"Ich mache mir Sorgen um ihn. Es geht ihm in letzter Zeit nicht gut, auch wenn er es versucht zu leugnen." erklärte mir Nina und schloss dabei ihr Schulspind.
"Du machst dir einfach viel zu viele Gedanken. Es wird wohl nichts schlimmes sein." versuchte ich sie zu beruhigen. "Kann schon sein Luna, aber ich kenne Gaston und sein Verhalten ist nicht typisch für ihn." sagte die brünette Schönheit.
"Ach Nina." seufzte ich auf. Sie war einfach ein viel zu guter Mensch.
"Du verstehst das nicht, Luna" murmelte Nina vor sich hin, währenddessen ich mit meinen Gedanken schon wieder wo anders war.
Ich musterte die Blondine, die wenige Meter neben uns mit zwei Mädchen quasselte. "Nina, ich komm gleich wieder" sagte ich schnell zu Nina, die daraufhin nickte.
Ich schaute Nina noch kurz an und ging dann zu dem Mädchentrio. "Hey Ambàr" begrüsste ich das blonde Mädchen und lehnte mich dabei an eine Wand.
Sie schaute mich überrascht an und verzog dann ihr schönes Gesicht. Ich hatte noch nicht viel mit ihr und ihren zwei Freundinnen, Delfina und Yasmin, zutun. Eigentlich kannte ich sie nur, weil sie die Freundin von Matteo war und man in der Schule so einige Geschichten über sie hörte.
"Ou hey. Du bist die Cousine von Gaston, oder? L... Lani" dachte sie nach und ich schaute sie Stirnrunzelnd an. "Luna" korrigierte ich sie.
"Ach, wirklich? Naja, ich merke mir nur wichtige Sachen, nimm's nicht persönlich" sagte Ambàr und machte einen gespielten Schmollmund.
"Ist jetzt ja auch egal. Ich wollte dir nur das Geschichtsbuch von Matteo geben" erklärte ich ihr und hielt ihr zeitgleich ein dickes und herabgekommenes Buch hin.
Ihr Schmollmund verschwand augenblicklich, zurück blieb ein herablassender Blick. "Von wo hast du das?" zischte sie mit zusammen gebissenen Zähnen.
"Gaston hat es sich von Matteo geliehen und wollte es ihm heute zurück bringen. Er hat es aber liegen lassen und deshalb hab ich es mitgebracht" erklärte ich ihr augenverdrehend.
Ambàr sah mich zweifelnd an und riss mir dann das Buch aus der Hand. "Ich will dir einen gut gemeinten Rat geben, Mondgirl. Nur weil Gaston dein Cousin ist, bedeutet das noch lange nicht, dass du zu uns gehörst" knurrte sie und lief dann mit Yasmin und Delfina weg.
"Da hat wohl jemand seine Tage" murmelte ich leise. "Ambàr ist immer so. Sie ist ein wenig... kompliziert" ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir und ich schreckte auf.
Schnell drehte ich mich um und sah in die braunen Augen, die mich genau musterten. "Erschreck mich noch ein mal so und ich..." Er unterbrach mich in dem er lauthals anfing zu lachen.
"Was ist daran bitte so lustig?" schnauzte ich ihn genervt an. "Du probierst immer so zu tun, als ob du nichts an dich heran lassen würdest, obwohl das genaue Gegenteil der Fall ist" erklärte er mir mit einer plötzlich ernsten Stimme.
"Was willst du mir damit sagen?" fragte ich ihn irritiert und runzelte meine Stirn. Er schaute mich nachdenklich an und fuhr sich dann verlegen durch die Haare.
"Ach, vergiss es" flüsterte er kaum hörbar. "Matteo, was hast du?" hakte ich nach.
Matteo öffnete seinen Mund und wollte schon etwas erwidern, als die Schulklingel ertönte. "Ich muss in den Unterricht" sagte er sichtbar erleichtert und huschte davon.
"Matteo warte." rief ich ihm hinterher, doch er lief einfach weiter. "Feigling!" brüllte ich durch die Flure. Einige Schüler drehten sich zu mir um und schauten mich mit bösen Blicken an, doch ich ignorierte sie einfach.
Was wollte er mir sagen? Ach, dieser Junge machte mich vollkommen verrückt. Aber nicht 'Ich bin unglaublich in ihn verliebt' verrückt, sonder 'Ich könnte ihn umbringen' verrückt.
Nach einigen Sekunden in denen ich einfach nur konfus da stand, lief ich davon. Im Klassenzimmer angekommen lies ich mich neben Nina auf einen Stuhl fallen und atmete kräftig aus.
"Wieso hast du vorhin auf dem Flur so einen Radau gemacht?" fragte sie mich mit einem verblüfftem Gesichtsausdruck. "Erklär ich dir nach der Schule" seufzte ich.
Der Lehrer fing den Unterricht an und ich lauschte gelangweilt den Tönen seiner Stimme.
Als endlich Schulschluss war, verliessen Nina und ich den Klassenraum. "Kommst du noch mit ins Roller?" Abwartend schaute sie mich an.
"Ich weiss nicht, Nina. Was soll ich dort?" sagte ich unentschlossen. Das Roller erinnerte mich unheimlich an meine Eltern. Irgendwie war es ein schönes Gefühl, aber es schmerzte nun mal auch.
"Ich bin mir bewusst, dass du nicht skatest, doch du könntest es doch mal ausprobieren. Es macht wirklich Spass. Ich könnte es dir auch beibringen, wenn du möchtest. Ich bin zwar nicht die beste Fahrerin, aber in der Theorie habe ich schon so einiges drauf." erklärte mir Nina und blickte mich mit festem Blick an.
"Nina, ich kann Rollschuh fahren" sagte ich nach kurzem Zögern. "Was? Ich dachte Rollschuhfahren interessiert dich nicht" sprach Nina ihre Gedanken aus.
"Ja, also nein. Ich bin in Mexico jeden Tag geskatet, ich liebte es, aber irgendwie hat mich seitdem ich in Argentinien bin die Lust verlassen" sagte ich ehrlich. "Aber wieso?" hakte sie verständnislos nach. "Es erinnert mich einfach zu sehr an mein leben vor Buenos Aires"
"Luna, Sachen die man liebt gibt man nicht auf, nur weil einem Steine in den Weg gelegt werden" erklärte mir Nina mit einer überzeugt klingenden Stimme. "Eigentlich geb ich dir ja recht, aber das ist etwas anderes. Du verstehst das nicht und du musst das auch nicht verstehen" sagte ich zu Gastons Freundin.
"Ich will es aber verstehen" sagte sie überzeugt. "Nina, du kannst das nur verstehen, wenn du weisst wie sich das anfühlt und oh Gott, Nina, ich wünsche dir das du dieses Gefühl niemals kennen lernen musst".
Ich schaute Nina mit einem traurigen Blick an. "Ach Luna" flüsterte Nina und nahm mich in die Arme. Es tat gut jemanden bei sich zu haben, der für einen da war.
Nina, Gaston, Nicole und ja, auch Matteo, halfen mir unglaublich das Geschehene zu verarbeiten. Und auch wenn ich mir durchaus bewusst war, das ich niemals wieder dieses Mädchen werden würde, das ich vor dem Tod meiner Eltern war, merkte ich das ich auf einem guten Weg war, mindestens einen Teil meines alten ichs wieder zu bekommen.
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Nach Regen kommt Sonne! Lutteo
FanfictionIch war schon seit klein auf, ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Ich hatte viele Freunde. Ich war glücklich, ich war verdammt glücklich. Doch das alles veränderte sich mit dieser einen Nachricht, diesem einem Moment. Meine kleine, aber bunte Welt...