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„Was zum Teufel mache ich nur immer wieder hier..." flüstere ich zu mir selbst, als ich die stickige, alte Kneipe betrete.

Schon seit zwei Jahren arbeite ich hier, obwohl ich gerade mal 18 Jahre jung bin. Jedes Mal wenn ich in das dreckige Gebäude gehe würde ich am liebsten wieder umdrehen, es riecht nach Rum und ist voll mit Piraten, die sich so lange betrinken bis sie beinahe schon ins Koma fallen.

„Dasselbe frage ich mich jeden Tag, wenn ich dieses Drecksloch betrete." Höre ich Harper hinter mir.

Ich beiße mir auf die Lippe um mir einen weiteren Kommentar zu verkneifen, bevor ich meine weiße Bluse zurechtziehe und hinter die Theke gehe. Als ich mich in der Kneipe umschaue ist es ziemlich voll, ich erkenne ein paar Leute, die hier immer sind. Meistens Männer von der Insel, die mir nervige und lästige Sprüche reindrücken. Wie oft habe ich das Titus schon gesagt, aber es interessiert ihn herzlich wenig.

Er hat Harper und mich aufgenommen als unsere Eltern beide von Piraten ermordet wurden, da war ich gerade mal 10 Jahre und Harper 12. Ich selbst erinnere mich kaum noch daran, das Einzige wovon ich beinahe jede Nacht träume ist diese große, schwarzweiße Piratenflagge mit einem bestimmten Symbol, ein Halbmond wie es scheint. Genauer kriege ich es nicht mehr aufgerufen.

Während ich die ersten Krüge mit Bier und Rum zubereite gleitet mein Blick erneut durch den Raum. Viele der Männer stehen an einer Holztreppe die in die zweite Etage führt, wo es nicht ganz so legal zugeht wie es sollte. Dort oben sind Frauen die Titus angeheuert hat, sie schlafen mit den besoffenen Piraten und ziehen ihnen dabei förmlich das Geld aus der Tasche. Zum Glück bekommen die Seeleute es in ihrem Zustand nicht mal mehr richtig mit.

Mein Herz bleibt fast stehen als ich an einen bestimmten Tisch schaue und braune, lange Haare sehe. Endlich, nach Wochen ist sie wieder hier, eine der bekanntesten Piraten der Erde, eine Legende, Lexa Woods. Sie und ihre Crew sind laut Gerüchten und Geschichten verflucht, nur wie und warum weiß niemand genau. Wieder beiße ich mir auf die Lippe als ich auf ihren eleganten Rücken schaue, lange Haare, eine weiße Bluse und eine braune Weste, wie gerne würde ich ihre Augen sehen...

„Hey süße."

Ich blinzle ein paar Mal bevor ich nach links schaue. Dort sitzt ein dunkelhaariger Mann, er grinst mich an und mustert mich so auffällig, dass ich einfach mit den Augen rollen muss. Langsam gehe ich zu ihm und lehne mich nach vorne über die Theke.

„Was bekommst du?"

„Wie wäre es mit dir?" Ich kann mir mein schnaufen nicht verkneifen, sofort runzelt er die Stirn.

„Sorry, aber da bist du bei mir falsch."

„Ach ja?"

Anstatt ihm weiter meine Beachtung zu schenken gehe ich ein paar Meter von ihm weg und greife nach ein paar Gläsern zum Trocknen. Harper ist wie so oft in ein völlig uninteressantes Gespräch mit einigen Seeleuten verwickelt, während mein Blick wieder auf Lexa landet. Sie kommt nun seit über einem Jahr regelmäßig hierhin, dennoch haben wir nicht ein Wort miteinander gesprochen.

„Clarke!" Mir fällt beinahe das Glas aus der Hand vor Schreck, als ich mich zu Harper umdrehe grinst diese nur. „Du hast wohl heute Glück."

Ich ziehe irritiert eine Augenbraue hoch aber folge dann ihrem Blick. Dieser ist auf Lexa Woods gerichtet, welche gerade von ihrem Stuhl aufgestanden ist und langsam auf uns zukommt. Mein Mund klappt auf, sie sieht einfach so wunderschön aus. Die schwarzen Stiefel, dazu die enge Hose und dieses dunkelgrüne Kopftuch, es spiegelt die Farbe ihrer Augen wieder. Erst als Harper mich anstößt schüttle ich mit dem Kopf und atme nochmal tief durch. Lexa kommt breit grinsend an der Theke an und lässt sich auf einen Stuhl fallen.

I can see it in your deep blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt