Old Home

700 16 2
                                    

As it all comes down again
To the sound
The sound of the wind is whispering in your head
Can you feel it coming back
Through the warmth, through the cold,
keep running till we're there
We're coming home now
('Home' - Dotan)

Ich erwachte von einem vertrauten Geruch in meiner Nähe und den Sonnenstrahlen, die auf mich schienen. Irgendetwas war seltsam, fühlte sich anders an als sonst, wenn ich aufwachte. War es vielleicht dieses komische Gefühl, dass ich etwas neben mir spürte?
Alarmiert riss ich meine Augen auf, um sie darauf ganz schnell wieder zu schließen. Nein, bitte nicht., dachte ich.

Dann öffnete ich meine Augen langsam erneut, doch Mario lag immer noch dort, neben mir, schlief offensichtlich noch. Ich hatte mit Mario in einem Bett geschlafen. Verdammt.

Erst als mein Blick nach unten wanderte, merkte ich, dass Marios Hand leicht auf meinem Bauch lag. Sofort kam ich ins Schwitzen und seine Hand fühlte sich plötzlich so unglaublich schwer an, dass ich kaum Luft bekam. Ich sah wieder auf Marios schlafendes Gesicht und dann erinnerte ich mich endlich.

Schwer seufzend rückte ich etwas von ihm weg, sodass seine Hand von meinem Bauch rutschte.

Wieso hatte ich das getan, mit ihm in einem Bett zu schlafen? Die Frage ließ sich einfach beantworten: Weil er mich gebraucht hatte und ich hatte ihm nicht widerstehen können.

An sich war bloß in einem Bett zu schlafen nichts Schlimmes, aber es war Mario und ich kannte mich. Es war ein gefährliches Zeichen, dass ich ihm immer noch nachgab, wenn er mich bat. Klar, er hatte mich gebraucht und war verletzt gewesen, aber es war trotzdem immer noch ein gefährliches Spiel. Das Spiel, das ich schon mal gespielt und verloren hatte.
Einige Bitten hier, einige Bitten da, einige Geständnisse und schon hatte man das Gefühl gebraucht zu werden. Das Gefühl wichtig für jemanden sein, eine besondere Bindung zu haben. Ein verdammt gefährliches Spiel, für einen einsamen Menschen wie mich.

Wieder beobachtete ich sein Gesicht, ich konnte nicht richtig ausmachen, ob er friedlich schlief oder träumte. Früher hatten wir oft in einem Bett geschlafen. Aber gestern war anders gewesen, Mario war so fertig gewesen und hatte nicht allein sein wollen. Ich hätte doch nicht nein sagen können, wenn ich ihn doch schon dazu gezwungen hatte seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, oder?

Erneut seufzte ich, ja, das war anders gewesen.

Er hatte einfach irgendjemanden gebraucht, ich war da gewesen und das wars.
Es war gut so.

Ihn immer noch beobachtend, regte Mario sich und öffnete plötzlich die Augen. Seine braunen Augen trafen mich und ich konnte sehen, wie sie immer größer und größer wurden, als sie mich erkannten. Er richtete sich auf, sah mich fassungslos an.

Um ihn aus seinem Schock zu holen, murmelte ich: „Morgen, fühlst du dich besser?" Für einen kurzen Moment schien Mario verwirrt zu sein, dann aber verzog er leicht das Gesicht.
Ich konnte ihm ansehen, dass er sich gerade an das Geschehende erinnerte. Er sah zur Seite, fuhr sich durchs Haar, dann wanderte sein Blick wieder zu mir, um gleich darauf schnell wieder was anderes anzusehen.

Aber der kleine Augenblick hatte für mich gereicht seinen Blick zu deuten.
„Mario?", fragte ich sanfter, er biss sich auf die Unterlippe, konnte mich immer noch nicht richtig ansehen. Schämte er sich etwa?

„Morgen.", murmelte er immer noch ohne mich anzusehen. „Ich...ich geh mich mal fertig machen, wir müssen bald zu meinen Eltern." Und mit diesen Worten verschwand er ins Badezimmer, verdattert starrte ich ihm nach.

Maybe tomorrow (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt