Chapter 7

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Nachdem Levi und Erwin das genutzte Zeug weggeräumt hatten, setzten wir uns ins Wohnzimmer. "Sag Mal.. Wie alt bist du denn eigentlich?", fragte Erwin mich. "Ich werde bald 7.", sagte ich stolz. "Und wann?", fragte Levi, welcher auf meiner linken Seite saß und seinen rechten Arm auf der Lehne hinter mir hatte, die Beine über Kreuz. "Im Winter.", war meine Antwort, worauf Erwin kurz auflachte. "Der Winter ist lang, Yukio. Du weißt nicht wann genau, oder?" Betrübt schüttelte ich den Kopf. Ich spürte eine große Hand auf meinem Kopf, welche mir durch die Haare wuschelte. "Nicht weiter schlimm, das finden wir schon noch raus." sagte Erwin.

Wir redeten noch eine Weile, wobei sich auch Levi einige Male beteiligte, bevor ich zum wiederholten Male müde gähnte. "Bist du müde?", fragte Levi in einer tonlosen Stimmlage. Ich nickte. "Ein bisschen." - "Na dann komm mit, ich bring dich hoch in dein Zimmer.", schlug Erwin vor. Ich nickte und zusammen gingen wir ins obere Stockwerk des Hauses. Unterwegs trafen wir auf Saiko, welcher auf der Treppe schlummerte und uns dann folgte.

Im Gästezimmer angekommen, zog Erwin den Vorhang zu und tauschte die dünne Bettdecke mit einer dickeren aus, da es mittlerweile ziemlich kalt war in der Nacht. "Zieh am besten den Pulli, den ich dir vorhin gegeben habe, und die Jeans aus, sonst könnte es zu warm werden.", sagte Erwin und reichte mir eine dünne Hose, die, wie er sagt, der Neffe seines Freundes ebenfalls hier vergessen hatte. "Warum hat der so viel bei dir vergessen?", fragte ich, während ich mir gerade den Pullover auszog, nachdem ich die Hose angezogen hatte.

"Der vergisst immer irgendwas hier, genauso wie sein Onkel. Einmal hat er sein Kuscheltier hier vergessen und ich musste am späten Abend zu meinem Kumpel fahren, weil der Kleine ohne den Teddy nicht schlafen kann.", lächelte Erwin und sah mir dabei zu, wie ich in das Bett krabbelte und mir die Decke bis unter die Ohren zog. Kurz danach sprang Saiko auf das Bett und machte es sich vor meinem Bauch gemütlich.

"Na dann schlaf Mal schön, kleiner Mann.", meinte er, nachdem er zur Tür gegangen war und das Licht ausmachte. "Gute Nacht.", murmelte ich und sah dabei zu, wie die Tür langsam zu ging und nur noch einen ungefähr 10 Zentimeter breiten Spalt übrig ließ. Ich schloss meine Augen und hörte dem gleichmäßigen Schnurren von Saiko zu, welcher allem Anschein nach schon wieder schlief. Dieses Geräusch trug dazu bei, dass ich kurze Zeit später ebenfalls einschlief.

Ich befand mich im Park, wie eigentlich jeden Tag. Die Kinder des Kindergartens waren ebenfalls dort. Gerade waren wir dabei, durch den Park zu rennen und die anderen Kinder mit einem Tennisball zu berühren. Wer mit jenem Ball in Kontakt kam, musste diesen nehmen und war nun dran, ein anderes Kind mit dem Ball zu berühren.

Ich sah zu, wie Lennox, ein blonder Junge, mit dem Ball hinter einem Mädchen her lief, welches den Namen Xara trug, wenn ich mich recht entsinnte. Kurz bevor der Blonde das Mädchen erreicht hatte, fiel er hin. "Och Manno!", meckerte er. "Ich will das nicht mehr spielen. Können wir bitte was anderes Spielen?"

"Nein, jetzt wird nix mehr gespielt. Wir müssen gehen, sonst sind wir zu spät wieder im Kindergarten.", sagte eine der Erzieherinnen, welche mit der Kindergartengruppe im Park war.

"Was, schon?", jammerten einige Kinder. Die Erzieherin nickte und kurz danach waren alle Kinder um die zwei Frauen versammelt. Ich entschied mich, die Gruppe zu begleiten.

Am Kindergarten angekommen drehten sich die Kinder zu mir um, um sich zu verabschieden.

"Du wirst niemals Eltern haben, so wie wir sie haben.", grinste Lennox. "Und dein ganzes Leben wirst du im Heim verbringen.", fügte Xara hinzu. "Weil dich keiner will." , steuerte ein anderes Kind bei.

Moment, das war doch nicht das, was die Kinder sonst immer sagten, wenn sie gingen.

"Niemand wird dich jemals irgendwo abholen."

"Du bist ein ungewolltes Kind."

"Und deswegen wird es dir auch niemals gut gehen."

Das waren doch nicht die Stimmen, die sie sonst hatten?!

"Heimkind, Heimkind, Heimkind!"

Auch die Erzieherinnen sprachen mit.

Plötzlich fingen sie alle an zu wachsen. So schnell, dass sie sich schon kurze Zeit später wie Schatten über mich beugten. Ihre Stimmen wurden immer verzerrter und ähnelten schon bald der Stimme eines Roboters, nur viel schlimmer. Ihre Gestalten ähnelten schwarzem Schleim, ihre Gesichter waren nur noch weiße Flecken, die erahnen ließen, dass es mal Gesichter waren.

Weinend und mit schweißnassen Händen wachte ich auf und saß in der selben Sekunde kerzengerade im Bett. Saiko sprang mit einem genervten Mauzen vom Bett und trottete aus dem Zimmer. Ich zitterte; der Traum fühlte sich so real an. Warum hatte ich das geträumt?

Ein paar Minuten saß ich leise schluchzend im Bett und starrte auf meine Hände, als plötzlich die Tür auf ging und Levi ins Zimmer kam. Wortlos setzte er sich an die Bettkante und legte seine Arme um mich. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust und versuchte, mich allmählich wieder zu beruhigen. Levi strich mir über den Rücken und so hatte ich mich nach kurzer Zeit beruhigt, sodass ich nur noch ein wenig zitterte; der Traum steckte mir noch immer in den Knochen.

"Was ist los?", wollte Levi wissen und ich glaubte, einen klitzekleinen Hauch von Besorgnis in seiner Stimme zu hören. So erzählte ich ihm von dem Traum.

"Es war nur ein Traum. Schlaf also weiter.", meinte Levi und wollte gehen, bevor ich ihn zurückhielt. "Kannst du hier bleiben?", bat ich leise und sah zu ihm hoch. Ich hatte Angst und da Saiko nun auch nicht mehr bei mir war, war ich allein.

Er überlegte kurz, nickte und legte sich dann zu mir. "Aber nur, bis du eingeschlafen bist.", sagte er und zog mich zu sich. Ich nickte und schloss die Augen; trotz des Alptraums war ich müde. Schnell war ich eingeschlafen und bekam nicht mit, wie Levi kurze Zeit später das Zimmer verließ.

New Life?! ~Eruri Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt