13/ Männer im Anzug

35 4 4
                                    

"Steig bitte aus, Malía. Wir sind da."
Seine Stimme klang freundlich und eigentlich wollte ich wirklich nicht zickig zu ihm sein, aber dieser gott verdammte Tag brachte mich an einen Punkt, an dem ich nicht anders konnte als zur totalen Zicke zu mutieren. Diesmal war ich die, die ihre Arme vor der Brust verschränkte. Ich ignorierte Chace, so gut ich konnte.
Ich meine, was fiel ihm eigentlich ein mich einfach so zu verschleppen??
Er stieg aus und lief um das Taxi herum, um mir die Türe zu öffnen. Trotz dieser süßen Geste wendete ich meinen Blick ab und weigerte mich auszusteigen. Er seufzte und aufeinmal beugte er sich über mich und löste meinen Gurt. Mein ganzer Körper spannte sich an als er mir gefährlich nahe kam. "Jetzt steig schon aus, du wirst dich freuen, wenn du mit mir kommst", flüsterte er und lächelte leicht. Ich verdrehte die Augen. "Ist ja gut."
-
Wir standen Mitten auf einem großen Parkplatz eines Autohauses, das mit einer Werkstatt verbunden war, als uns ein Mann in schwarzem Anzug entgegen kam. Mir wurde die Sache mit dem Schlafanzug immer unangenehmer, vorallem, weil ich zwischen zwei gutaussehenden Männern stand.
Der Mann hatte blonde, zurückgegelte Haare und eine Brille. Er gab uns die Hand und stellte sich als Jesper vor. Er war aufjedenfall nicht viel älter als Chace, denn ansonsten hätte er sich wohlmöglich nie mit seinem Vornamen vorgestellt.
"Du musst dann Malía sein, hab ich Recht?",fragte Jesper und grinste breit. Ich nickte. "Süßes Outfit."
Sein Blick glitt über mich und ich lachte auf. Dann sah ich zu Chace, der sehr amüsiert wirkte. Mit einem Blick gab ich ihm jedoch zu verstehen, dass garnichts an dieser Situation witzig war.
"Kann mir jetzt mal einer sagen, was ich hier mache??", drängte ich.
"Du kriegst dein Auto wieder. Was denn sonst?"
Die Räder in meinem Kopf begannen sich mit Hochgeschwindigkeit zu drehen und plötzlich wurde mir klar, was das bedeutete.
Ich riss meine Augen auf und richtete meinen Zeigefinger drohend auf Chace. "Duuu...", begann ich, "Du hast mein Auto gestohlen?!"
Jesper begann zu Lachen.
"Man, sie wusste garnichts davon?"
Chace zuckte mit den Schultern.
"Malía, ich glaube du kannst nicht sauer sein, wenn ich dir sage, dass dein Auto wieder wie neu ist."
"W-wie bitte?", stotterte ich erstaunt. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ob ich ihm einfach danken oder es nicht annehmen sollte.
Wie in Trance folgte ich den beiden Männern, als sie mir befahlen mit ihnen zu kommen.
Und plötzlich stand er da. Wie neu. Genauso wie Chace es gesagt hatte. Kein einziger Kratzer war mehr zu sehen. Es schien, als wäre der Unfall nie passiert.
Mich überkam pure Freude. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber letztendlich ließ ich dann doch den kleinen Freundenschrei aus mir heraus und hüpfte auf und ab.
Ich freute mich so unendlich, weil klar war, dass ich das Auto niemals hätte alleine reparieren können und, weil Chace mir mit dieser Geste eine riesen Last abnahm. Meine Mum würde niemals etwas von dem Unfall erfahren, wir hatten nicht noch mehr Geldprobleme und ich musste nicht mehr schauen, wie ich zur Schule oder sonst wohin kam.
In meiner Euphorie rannte ich auf Chace zu und umarmte ihn. "Danke!"
Seine Brust vibrierte, als er begann zu Lachen. Die Umarmung hielt nicht lange an, da er mich sachte von sich wegdrückte. Er blickte mir tief in die Augen: "Das war das wenigste was ich tun konnte um meine Raserei und mein Verhalten wieder gut zu machen."
Ich lächelte und bedankte mich erneut.
"Woher hast du eigentlich den Schlüssel zur Garage?"
Er zwinkerte grinsend. "Is dir aus deiner Jackentasche gefallen, als wir auf der Wendeltreppe saßen. Und naja... dann hab ich meine Chance genutzt."
Ich schüttelte belustigt den Kopf. Idiot.
"Also ,dass sich Jemand so freut, wenn ein Auto repariert wurde, hab ich auch echt noch nie erlebt." Jesper räusperte sich und richtete seine Krawatte, dann kam er auf uns zu und gab uns, wie am Anfang, die Hand.
"Ich muss mich dann mal entschuldigen. Die Kunden warten. War schön dich kennenzulernen, Malía. Und Chace.. Wir seh'n uns."

-

So manch einer würde jetzt vielleicht sagen, diese Reperatur anzunehmen war nicht gerechtfertigt und ich wusste auch, dass es wirklich teuer gewesen sein musste, aber in meinem Falle musste ich etwas egoistisch handeln. Ich brauchte das Geld, das ich eigentlich für die Reperatur hätte bezahlen müssen, für wichtigeres. Ich würde Chace etwas dafür zurückgeben, nur wusste ich noch nicht was.
Den Käfer musste ich jedenfalls am nächsten Tag mit Jane abholen, da ich alleine noch nicht fahren konnte.
"Ich bring dich gleich nach Hause, aber zuerst müssen wir noch kurz woanders vorbei."
Ich nickte. "Wo denn?"
Ich hatte das Verlangen mehr über ihn zu erfahren. Sein Ich kennenzulernen.
"Irgendwo."

Als das Taxi erneut stoppte, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Vor mir machte sich ein wirklich großes Haus auf. Es war verdammt modern in seiner Form und wirkte, als hätte es ein Vermögen gekostet. Der große Vorgarten brachte dies nochmal extra zur Geltung.
"Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich erstaunt.
"Ja. Wartest du hier draußen?"
Ich nickte abwesend, zu fasziniert von dem Anblick der sich mir bot.
Chace verschwand im Haus und ich blickte mich um. Mir wurde klar, dass in diesem Stadtteil nur solche Häuser standen. Eins nach dem Anderen.
Ich begann mir ein Leben in dieser Gegend vorzustellen. Überlegte, was ich mit so viel Geld anfangen würde.
Keine Ahnung wie lange ich da so stand und über ein anderes Leben phantasierte. Geschrei ließ mich jedoch aufschrecken.
"Ich bin ja schon wieder weg, Dad!"
"Das will ich wohl hoffen! Wir wollen dich hier nicht sehen. Du bist eine Schande, ich hoffe du weißt das."
"Mum...ihr könnt doch nicht ewig-..."
"Geh einfach."

Mit großen Schritten trat Chace die Treppen vor dem Haus hinunter. Er schnaupte und blieb dann aprupt vor mir stehen. Ich konnte mich beinahe nicht bewegen, wusste nicht, was diese Worte zu bedeuten hatten. Obwohl diese Worte nicht an mich gerichtet waren, tat es mir weh, denn kein Kind sollte jemals soetwas aus den Mündern seiner Eltern hören.
Chace hielt eine weiße Nachttischlampe in seinen Händen, die sein Gesicht verdeckte. Das dringende Bedürfnis sie von seinem Gesicht zu entfernen durchdrang mich. Ich wollte wissen wie es ihm ging. Was er fühlte nach so einer Situation.
"Können wir jetzt geh'n, oder willst du noch weiter Löcher in diese verdammte Lampe starren?", zischte er.
Ich zog scharf die Luft ein. "Nein. Wir können gehen."
-
"Danke nochmal für die Reperatur. Du glaubst garnicht wie viel mir das bedeutet."
Er fuhr sich erschöpft über sein Gesicht und nickte stumm. Die ganze Autofahrt hatte er kein einziges Wort mehr von sich gegeben. Ich wusste nicht ob ich ihn auf seine Eltern ansprechen sollte, oder ob ich ihn einfach mit seinen vielen Gedanken alleine lassen sollte.
Wir saßen eine Weile einfach dort im Taxi und ließen die Stille über uns ergehen. Diese, mich beinahe erdrückende, Stille. Ich blickte in sein Gesicht und konnte Schmerz erkennen. Er starrte so vor sich hin, voller Leere. Alles in mir sträubte sich danach eine einzige Frage zu stellen, ihm zu zeigen, dass mir nicht egal war, was in ihm vorging, denn in der Nacht inder ich getrauert hatte, ja da war ihm auch nicht egal gewesen was in mir vorging.
Nach weiteren, vergehenden Minuten stieß ich dann hörbar die Luft an.
"Chace, geht es dir gut?"
In meiner Stimme sammelte sich Angst. Angst vor seiner Reaktion auf solch eine rhetorisch erscheinende Frage, doch ich wusste nicht was ich sonst hätte tun sollen.
Seine Augen trafen auf die meine.
Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
"Mir geht es Bestens."
Und mit einem Mal wusste ich, dass er ein verdammt guter Lügner war.

------
Hey, habe so das Gefühl das Kapitel ist nicht wirklich gut geworden, aber ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat😊

Our SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt