O N E

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💭Depression💭

Wir sitzen beim Frühstück, ich starre nur auf das halbe Brötchen vor mir. Essen. Es ist eklig. "Levi? Du musst essen.", seufzt mein Gegenüber und ich schaue auf. In die Augen, in die ich mich jedes Mal aufs Neue verliebe. 

"Aber ich habe keinen Hunger." Verräterisch knurrt mein Magen, gibt dieses ekelhafte Gefühl wieder und lässt den Braunhaarigen mir gegenüber eine Augenbraue hoch ziehen. "Lüg mich nicht an. Sag doch einfach, dass du langsam aber sicher verhungern willst." 

Ich sage nichts, was würde es auch bringen ihn weiterhin anzulügen? Er würde es so oder so merken; er kennt mich leider zu gut. Wieder verlässt das wohlbekannte Seufzen seine rosigen Lippen, als er aufsteht und unsere Teller in die Küche bringt. Womit habe ich ihn eigentlich verdient? Einen solchen Freund hatte ich nie, werde ich nie wieder haben und auch Eren wird die Freundschaft zu mir bald kündigen. Ich weiß es sicher.

Ich stehe auf, schiebe den Stuhl an den kleinen Tisch und lasse meine Hände auf der Lehne liegen. Blass und dünn, schon fast knochig. Doch dort sehe ich immer noch Fett. Fett zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich muss dünn für ihn sein. Muss perfekt für ihn sein. Ich muss seiner Vorstellung von Perfektion entsprechen. 

Ich spüre seine Hände an meiner breiten Hüfte und wie er seinen Kopf auf meine Schulter liegt. Eine freundschaftliche Geste, nicht mehr und nicht weniger. Eben etwas normales unter besten Freunden. "Was ist nur los mit dir?" Seine leise Stimme erinnert mehr an ein weit entferntes Hauchen, welches langsam - nebelartig - zu mir durch dringt. Ich liebe dich. Wie gerne ich das sagen würde. So oft hätte ich es schon sagen können. Oft genug hatte ich die Möglichkeit, doch das, was fehlte war der Mut.

"Mir geht es gut." Ich kann mir vorstellen, wie er wieder eine seiner dunklen Augenbrauen hebt und sich fragt, warum ich ihn wieder anlügen würde. Ihn anderweitig zu belasten, würde mir jedoch nichts bringen, würde alles nur noch schlimmer machen und mich alleine da stehen lassen. "Wie viel hast du in der letzten Woche geschlafen?"

Ein oder Zwei Stunden auf die Woche zusammen gerechnet, vielleicht? Ich weiß es nicht genau. Mathe konnte ich noch nie wirklich. Die Zeit geht zudem viel zu schnell vorbei, wenn man einfach nur die Decke anstarrt, die ruhige Musik in den Ohren zu analysieren beginnt und zu vermissen lernt. Jemanden zu vermissen, der nur eine Zimmertür weiter weg ist. 

"Ein paar Stunden, ich weiß nicht genau." Er streicht über meine Hüften, fährt mit seinen Händen zu meinem Bauch und drückt mich an sich. Seine großen Hände sorgen für das Wohlfühlgefühl, welches man immer spürt, wenn die Person, die man liebt sich dir so nähert. "Ich habe dich Nachts oft genug in der Küche gehört, du hast nicht geschlafen."

Seine Stimme - seine wunderschöne Stimme - klingt verletzt, traurig und müde. Ich raube ihm den Schlaf, das will ich nicht. Ich will, dass es ihm gut geht. Will, dass es ihm an nichts fehlt - nicht einmal an Schlaf.

"Ich werde leiser sein." Die Gänsehaut, die sich durch seine sanften Berührungen breit gemacht hat, verstärkt sich nur noch mehr, als er mir leise ins Ohr haucht, dass es okay wäre. Es wäre okay, dass ich Nachts zu laut wäre, ihn dadurch wecken würde. Ich weiß, dass er es hasst, dass ich nicht schlafe. Ich weiß, dass er sich die Schuld daran gibt und mich dadurch beschützen will. Er hat nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Er hatte nie Schuld daran. 

"Mika kommt gleich vorbei." Wieder nur ein leises Murmeln, mehr ein Flüstern, nah an meinem Ohr. Seine Freundin, die wieder ein Beweis dafür ist, dass er mich niemals das Selbe empfinden wird, wie ich für ihn. Dass er Brüste und Kurven viel attraktiver findet als breitere Schultern. 

"Ich gehe in mein Zimmer." Widerwillig entferne ich seine warmen Hände von meinem blassen Körper, der nur durch eine dünne Stoffschicht von diesen getrennt ist und gehe mit langsamen Schritten zu meinem Zimmer unter der Treppe. Der Raum geht weiter in die Wand und ist augenscheinlich das dreifache einer normalen Besenkammer. Mir reicht es. 

Depression [Ereri/Riren OneShot]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt