Nicole
Ich beschloss Luisa noch in den Ferien wegzuschicken, auch wenn ihr dies anfangs überhaupt nicht passte, dennoch ließ sie sich schlussendlich darauf ein. Frau Krayer hatte ich informiert und sie kam zu uns nach Hause für ein Gespräch. Sie legte Luisa die Möglichkeiten dar und am Ende zog sie das Internat vor. Sie selbst hatte sich auch informiert und war dann sogar sehr angetan, so machte es mir zu mindestens den Eindruck. Nach einem kurzen Telefonat mit der Sekretärin der Schule, kamen auch schon ein Willkommensschreiben und eine Liste mit Dingen, die Luisa mitbringen sollte und die Hausordnung. Es gab auch noch ein Begleitschreiben für mich, in dem ich alle wichtigen Ansprechpartner fand und in welchen Zyklen man mich über Fortschritte informieren würde. Luisa hatte nur eine Bitte an mich und die war, dass sie erst nach meinem Geburtstag gehen wollte. Dies war vor zwei Wochen und ich ließ mich auf diesen Deal ein. Ich konnte nur hoffen, dass es kein Fehler war und es kein böses Erwachen gab an meinem Geburtstag.
Drei Tage bevor es dann so weit war, sah ich schon langsam Gespenster. Luisa schlich um mich herum wie eine Katze. War auf einmal nett und eigentlich so wie früher, dies allein war mir schon sehr verdächtig. Nach all dem was sie alles abgezogen und mich buchstäblich gequält hatte, musste ich irgendwie mit allem rechnen. Da stand dann auch mein Entschluss fest und ich wollte gar nicht feiern, um Luisa erst gar keine Plattform zugeben. Das zog ich auch durch und lud keinen ein. Yvonne hatte mich zwar gefragt, aber ich erzählte ihr von meinem Verdacht und wollte dem Ärger aus dem Weg gehen. Mir reichten ein guter Wein, ein toller Film und das Wissen, dass am Montag Luisas Abreise war. Vielleicht würde sich dann endlich alles normalisieren? Die Hoffnung gab ich auf keinen Fall auf.
Als es dann soweit war und der Tag der Tage anbrach, passierten Dinge, mit denen ich nicht rechnete. Luisa überraschte mich mit einem Frühstück am Bett und schlussendlich saßen wir zu dritt in diesem und ließen uns die frischen Brötchen schmecken. Es war ungewöhnlich und irgendwie legte dieses Verhalten von meiner Schwester eine komische, schwer einschätzbare Schwingung in die Luft. Ich versuchte es mir nicht anzumerken zu lassen und hielt sie in ihrem Streben nicht auf. Sie brachte die Küche wieder in Ordnung und räumte den Rest der Wohnung auf. Ich bot ihr meine Hilfe an, welche sie ablehnte und mir erklärte, ich sollte mich mit einem Buch ins Bett verziehen. Luca schaute seine Lieblings Serie an und machte mich so überflüssig, also verkrümelte ich mich wirklich ins Schlafzimmer. Ich sah in das kleine Bücherregal hinter der Tür und wusste nicht welches ich lesen sollte. Es standen sicher zehn Bücher darin, die ich mir aus der Laune heraus gekauft hatte und nun von Staub bedeckt waren. Warum hatte ich mir für heute eigentlich frei genommen, stellte ich mir selbst die Frage und hatte schnell die Antwort gefunden, als ich das Klappern von Geschirr aus der Küche hörte. Luisa war schuld, doch ausnahmsweise mal im positiven Sinne. Ich wollte die restliche Zeit mit ihr nutzen und es freute mich, dass diese Zeit bis jetzt ohne Zwischenfall verlief. Es huschte ein Lächeln über mein Gesicht und nach einem kleinen Abzählreim, zog ich ein Buch aus dem Regal und legte mich ins Bett.
Weit kam ich nicht mit lesen. Nach wenigen Seiten nickte ich ein und wurde wach, weil der Rauchmelder lautstark Alarm gab. Ich stand direkt neben dem Bett und konnte auch riechen was los war. Ein süßlich verbrannter Duft lag in der Luft und umso näher ich der Küche kam, umso nebliger wurde die Sicht. Luca hüpfte auf dem Sofa rum und rief freudig „tatü tata die Feuerwehr ist da!", schon bekam ich leicht Panik und wäre fast über einen der Stühle im Esszimmer gefallen, weil ich los rannte. "Luisa!" rief ich und fand sie aber in der Küche, die einem kleinen Chaos glich. Luisa stand auf einem Stuhl und versuchte an den Melder zu kommen, soweit ich erkennen konnte, denn in dem kleinen Raum hatte sich der Qualm stark gesammelt. Ich rannte an ihr vorbei, um das Fenster auf zu machen und sie schaffte den Alarm zum Schweigen zu bekommen, in dem es einen lauten Knall gab. Sie stand mit einem Nudelholz in der Hand da und sah auf den Boden. Dort lag nun das dumme Ding welches Leben retten sollte in mehreren Teilen und fiepte leise vor sich hin. Wir mussten anfangen zu husten und ich kümmerte mich um den Backofen. Gleich nach dem ich ihn öffnete, kam nochmal ein ganzer Schwall Rauch raus und ich schnappte mir das Geschirrtuch, um damit zu fächern. Als man etwas sehen konnte, musste ich zwangsläufig anfangen zu lachen, dann bückte ich mich und holte den Klumpen Kohle aus dem Ofen und stellte ihn auf den Herd. „Sieht gut aus" kicherte ich und sah zu Luisa rüber. Um ihren Mund spielte auch ein Grinsen „happy Birthday"-„danke, danke. Dann lass mal Kaffee raus" wir mussten beiden laut lachen und hielten uns die Bäuche. Erst das Klingeln an der Tür ließ uns etwas abkühlen „hast du Sirenen gehört? Nicht das gleich die Türe eingeschlagen wird, weil die Feuerwehr rein will" fragte ich über die Schulter meine Schwester, doch sie zuckte nur mit den Schultern und kicherte weiter. Zum Glück war es nur die Nachbarin, die wissen wollte was passiert war und dann klingelte es wieder, doch diesmal von der Haustüre und ich drückte den Türsummer. „Ich hoffe nicht, dass jetzt jeder von der Straße klingelt, um zu fragen was hier passiert ist" erklärte ich spaßig der Nachbarin und konnte sehen, wie Yvonne mit einer Torte in den Händen die Treppe hoch kam. Ihr Gesicht war ernst und leicht geschockt. Natürlich war gleich ihre Frage ob alles ok sei und ich erklärte schmunzelnd was für ein Glück wir hatten, das sie Kuchen mitgebracht hatte. Luisa hatte zwischenzeitlich alle Fenster der Wohnung aufgemacht und man konnte schon langsam wieder etwas sehen „schau mal" sagte ich in die Richtung meiner Schwester, die gerade aus dem Bad kam, weil sie dort auch das Fenster aufgemacht hatte. „Yvonne konnte es meilenweit riechen was mit deinem Kuchen passiert ist, darum hat sie schnell einen rüber gebracht" der Seitenhieb verfehlte nicht seine Wirkung, denn Luisa fing wieder an zu lachen.
Mein Bauch war voll mit Kuchen und ich versuchte gerade noch einen Schluck Kaffee in mich hinein zu bekommen, als Yvonne mich fragte, ob ich nicht doch noch etwas heute unternehmen wollte. „Es war nicht geplant" gab ich ehrlich zu und sie sah zu Luisa rüber „würdest du vielleicht auf Luca aufpassen? Dann könnte ich deine Schwester entführen". Erstaunlicherweise war diese fleißig mit dem Kopf am nicken „klar, ich bin ja da. Dafür darf ich morgen auf Party gehen?" nun hatte sie mich wieder erwischt. Wann hatte sie mich das letzte Mal so etwas gefragt? In der Regel machte sie doch sonst immer was sie wollte und ich nickte ebenfalls „klar kannst du ... ähm aber ich war wirklich nicht drauf vorbereitete. Wohin willst du denn mit mir gehen?"-„das ist eine Überraschung aber zieh dich schick an" zwinkerte Yvonne mir zu und grinste breit.
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Ich, meine Schwester und Marco II Eiskalte Rache
FanfictionDas Leben der 27 jährigen Nicole scheint nicht unter einem besonders guten Stern zu stehen. Ihre Eltern starben vor 6 Jahren. Sie muss aufhören zu studieren, um die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Der kleine Bruder Luca kommt sc...