Brüder

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Noyamano Hana

Entspannt saß ich Draußen, unter einem der Fenster des Schulflurs auf den warmen Steinplatten. Ich lehnte mich an das Gemäuer und reckte mein Gesicht Richtung Himmel. Ich war gerade dabei meine Augen zu schließen. Überrascht öffnete ich sie wieder, als plötzlich jemand durch das Fenster sprang und neben mir landete. Kou! Was tust du? Du hast mich erschr– Augenblicklich drückte er seine Hand auf meinen Mund und deutete mir still zu sein. Perplex beobachtete ich ihn. Er streckte sich hoch und versuchte druch das Fenster etwas zu erkennen. Kou! Hörte ich mir eine bekannte Stimme seinen Name rufen. Nicht gut, er ist hier. Sagte Kou genervt. Ich sah zu ihm auf, als seine Hand von meinem Mund rutschte und er sich hastig duckte. Wohin bist du verschwunden? Rief Tanaka-sensei und man sah, wie sein Schatten an uns vorbei ging. Kou hatte mich an sich gedrückt. Langsam setzten wir uns wieder normal hin. Wieso läufts du jetzt wieder davon? Fragend guckte ich ihn an. Er hört nicht damit auf zu nerven, dass ich mit ihm essen soll. Murmelte Kou und schaute extra woanders hin. Willst du denn wirklich nicht mit ihm essen? Ich wusste nicht warum ich diese Diskussion überhaupt noch führte. Seine Antwort kannte ich bereits. Wie so oft blieb Kou still. Die Art von Stille die mir sagte, ich soll nicht weiter danach fragen. Das tat ich auch nicht. Stattdessen lächelte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sofort schielte er zu mir herüber. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg zu den Fahrradständern. Eigentlich müsste ich jetzt zum Unterricht. Aber zum Glück hatte ich heute wieder ein Shooting. Während der Schulzeit mochte ich die am liebsten, auch wenn Kou dann nicht mit konnte.

Makita Yuri

Murao-san?
Ja?
Ähm weißt du... Die Donats am Bahnhof kosten heute nur 100 Yen. Willst du mitkommen?
Was?
Futaba-chan und ich gehen da heute vorbei.
Wieso?
Oh, entschuldige, es ist zu kurzfristig. Ich schätze du hast schon was vor. Richtig?
Eigentlich habe ich Zeit...
Wirklich?
Ich muss nur Hana schreiben, dass sie nach ihrem Shooting zum Nuts Donats kommen soll.
Futaba-chan! Murao-san hat gesagt, sie kommt mit. Lass uns gehen!

Yoshioka Futaba

Wir saßen in dem kleinen Cafe am Bahnhof. Das Cafe war im ersten Stock des Gebäudes und wir konnten von unseren Plätzen hinunter auf die Straße schauen. Schaut mal! Das Album habe ich mir heute von Mabuchi-kun ausgeliehen! Also eigentlich hat Hana-chan es mir gegeben, aber ist es nicht großartig. Mein Blick schweifte zu Yuri, die aufgeregt das Cover auf der CD in die Runde zeigte. Sie war total begeistert. Im Augenwinkel bemerkte ich, dass Murao-san kurz Richtung Eingang winkte. Ich folgte ihrer Geste und drehte mich um. Kaum hätte ich Hana erkannt. Sie trug ein kurzes schulterfreies Kleid mit schwarz/weißen Querstreifen und schicke schwarze Stiefel. Ihre Haare hatte sie unter einer rosa Mütze versteckt und eine große Sonnenbrille verdeckte ihre Augen. Den dunkelblauen Mantel trug sie offen. In Begleitung eines Jungen steuerte sie unseren Tisch an. Mit einem erleichterten Aufatmen ließ sie sich neben mich plumsen und nahm ihre Sonnenbrille ab. Hey, ich hätte nicht gedacht, dass der Weg von der Agentur bis hier hin so weit ist. Und so viele Menschen sind noch unterwegs. Begrüßte sie uns fröhlich, während sie die Brille in ihre Tasche packte. Zum Glück hat Souta mich abgeholt. Uns hat keiner erkannt. Grinste sie glücklich und drückte sich an den Arm des Jungen. Verlegen kratzte er sich am Kopf. Ja, bei mir denkt halt niemand an ein Supermodell wie dich. Die perfekte Tarnung. Meinte der Junge ehrlich und wurde von Hana mit auf die Bank gezogen. Dabei siehst du so gut aus. Sagte Hana stolz und tätschelte seinen Kopf. Yuri kicherte und auch Murao-san konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich verstand nicht ganz was hier los war. Auch Hana schien das zu bemerken und blickte mich mit großen Augen an. Ach! Ihr kennt euch ja noch gar nicht. Stellte sie auf einmal fest. Jetzt sah mich auch der Junge an. Dann lächelte er und reichte mir seine Hand. Ich bin Souta, Hana's kleiner Bruder. Ich nickte und nahm seine Hand an. Er ist erst 14 und wohnt noch bei meinem anderen Bruder. Sie wohnen nicht in der Nähe und wir treffen uns nur sehr selten. Ich freu mich immer, wenn Souta mich mal besuchen kommt. Fügte Hana hinzu und lächelte glücklich. Wieder nickte ich. Souta sah überhaupt nicht so jung aus. Er war auch ziemlich groß, bestimmt so um die 170cm. Was ist mit Isamu? Riss mich Murao-san aus meinen Gedanken. Kurz sah Souta zu Hana, doch sie schien nicht darauf antworten zu wollen. Er arbeitet wieder sehr viel. Antwortete er an ihrer Stelle. Er sollte sich mehr Zeit für euch nehmen. Hana hat sonst nur noch dich. Meinte Murao-san ernst. Wahrscheinlich war es in Ordnung, dass sie so etwas sagte. Die Beiden kannten sich schon sehr lange, also wird Murao-san auch ihre Familie kennen. Souta nickte wissend, doch er schwieg. Ist schon gut. Isamu ist halt ein begabter Schauspieler. Sagte Hana und schaute traurig auf den Tisch. Dann lächelte sie wieder. Ich hab ja noch Kou und Souta muss dann halt doppelt so viel für mich da sein. Dieser nickte und legte liebevoll einen Arm um seine Schwester. Natürlich. Die Zeit, in der du für mich da warst, werde ich dir zurückgeben. Ich übernehme die Verantwortung, ich lass dich nicht allein... Sein Blick wurde immer ernster und Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Ja, ich weiß. Hauchte Hana und winkte dann die Kellnerin zu uns. Augenblicklich nahm die Stimmung wieder etwas Freude an. Murao-san sagte nichts weiter zu dem Thema, auch wenn es so wirkte, als ob sie noch ewig darüber diskutieren könnte. Es war etwas merkwürdig, denn so kannte ich sie nicht. Noch besser wurde es, als die Bedienung zwei heiße Schokoladen vor Hana und Souta abstellte. Zufrieden nippte Hana an ihrem Getränk. Und wie läuft es bei dir Shuuko? Ist Kominato-kun noch immer so anhänglich? Grinsend blickte Souta zu Murao-san. Diese zuckte desinteressiert mit den Schultern. Wie geht es Uchimiya-kun? Fragte Yuri auf einmal. Sie war die ganze Zeit ziemlich still gewesen. Ich hatte schon wieder das Gefühl, mir wurde mal wieder etwas verschwiegen. Aber es war anders, wie mit Murao-san und Yuri. Natürlich war ich neugirig und wolte mehr über Hana's Familie wissen. Aber ihr Geheimnis schien ernster zu sein. Es war auch kein richtiges Geheimnis, eher die Geschichte ihrer Vergangenheit. Also fragte ich nicht weiter nach. Haruhiko? Von dem hab ich schon länger nichts mehr gehört. Sagte Souta. Ist er nicht umgezogen? Fragend schielte Hana zu ihrem Bruder. Ja, so genau weiß ich das nicht. Aber sein kleiner Bruder Tenki ist ja in meiner Klasse und der meinte letztens, dass Haruhiko das dritte Jahr woanders macht. Antwortete Souta nachdenklich. Hm... Überlegte Yuri. Wer ist dieser Uchimiya-kun? Fragte ich die Anderen. Ein guter Freund von Hana's Mitschüler aus dem ersten Jahr, den Yuri mag. Meinte Murao-san und nahm einen Schluck von ihrem Tee. Murao-san! Quieckte Yuri auf und wurde rot. Hana lachte amüsiert. Und ich merkte, dass ich vieles noch nicht wusste. Also sollte ich mich noch mehr anstrengen eine gute Freundin zu sein, denn ich weiß sie bemühen sich auch.

Draußen hat es bereits zu Dämmern begonnen und wir verabschiedeten uns von den anderen. Wir warteten noch, bis Souta's Taxi kam und machten uns auf den Weg Richtung Bahnhof. Es war nicht weit, da das Cafe fast direkt daneben lag. Oh man, es ist echt dunkel. Sagte ich, während wir die Straße hinauf gingen. Wir haben echt lange geredet. Meinte Hana und steckte ihre Hände in die Manteltaschen. Mütze und Sonnenbrille waren in ihrer Tasche verstaut. Hier kannten sie die Leute und quatschten sie nicht ständig an. Aber das Shooting heute, war wohl weiter außerhalb gewesen. Deshalb durfte sie die Schule auch schon früher verlassen. So ein Glück. Eben noch hatte sie versucht Murao-san zu überreden, sie bei ihrem nächsten Auftrag zu begleiten. Murao-san hatte natürlich abgelehnt, aber Hana würde sie noch überzeugen. Da war ich mir sicher. Ich stellte mir vor, wie Hana und Murao-san auf dem nächsten Cover zu sehen sind. Das wäre super. Und wir durften die Beiden sogar begleiten. Gespräche unter Frauen sind echt beängstigend. Holte mich Hana's Stimme aus meiner Vorfreude. Grinsend sah sie mich an und sofort musste auch ich lächeln. Gemeinsam liefen wir lachend die Straße entlang und erreichten den Bahnhof. Kou? Fragte Hana plötzlich und wir blieben stehen. Ich hatte nur auf sie geachtet und wäre wohl an ihm vorbei gelaufen. Er hockte mit dem Rücken zu uns und drehte sich um. Hey. Begrüßte er uns und die kleine schwarze Katze kam zum Vorschein. Na du kleiner Streuner. Sagte Hana und hockte sich neben Kou. Sofort strich die Katze um sie herum und sie kraulte sie hinter den Ohren. Wieder dieses Kätzchen, hm... Murmelte Hana. Es scheint in dieser Gegend zu leben. Meinte Kou. Sieht so aus, als wäre sie etwas dünner als letztes Mal, meinst du nicht? Kou nickte. Ich frage mich, ob sie genug zu essen bekommt. Nachdenklich betrachtet Hana das Kätzchen. Endlich löste ich mich aus meiner Starre und ging zu den Beiden. Warum nehmt ihr die Katze nicht mit zu euch? Fragte ich. Hana schwieg und streichelte den Streuner beruhigend. Unmöglich. Wenn ich die Katze mit nach Hause nehme, werde ich anfangen mich um sie zu kümmern. Sagte Kou und beobachtete Hana. Was ist so schlimm daran? Hakte ich nach. Sich um Dinge zu kümmern, bringt eine Menge Schwierigkeiten mit sich. Meinte Kou ernst und stand auf. Bis später. Sagte er dann und wandte sich zum Gehen. Wo gehst du jetzt noch hin? Rief ich ihm nach, doch er ignorierte mich. Lass ihn. Sagte Hana und erhob sich ebenfalls. Das Kätzchen tapste ins Gebüsch und verschwand. Kou kümmert die Schule nicht... und seine Freunde auch nicht? Nachdenklich blickte ich ihm nach. Das ist nicht wahr. Flüsterte Hana. Sie stand mit dem Rücken zu mir und schaute in den Sternenhimmel. Ihre Stimme klang ernst, doch in ihrem Augen lag Traurigkeit. Dann lächelte sie leicht. Ich denke er hat genug mit mir zu tun. Ich kann ganz schön anstrengend sein, weißt du. Genau wie sie, wusste ich, dass es nicht stimmte. Aber ich beließ es dabei. Trotzdem... So etwas zu hören besorgt mich.

Fortsetzung folgt...

Ao Haru RideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt