Kapitel 11

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Müde stocherte ich in meinem Müsli rum, währendem Gaston gutgelaunt mit seinem Vater quatschte. Wie konnte man so früh am Morgen schon gut drauf sein? Dieses Mysterium wird wahrscheinlich nie geklärt werden.

"Wollen wir am Freitag vielleicht angeln gehen?" fragte mein Cousin seinen Vater. Gaston angelte? Wow, das war unerwartet. "Am Freitag geht nicht. Ich geh morgen nach Mendoza und komm erst am Sonntag zurück" erklärte Christian seinem Sohn und ich erkannte in seiner Stimme bedauern.

"Wieso gehst du nach Mendoza?" mischte ich mich neugierig ein. "Wegen der Arbeit" sagte er kalt und ich merkte, dass es Christian nicht recht war, dass ich mich eingemischt hatte. Ich verdrehte meine Augen.

"Geht Mama mit?" kam dann von Gaston. "Sie will dich und Luna eigentlich nicht alleine lassen, aber da sie sowieso deine Oma mal wieder besuchen wollte, kommt sie mit" erklärte Christian.

Ich ass mein Müsli fertig und sah dann auf meine Armbanduhr. "Gaston, wir müssen los" sagte ich zu meinem Cousin.

"Ich hab mit Matteo abgemacht, das er mitkommt. Er sollte in ein paar Minuten hier sein" antwortete mir Gaston, während es zeitgleich klingelte.

Ich stöhnte auf. Ich konnte mir schöneres vorstellen als mich schon am Morgen mit diesem Idioten herumzuschlagen.

Gaston und ich liefen gemeinsam zur Tür und Gaston machte auf. "Hey Mats" begrüsste Gaston seinen Besten Freund.

"Hey Bro, hey Kratzbürste" sagte Matteo daraufhin grinsend und ich verdrehte innerlich meine Augen.

"Können wir vielleicht los?" fragte ich ungeduldig und tippte genervt mit meinem Fuss auf den Boden. "Schon so früh gut drauf? Wie schaffst du das nur?" fragte Matteo lachend. Konnte er seine Bemerkungen nicht einfach lassen?

In der Schule angekommen, verabschiedete ich mich so schnell wie möglich, und nicht gerade Freundlich, von den beiden Jungs.

Ich suchte Nina, die ich nach ein paar Minuten auch fand. Sie war in der Bibliothek, einen Ort an dem man sie oft antraf. Sie sagte, der Ort würde ihr sehr gefallen, weil man dort seine Ruhe hatte. 

"Hey Nina" begrüsste ich sie und tippte ihr auf die Schultern. Nina drehte sich schnell zu mir um, wobei ihr ein Buch, das sie gerade am lesen war, aus der Hand fiel.

"Luna, du hast mich erschreckt" sagte sie mit geschocktem Gesichtsausdruck und hob das Buch wieder auf. "Tut mir Leid" entschuldigte ich mich.

"Schon okay, Luna. Gehts dir gut?" winkte sie ab. "Ja, ja alles super" flunkerte ich sie an. "Luna, du bist meine Freundin, du kannst mir sagen wenn etwas passiert ist. Ist es wegen deinem Onkel?" fragte Nina vorsichtig und strich sich dabei eine Haarsträhne hinters Ohr.

Ich seufzte. Man konnte Nina einfach nichts verheimlichen. "Ich merke, das es ihm nicht gefällt das ich bei ihm im Haus bin. Ich kann es ihm ja nicht mal verübeln"

"Luna, du wusstest von Anfang an das es ihm nicht gefällt, aber so deprimiert warst du deswegen noch nie. Ist es wirklich nur das?". Nina schaute mich sorgenvoll an.

"Ja, also Nein. Weist du, ich hab das Gefühl als würden Christian und Nicole mir irgendwas verheimlichen. Bei Christian versteh ich es ja noch, aber Nicole. Nicole hat mir immer das Gefühl gegeben das ich zur Familie gehöre" erklärte ich Nina und fuchtelte mit meinen Händen wild umher.

"Und du hast keine Ahnung was sie dir verheimlichen könnten?" fragte mich Nina stirnrunzelnd. Ich schüttelte meinen Kopf, sodass mir meine braunen Locken wild um die Ohren flogen.

"Hast du Gaston schon gefragt, ob er etwas weiss?" fragte sie weiter. "Nein. Ich meine ich weiss ja nicht mal ob sie mir wirklich etwas verheimlichen. Was wenn nicht? Wenn es nur ein Hirngespenst von mir ist. Ich verstehe mich einigermassen mit Gaston und Nicole, ich will das nicht wegen einer Vermutung wieder kaputt machen".

Ich setzte mich auf einen Hocker, der neben einem Bücherregal stand und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab. Nina ging vor mir auf die Knie und schaute mir mitleidig in die Augen.

"Das kann ich verstehen, Luna. Wenn du willst kann ich dir helfen Nachforschungen zu tätigen. Wenn sie dir wirklich etwas verheimlichen, finden wir das heraus" sprach mir Nina gut zu. "Und was ist mit Gaston? Ich will nicht das ihr euch wegen mir streitet"

"Mach dir kein Kopf, Luna. Gaston muss davon nichts wissen" sagte Nina und nahm meine eine Hand. "Du kannst doch nicht deinen Freund wegen mir anlügen" antwortete ich empört und schüttelte mit meinem Kopf.

"Zum einen lüg ich ihn nicht an, ich verheimlich ihm lediglich etwas und zum anderen bist du meine Freundin und für Freunde macht man so etwas". Bei diesen Worten konnte ich nicht anders als sie ein meine Arme zuschliessen.

"Ach Nina, mit was hab ich dich als Freundin verdient?" fragte ich sie fassungslos. "Das könnte ich dich genauso gut fragen" lachte Nina. Ich schaute sie skeptisch an, hielt aber mein Mund.

Ich war kein leichter Mensch und hatte Nina anfangs nicht gerade gut behandelt. Ich hatte sie die ganze Zeit abgeblockt und trotzdem half sie mir jederzeit.

"Komm, die Schule fängt jeden Moment an" sagte sie plötzlich und riss mich ab meinem Stuhl.

Als die Schule vorbei war, ging ich zusammen mit Nina ins Roller. Nina war der Meinung, wir müssten einen Plan aushecken, damit nichts schief läuft. Wir setzten uns an einen freien Tisch und bestellten uns jeweils eine Cola.

"Es wäre praktisch wenn wir das Haus genauer unter die Lupe nehmen könnten" dachte Nina nach und schlürfte an ihrer Cola. "Ich hab heute Morgen mitbekommen, dass Christian und Nicole für ein paar Tage vereisen. Sie gehen Morgen" informierte ich meine Freundin.

"Perfekt. Morgen Abend hat Gaston Basketballtraining, das bedeutet niemand ist im Haus" schlussfolgerte das brünette Mädchen. "Also treffen wir uns Morgen Abend bei mir?"
"Ja" antwortete mir Nina. "Hoffentlich finden wir etwas" murmelte ich.

"Was werdet ihr finden?" ertönte plötzlich eine männliche Stimme hinter uns. Nina und ich sahen uns geschockt an und machten grosse Augen. Gleichzeitig drehten wir uns zu der Stimme hin.

"Oh Matteo, hallo" stotterte Nina nervös. "Über was habt ihr geredet?" fragte er neugierig und verschränkte seine Arme.

"Über nichts, Frauenthemen. Ausserdem kann es dir egal sein über was wir reden"schwafelte ich schnell vor mich her. Matteo zog seine Augenbrauen hoch. "Frauenthemen?" fragte er und klang dabei nicht gerade überzeugt. "Eh ja" sagte Nina nickend.

"Wieso glaub ich euch das nicht?" "Keine Ahnung. Wir wissen doch nicht was in deinem kranken Kopf abgeht" sagte ich Schulterzucken. "Aha" gab er von sich. 

"Ich muss jetzt auch gehen. Gaston wartet sicherlich auf mich bei der Bahn. Luna, wir sehen uns morgen" verabschiedete sich Nina schnell und umarmte mich kurz.

Als Nina weg war, setzte sich Matteo neben mich an den Tisch. "So und jetzt die Wahrheit" fragte mich Matteo noch einmal und durchbohrte mich mit seinem selbstbewusstem Blick.

Nach Regen kommt Sonne! LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt