Vertraue Menschen nie zu früh, manchmal hat auch das Bauchgefühl unrecht und der Mensch entpuppt sich als ein ganz anderer...
Annabell's POV:
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und schloss sie so gleich wieder, da mich das grelle Licht der Lampe blendete. "Annabell?", fragte Nialls Stimme leise. "Hmm.", murmelte ich und versuchte erneut meine Augen zu öffnen. "Wie geht es dir?", fragte er besorgt. Sein Gesicht bildete sich verschwommen vor meinen Augen ab und ich rieb einmal über sie, um ein klares Bild zu bekommen. Wie geht es mir? Ja, wie geht es mir eigentlich? Gut? Nein, dass wird er mir niemals glauben... Besser? Ja, das klingt gut. "Besser.", murmelte ich verschlafen und versuchte mich etwas aufzusetzen. Mein Blick erkundete kurz den Raum, um herauszufinden, wo ich mich befand. Greg saß noch immer auf dem Stuhl neben dem Bett. Sein Kopf lehnte an seiner Schulter und er schien eingeschlafen zu sein. "Das ist gut.", flüsterte Niall etwas beruhigter. Mein Blick wanderte weiter zum Fenster. Draußen schien es schon dunkel zu sein, denn Sterne standen am Himmelszelt und die Straßenlaternen erleuchteten die Kleinstadt. Mein Kopf begann zu pochen, da sich allmählich die quälende Frage nach dem Warum in meine Gedanken schlich. Warum hatte Harry mich so benutzt und belogen? Warum bin ich auf ihn hereingefallen? Warum tut ein gebrochenes Herz so weh? Warum habe ich mich auf ihn eingelassen? Warum habe ich nichts von dem verräterischen Spiel, was er trieb, bemerkt? Warum passiert mir das? Warum ich? Warum das ganze? Warum... Vorsichtig drückte ich mit meinen Fingern gegen meine Schläfen, um dem Druck in meinem Kopf entgegen zu wirken. "Was habe ich falsch gemacht?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Annabell bitte, du hast nichts falsch gemacht.", entgegnete mir Niall. "Doch.", schluchzte ich und neue Tränen flossen meine Wangen hinunter. "Warum bin ich sonst auf ihn hereingefallen?", fragte ich weinerlich. "Du konntest es nicht ahnen, niemand konnte es. Er hätte für seine Schauspielkunst leider so schlimm es auch klingt einen Oskar verdient. Er hat sich nichts anmerken lassen.", sagte Niall leicht wütend. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich zuckte erschrocken zusammen. Greg schreckte auf und schaute uns mit müden Augen an. "Ja.", sagte Niall etwas lauter. Die Tür öffnete sich und Mum kam mit einem besorgten Blick in den Raum gestürmt. "Annabell.", sagte sie voller Sorge, als sie mich erblickte. Schnell lief sie auf mich zu und zog mich in den Arm. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Reaktion. Ich hätte gedacht, sie hält mir vor, dass sie mir von Anfang an gesagt hatte, dass Harry mich verletzen würde... Aber nein, sie tat das genaue Gegenteil und dafür bin ich ihr in diesem Moment sehr dankbar. Neue Tränen formten sich in meinen Augen und ich erwiderte die wärmende Umarmung meiner Mutter. Leise schluchzte ich in ihre Bluse. Niall streichelte mir noch immer beruhigend über den Rücken, aber ich hatte das Gefühl das niemand außer Harry mein Gefühlschaos zu beruhigen vermag und das machte mir Angst. Ich war und bin abhängig von ihm. Er hatte eine ganz besondere Wirkung auf mich. Er vermochte es mir jeder Zeit ein gutes Gefühl zu geben, mich zu beruhigen und auch in schweren Situationen zu stärken. Wer wird das nun machen, wenn er es nicht mehr tut? Werde ich wieder zerbrechen? Ich klammerte mich fester an Mum und blendete alles andere um mich herum aus. Doch selbst Mum konnte mich nicht beruhigen. Dad könnte es... Doch Dad ist nicht hier und wird es auch nie mehr sein... Vorsichtig löste ich mich etwas von Mum. "Was ist jetzt eigentlich genau passiert, weshalb er Schluss gemacht hat?", fragte Greg nachdenklich. "Ich weiß es nicht. Er war plötzlich in der ersten Pause so komisch und dann ist er einfach gegangen ohne Bescheid zu sagen. Ich habe mir richtig Sorgen um ihn gemacht. Erst habe ich die Schule nach ihm abgesucht und dann bin ich zu ihm nach Hause gegangen und dann hat er einfach Schluss gemacht. Ich verstehe das alles nicht.", erzählte ich weinend und musste immer wieder kurz inne halten, da ich aufgrund des Weinens hektisch atmete. "Das ergibt keinen Sinn.", meinte Niall nun ziemlich verblüfft. Mum schüttelte den Kopf und schaute nachdenklich auf die Bettdecke. Greg setzte sich auf und seufzte. "Irgendwas muss doch vorgefallen sein, dass er sich so plötzlich entschieden hat mit dir Schluss zu machen.", meinte er zweifelnd. "Er hat gesagt, er wolle nicht länger Theater spielen und endlich wieder so sein, wie er wäre. Ich wäre nur eine Last.", schluchzte ich leise. "Was?", fragte Niall entsetzt. "Ich wäre eine Last, um die er sich jetzt erleichtern möchte.", wiederholte ich und spürte, wie ich bei dem Satz wieder zerbrach. Die Tränen auf meinen Wangen wurden wieder mehr und mein Schluchzen lauter. Sofort reagierte Niall, in dem er mich mehr an sich zog und ein Taschentuch vom Nachtschrank nahm. Zaghaft wischte er damit ein paar Tränen weg und streichelte wieder beruhigend über meinen Rücken. Doch es half alles nichts den Schmerz in meiner Brust zu stillen. "Ich bring ihn um.", murmelte Niall erneut. "Da sind wir schon zwei.", sagte nun auch Greg wütend. "Beruhigt euch.", meinte Mum nun streng. "Von dir lasse ich mir nichts sagen.", sagte Greg ernst und schaute Mum nur wütend an. Sie ignorierte es gekonnt, in dem sie nun mit einem ganz anderen Thema begann: "Da ich morgen früh arbeiten muss, würde ich vorschlagen mit Annabell nach Hause zu fahren. Es hilft immer über die Sache zu schlafen." Ich will nicht nach Hause. Ich will bei Niall bleiben. Ich möchte hier nicht weg. Niall ist für mich da und bei ihm fühle ich mich sicher, auch wenn es nichts im Vergleich zu Harrys Wirkung auf mich ist, Harry... Warum hat er das nur gemacht? Was habe ich falsch gemacht? "Kann ich nicht bei Niall bleiben?", fragte ich hoffnungsvoll. "Die Besucherzeit ist gleich zu Ende.", meinte Greg missmutig. "Aber sie machen bestimmt eine Ausnahme, wenn wir.", begann er nun, doch Mum unterbrach ihn einfach. "Nein, wir werden uns an die Regeln halten, wie vernünftige Menschen es nun mal tun.", sagte sie streng und stand auf. Traurig schaute ich zu Niall, der wohl auch darauf gehofft hatte, dass ich bei ihm bleiben könne. Vorsichtig beugte ich mich zu ihm, schlang meine Arme um seinen Nacken und umarmte ihn. "Ich will nicht gehen.", flüsterte ich so leise in sein Ohr, dass unsere Mum es nicht hören konnte. Niall drückte mich noch einmal zärtlich und löste dann die Umarmung. "Morgen Nachmittag werde ich entlassen und dann komme ich mit Greg zu euch, okay?", schlug er vor, um mich aufzumuntern. "Okay.", murmelte ich und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, um seins zu erwidern. Vorsichtig stand ich auf und spürte wie wackelig meine Knie waren vom Liegen auf dem Bett. Ich schwankte leicht, was Greg sofort bemerkte und mich schnell stützte. "Danke.", nuschelte ich und drehte mich zurück zu Niall. Er zog mich nochmal in seine Arme und flüsterte: "Wenn du zu Hause bist, rufst du mich an und wir telefonieren solange du möchtest." "Danke Niall, ich habe dich lieb.", murmelte ich in seine Halsbeuge. "Ich dich auch, Annabell.", flüsterte er zurück. Langsam löste ich mich aus der Umarmung und gab ihm noch einen dankenden Kuss auf die Wange. Nun drehte ich mich zu Greg und umarmte ihn ebenfalls. "Danke, dass du mich heute abgeholt hast und für mich da warst.", flüsterte ich ihm zu und löste mich dann aus der Umarmung. "Kein Problem, ich bin genauso für dich da wie Niall.", antwortete er lächelnd. Ich versuchte es zu erwidern und lief nun zu Mum, die schon an der Tür des Zimmers stand. Ein letztes Mal drehte ich mich um und wunk Greg und Niall zu, dann verließ ich mit Mum das Zimmer. "Willst du wieder aus unverständlichen Gründen die Treppen nehmen?", fragte sie nach. Ich nickte nur und begann auf das Treppenhaus zu zu steuern. "Wir sehen uns unten. ", meinte sie nun und bog ab in Richtung Fahrstühle. Jetzt darf ich alleine nach unten gehen... Was ist nur wieder los mit Mum? Sie war gerade schon wieder so kalt? Ob sie mir wohl doch noch vorhält, dass sie Harry an meiner Seite nicht mochte? Ich hoffe nicht... Langsam und träge lief ich Treppe für Treppe hinunter bis ich im Erdgeschoss angekommen war. Gerade als ich die Tür zum Krankenhausflur öffnen wollte, wurde sie geöffnet. Erschrocken schaute ich die beiden Männer an, die mir leider viel zu bekannt waren. "Annabell?", fragte Louis geschockt. Schnell huschte ich an ihnen vorbei und musste feststellen, dass meine Augen doch für einen Moment bei Harry verweilten. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Wimpernschlag. Seine grünen Augen, die sonst so viel Wärme schenkten, wirkten leer und seinem Gesicht fehlte jegliche Farbe. Seine Haare waren ganz zerzaust und standen teilweise ab und trotzdem sah er wunderschön aus. Als ich an ihnen vorbei war, erwischte ich mich dabei mir zu wünschen, dass Harry mir hinterher läuft und meine Hand ergreift, um mich zu sich zu ziehen, wie es in fast jedem Liebesfilm geschieht. Doch war es kein Film und deshalb rannte er mir auch nicht hinterher. Stattdessen begann ich immer schneller zu werden auf der Suche nach Mum. Neue Tränen flossen meine Wangen hinunter, Tränen der Enttäuschung und Tränen der Hilflosigkeit. Ich kann nichts tun... Ich habe ihn verloren. Nein, eigentlich hat er sich meiner Liebe entrissen... Suchend schaute ich mich um bis ich Mum am Empfang sah und mich schnell auf den Weg zu ihr machte. Als ich zu ihr kam, schaute sie mich nachdenklich an. "Weißt du, was Dr. Tomlinson mit Harry zu tun hat?", fragte sie neugierig. "Harry ist sein Neffe.", murmelte ich betrübt. Traurig darüber, dass Mum nicht bemerkt hatte, dass ich wieder zu weinen begonnen hatte, traurig darüber, dass Mum nicht das Feingefühl besaß und deshalb das Thema Harry ansprach und traurig darüber, dass das für Mum wichtiger schien als mein Wohlbefinden, wischte ich mir einige Tränen von den Wangen. "Wie lange weißt du das schon?", fragte sie weiter. "Seit Mittwoch letzter Woche.", nuschelte ich und begann mich nun auf die Tür zu zu bewegen, da Mum noch immer keine Anstalten machte, um zum Auto zu gehen. "Wieso hast du das nie erzählt?", fragte sie nun etwas sauer. "Weil ich noch nicht dazu kam. Wenn es dir aufgefallen ist, bin ich die letzte Woche gefühlt von einem Unglück ins nächste gerannt und hatte da keine Zeit für Smalltalk.", erwiderte ich nun ebenfalls wütend. "Nicht in dem Ton!", schrie sie mich nun an. Dad hätte das nicht getan...
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Do you rescue me? (Harry ff)
FanficAllein, wann ist man allein? Man kann allein sein, weil man weder Freunde noch Familie hat oder man besitzt beides und fühlt sich allein... Annabell ist 16 und ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben bis etwas Schreckliches geschieht. Wer wird sie...