänken saßen und sich in die Riemen legten. Swafnier prüfte ihrer aller Mut. Und er musste ob dieser Prüfung lachen. Er lachte so laut und schallend das er mit dem Sturm konkurrierte. "Swafnier, hörst du mich? Ich bestehe deine Prüfung. Ich fürchte mich nicht. Und meine Männer und Frauen auch nicht! Ich bin Tjorgalf Bjeornsson von der Eisenkiel Ottajasko und wir fürchten uns nicht!" Er schlug sich mit der rechten Faust auf die Brust und lachte erneut.
Zur Antwort krachten Donner und Blitz lauter als zuvor. "Bist du von allen Göttern verlassen? Reize Swafnier und seinen Vater Efferd nicht, oder sie vernichten uns! Gib Befehl die Küste anzulaufen und einen Geschützen Ankerplatz zu suchen!" Sich gegen den Wind stemmend und gegen das toben des Sturmes anbrüllend nährte sich Arnulf dem Bug. Tjorgalf blickte sich um." Wappne dein Herz gegen die Furcht, Arnulf! Du stehst auf einem Schiff der Eisenkiel Ottajasko. Das Schiff wird schlimmeres überstehen. Wir sind es die geprüft werden! Wir! Also sei mutig." Eine Welle brach über den beiden zusammen und sie hätten beinahe den Halt verloren. Prustend spuckte er einen Schwall Salzwasser aus. "Und selbst wenn wir die Küste anlaufen wollten, ohne leitende Gestirne können wir nur versuchen schnellst möglich aus diesem Sturm heraus zu rudern!" Sein Blick wandte sich wieder nach vorne und er starrte auf eine Wand aus Wasser. "Ruder auf und festhalten!" Brüllte er über den Sturm hinweg und kaum waren die Ruder oben, brach die Welle, das Meer schien das Drachenschiff zu verschlingen. Eisiges nass schlug über Ihnen allen zusammen und es dauerte einige Herzschläge bis das Langboot, wie ein Korken, wieder an die Wasseroberfläche schoss. Alle husteten und spuckten Wasser aus. Einige Schilde fehlten und so wie Tjorgalf sehen konnte war Arnulf ebenfalls fort. Er hatte jetzt keine Zeit zu trauern, dafür war später Zeit. Er rappelte sich wieder auf und hielt sich am kräftigen Hals der Drachenfigur am Bug fest. Fast schien es ihm als würde sich das Meer beruhigen. Als ihm ein gewaltiger Blitz ihr Schicksal enthüllte. Vor ihnen schraubte sich ein riesiger Wirbel in den Himmel. Tjorgalf spürte förmlich wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich. "Swafnier und ihr Zwölfe steht uns bei!" Hauchte er. "Festhalten, bei allem was euch heilig ist. Der Tod erwartet uns, zeigt ihm wie echte Thorwaler sterben!" Mit diesen Worten trieb er seine Axt so fest er konnte in die Planken zwischen seinen Beinen. Legte die Lederschlinge am Griff um sein Handgelenk und lachte den Göttern ins Gesicht, als die gewaltigen Winde das Schiff ergriffen und zum Spielball titanischer Kräfte machten. Das letze was Tjorgalf hörte, war das splittern von Holz das sogar das toben der Gewalten durchdrang, dann traf ihn etwas am Kopf und alles versank in stille und Dunkelheit.Was war das für ein furchtbarer Sturm gewesen. Doch heute war bestes Wetter. Es war warm und Praios lies sein strahlenden Schild schon am Morgen gänzlich unverhüllt. Raul hatte seinem Vater schon geholfen die gröbsten Schäden zu reparieren, die Schweine auszumisten und zu füttern und hatte die Eier aus dem Hühnerstall geholt. Jetzt streifte er durch die nahegelegenen Felder und Wiesen. Als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Vielleicht hatte der Sturm ja ein paar interessante Sachen angespült. Schnell rannte Raul los. Bald hatte er die Reichsstarße überquert und nur wenig später stand er an der steilen Klippe, an deren Fuß der Strand und das Meer lagen. Und tatsächlich schien da unten etwas zu liegen. Er flog förmlich zu dem schmalen Weg, der steil nach unten an den Strand führte. Stolpernd und rutschend eilte er zum Strand hinunter. Hier an dieser Stelle gab es eine kleine Bucht in der nach einem Sturm immer mal etwas interessantes angespült wurde. Einmal hatte er hier sogar einen Fisch gefunden der so lang war wie er groß und das waren schon immerhin ein Schritt und zehn Finger. Seine Großmutter hatte ihm erklärt das es wohl ein kleiner Hai war. Aber heute bot sich ihm ein ganz anderer Anblick. Dicke Balken lagen am Strand verstreut. Bohlen und Bretter lagen in der Brandung und in dem ganzen Chaos lag ein Toter. Vorsichtig ging er näher. Raul hatte bisher noch nie einen toten gesehen. Es war ein riesiger Mann, mit langem wildem Haar, in dem Tang hing. Seine Arme waren mit blauschwarzen Bildern bedeckt. Er lag auf dem Bauch, in der rechten noch immer eine lange Axt die in einem dicken Brett steckte. Raul blickte sich um und fand einen langen Ast. Er hob ihn auf und stach damit nach der Leiche. Mit einem gequälten stöhnen drehte sich die Leiche langsam um. Raul schrie auf und rannte panisch davon. Er stolperte über einen Balken, kroch auf allen vieren weiter, bevor er wieder auf die Beine kam und weiter rannte. Ob wohl er noch weit von zu Hause war, schrie er aus Leibeskräften nach seinem Vater.