A Vampire's Tears (Gray x OC)

Am Anfang war...

Iris starrte Rachel an. Eine Geschichte, die vor dreitausend Jahren spielte. So alt war ungefähr Celestes Seele. Woher wusste sie das?

"Starr mich nicht so an!", blaffte Rachel zurück. Iris zuckte kurz zusammen und sah sie dann weiter misstrauisch an.

"Woher weißt du das alles?", wollte sie wissen. Rachel zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief. Dann holte sie seelenruhig einen Spiegel hervor und einen roten Lippenstift. Sie trug langsam und sorgfältig die rote Farbe auf und presste dann die Lippen zusammen. Dann ging sie zu Celestes Kristallsarg rüber und hüpfte drauf. Iris wollte protestieren, doch Rachel hielt sie davon ab. "Ich verrate dir mal was. Celeste hat dir gesagt, dass ich eine Hexenmeisterin bin, nicht wahr?" Iris nickte. Rachel klopfte mit der Hand neben sich. Sie deutete Iris sich hinzusetzen. Auf Celestes'Sarg. Diese schüttelte hastig den Kopf. "Ich bin nur in diesem Leben eine Hexenmeisterin."

Iris hob eine Augenbraue. Was hieß denn hier nur in diesem Leben?

"Ich bin eine Zeitreisende", erklärte Rachel. Iris fiel fast aus allen Wolken. Eine Zeitreisende. Sie hatte immer geglaubt, dass diese nur ein Gerücht waren. "Zeitreisende hat es schon immer gegeben. Man kannte uns unter den Namen Traveler, Passenger oder auch Giver. Aber unsere bekannteste Namen sind immer noch Propheten. Zeitreisende kommen aus Vergangenheit, Zukunft und paralellen Universen" Iris konnte nur noch starren. Erstens, es gibt sie anscheinend wirklich. Zweitens, sie wissen alles. Sie wissen alles über die Vergangenheit und mögliche Versionen der Zukunft. Und sie wissen wie man die Zukunft zerstören kann. Das ist es wahrscheinlich, was sie so gefährlich machte.

"Du kanntest also Celeste als sie ein Mensch war?", hakte sie nach. Rachel nickte gelassen. Sie sah dann zur brennenden Kerze. Ein Sechstel war bereits abgebrannt.

"Ich kannte eine Hexe, ein sturer Magier, eine noch sturere Hexenmeisterin, einen Königssohn, eine wilde Magierin und zu guter Letzt, ein Mann mit gebrochenem Herz.", bestätigte sie. Rachel lächelte leicht. "Es kommt mir vor als hätte ich die drei gestern noch rumalbern sehen. Wenn es Ärger gab, dann waren es immer Will, Marcel und Celeste. Dieses Trio war einzigartig." Diese Namen kamen Iris bis auf Celeste nicht bekannt vor. Sie musterte Rachel und stellte dann eine Frage, die ihr schon lange auf der Zunge brannte.

"Wie war Celeste als Mensch so?", wollte sie wissen. Der Angesprochenen gefror augenblicklich das Lächeln. Verwundert sah Iris sie an. War es etwas, was sie nicht hätte ansprechen sollen? Aber warum sollte sie nicht wissen, was Camelia für ein Mensch gewesen ist?

"Ich habe kein Recht dir das zu sagen. Aber", sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf, "Frag sie nicht, wenn du nicht auf alles vorbereitet bist. Jede Geschichte hat zwei Seiten. Verurteile sie nicht." Iris sah sie verwirrt an. Warum sollte sie Celeste verurteilen? Was kann sie für ein Mensch gewesen sein, dass sich Iris von ihr abwenden würde?

Was Rachel jedoch nicht weißt, ist die Tatsache, dass Iris noch nie einen Menschen gehasst hat. Iris hat keine Ahnung, wie man jemanden verachten kann. Iris' Herz ist unfähig zu hassen. Sie hat seit Jahrhunderten immer nur die guten Seiten in Celeste gesehen und das war die Basis für ihre Freundschaft. Iris ist der loyalste Freund, den man sich wünschen kann. Aber davon hatte Rachel keine Ahnung.

"Du wolltest mir eine Geschichte erzählen", lenkte Iris ein um das Thema zu wechseln. Rachel schien aus einem Traum aufzuwachen. Sie grinste.

"Geschichtsstunde", sie hob eine Augenbraue und lachte herzhaft. Unter ihr bekam der Sarg noch einen Riss. Sie tätschelte den Kristall. "Nicht so ungeduldig, sie machen ja schon!" Sie schlug ein Bein über das andere und stemmte eine Hand auf das Knie. Ihr Kinn legte sie auf die Handfläche.