3. Kapitel

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"Spinnst du? Willst du, dass mein Trommelfell platz?!" Renee dreht die Lautstärke des Radios auf das Minimum herunter. Ich verdrehe nur die Augen und richte meinen Blick aus dem Fenster.
Der Himmel ist bedeckt von grauen Wolken, die nur vereinzelt Sonnenstrahlen hindurch  lassen.
Auf den Gehwegen herrscht Hektik; ein perfekter Montagmorgen.

"Lippenstift? Ja? Nein?" Renee schaut mich fragend an, als sie notgedrungen vor einer roten Ampel haltmachen muss.
"Du weißt doch, dass du so oder so umwerfend aussiehst.", entgegne ich mit ironischem Unterton. Renee schenkt mir ihren typischen -nicht witzig- Blick und zaubert einen pinken Lippenstift aus ihrem ebenfalls pinken Schminktäschchen hervor.

Während sie ihre Lippen im Spiegel der Sonnenblende nachfährt tippe ich ungeduldig mit meinen Fingerspitzen auf dem Armaturenbrett.

Wenig später springt die Ampel auf grün um, aber Renee lässt sich weder von meinem genervten Stöhnen noch von dem lauten Gehupe der Autos hinter uns aus der Ruhe bringen.
"Du weißt schon was grün bedeutet oder?"
"Jetzt komm mal runter, bin ja schon fertig." Mit diesen Worten packt sie ihren Lippenstift zurück zu den übrigen Schminkutensilien, schenkt ihrem Spiegelbild noch ein zuckersüßes Lächeln und tritt dann endlich auf das Gaspedal.

Schon von weitem sehe ich das weiß gestrichene Schulgebäude. Mit dem überdachten Eingang und den perfekt gestutzten Bäumen sieht es fast aus wie eines dieser Nobelhotels. Klar, es ist eine Privatschule, trotzdem finde ich diesen Aufzug etwas übertrieben, um nicht zu sagen affig.

"Misst, wir haben nur noch drei Minuten.", kommt es von Renee mit Blick auf ihr Handy. "Tja meine Schuld ist es nicht.", erwidere ich wenig mitfühlend.

Ich war nicht die jenige gewesen, die sich kurz vor Abfahrt eingebildet hatte sich doch noch die Haare glätten zu müssen. Und ich würde nicht gleich in der ersten Stunde eine Mathe Klausur schreiben..

Mit einem genervten Stöhnen parkt Renee den Wagen etwas ungeschickt in eine viel zu kleine Parklücke; dass es mir dabei fast unmöglich ist auszusteigen, stört sie wenig.
Während ich mich noch vorsichtig aus dem Auto zwänge, ist Renee schon dabei den Kofferraum zu öffnen. "Hier fang!", ehe ich mich versehe, fliegt mein Autoschlüssel auf mich zu, perplex hebe ich meine Hand und wie durch ein Wundere gelingt es mir tatsächlich den Schlüsse zu fangen. "Musste das sein?" Ich schaue sie vorwurfsvoll an, während ich mit meiner freien Hand die Autotür schließe. Renee lächelt mich nur triumphierend an und wedelt mit meiner Schultasche in der Luft herum.

Ich verdrehe die Augen. Wenn Renee nicht so versessen darauf wäre die "Wohlhabende" zu geben und wir einfach mit dem Golf ihrer Mutter gefahren wären, hätten wir problemlos in die Parklücke gepasst und dieses Malur von gerade eben wäre ausgeblieben.

Mit der einen Hand drücke ich den großen roten Knopf auf dem Schlüssel, wodurch das Auto verriegelt wird; mit der anderen schnappe ich mir meine Schultasche aus Renees Armen, in der ich Schlüssel und Handy versänke. "Nicht mal ein Dankeschön?", Renee schaut mich schmollend an. " Danke. Wirklich lieb von dir.", wieder schwingt in meiner Stimme Ironie mit.
"Kein Problem; naja muss jetzt echt los. Wünsch mir Glück.." Renee winkt mir noch einmal zum Abschied zu, dreht sich dann einmal um die eigene Achse und steuert schließlich schnellen Schrittes auf unser Schulgebäude zu.
Da ich heute weder Mathe noch irgendeine andere Klausur schreiben würde mache ich mich nur langsam auf den Weg zu meinem Klassenzimmer.

Vorsichtig klopfe ich an die Tür. Mir öffnet unser etwas genervt drein blickender Geschichtslehrer Mr. Pritchett. "Ihre Entschuldigung Montgomery?" Toll, hätte ich mir denken können. "Ähm, rote Ampeln..., zu viele rote Ampeln...?" Oh Gott, jämmerlicher ging es wohl kaum mehr. Mr. Pritchett schaut mich nur zweifelnd an und deutet mir mit einer kleinen Handbewegung an Platz zu nehmen.

"Und hab ich was verpasst?", meine Frage richtet sich an Derek, meinen besten Freund seit ungefähr...schon immer. Doch anstatt mir zu antworten äfft er mich nur nach: "Rote Ampeln...zu viele rote Ampeln? Haha oh man Sash; Glanzleistung." Ich verdrehe nur die Augen und lasse mich auf meinen Platz sinken. "Und wie wars bei Michel?" Ich weiß ganz genau, wie er diese Frage meint, aber auf seine Spielereien werde ich mich jetzt ganz bestimmt nicht einlassen. "Hab heut bei Renee geschlafen." antworte ich trocken. "Ouu Ärger im Parad..."
"Die Herrschaften in der letzten Reihe; lassen Sie uns doch bitte alle an ihrem Privatleben teilhaben." Ich laufe knallrot an, aber das scheint Mr. Pritchett nicht sonderlich zu stören, denn er fährt ungerührt mit seinem Unterricht fort.
Derek, der anscheinend kein Schamgefühl kennt, fängt laut an zu lachen, weswegen sich nicht wenige Mädchen zu uns umdrehen. Von Mr. Pritchett erntet er nur einen tadelnden Blick, worauf Derek's Lachen deutlich leiser wird, ganz verstummt es jedoch erst, als ihm Susan ein verführerisches Lächeln schenkt, welches er natürlich erwidern muss.

Argggh wie ich diese Bitch hasse.

Platz #87 in Aktuelle Literatur?!
Haha wie bitte kann das sein?
Aber ich beschwer mich nicht..:)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2016 ⏰

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