Elizabeth Smith
Sean wartete bereits vor dem Haus als Elizabeth es endlich erreichte. " Hat er dir etwas getan?" rief er, erhob sich von den steinernen Treppenstufen und lief mit geballten Fäusten auf sie zu. " Hat er dir was getan?" In seiner Stimme war die Aggressivität deutlich heraus zu hören. " Antworte mir, Elizabeth!" Sie schaute ihn stumm an und drückte sich dann hastig an ihm vorbei, allerdings kam sie nicht weit da er sie an der Schulter packte und unsanft zurück zog. " Was ist?" fragte sie ihn ruhig. Langsam hatte sie keine Lust mehr auf diese ganzen Diskussionen und Streitereien mit Sean. " Ist das dein Ernst? Du fragst mich was ist? Du fragst mich ernsthaft was ist? Mein Gott, Elizabeth! Wann bist du so verdammt Naiv geworden?! Denkst du wirklich, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt?!" So wütend hatte sie ihn noch nie erlebt. " Lass mich los, Sean! Du tust mir weh." jammerte Elly und versuchte sich aus Seans starkem Griff zu befreien. " Ich dachte, du hättest aus den damaligen Fehlern gelernt, Elly. Willst du, dass dir nochmal das gleiche passiert?" Er hatte sich vor sie gestellt und schaute sie mit gesenktem Kopf an. " Sag bitte etwas, Elly." Zwei Tränen liefen seine Wangen herunter und landeten auf seiner grünen Jacke. Elly sah ihn nur hilflos an bevor sie selber in Tränen ausbrach. Sie hatte Angst vor Sean. Er war ihr zu aggressiv was er zuvor nie gewesen war. " Es tut mir leid." Sie drückte ihn leicht von sich weg und lief zur Eingangstür. " Ich habe dir vorher schon gesagt, dass ich es nicht mag wenn du dich so verhälst." Hastig schloss sie die Haustür auf und knallte sie dann regelrecht zu als sie im Flur stand. Sie hörte noch wie Sean ihr etwas hinterher schrie, verstand aber kein Wort davon.Elizabeth schmiss ihre Tasche neben die Haustür und ihre Schuhe gleich hinterher. Wieso regte Sean sich so auf, nur weil sie einen neuen Freund gefunden hatte? Er hatte doch auch Freunde neben ihr! Sie verstand ihn nicht, sie verstand die Welt nicht mehr.
" Hat dir die Tür etwas getan?" Ihre kleine Schwester Diana stand mit verschränkten Armen vor ihr und schaute sie leicht amüsiert an. " Wieso hat Sean draußen so geschrien?"
" Halt dich bitte da raus, Diana." murmelte Elly frustriert und warf ihre Jacke an den Kleiderhaken in der Hoffnung, dass sie hängen blieb. Allerdings fiel sie auf den Boden, genauso wie Ellys Gefühle in dem Moment. Sie wusste einfach nicht was los war." Erde an Elizabeth." Die jüngste Smith schnippste vor ihrem Gesicht herum und holte sie damit wieder in die Realität zurück. " Mama hat in der Küche Essen gekocht." Mit diesen Worten verschwand sie ins Wohnzimmer und ließ Elly somit im Flur alleine. Auf und ab laufend fuhr sie sich verzweifelt durch die Haare. Sie hatte sich schon wieder gegen Sean gestellt, sie hatte es nochmal getan. Was hatte sie nur getan, dass ihr Leben momentan so falsch lief?
Voller Unlust griff sie nach ihrer Schultasche und verschwand damit in ihrem Zimmer wo sie sich direkt auf ihr Bett warf und die Decke über den Kopf zog. Sie würde hier einfach den Resr ihres Lebens verbringen, so müsste sie Sean auch nichtmehr unter die Augen treten. Aber was wäre dann mit Noah? Sie hatte so gesehen versprochen sich mit ihm morgen zu treffen.
" Hey, ich schaff es morgen leider nicht."
Nein, sie konnte das so nicht abschicken. Damit machte sie ihr Versprechen zu Nichte. Allerdings schaute sie verdutzt auf ihr Telefon als eine Nachricht von Noah einging.
" Kannst du raus? Ich brauche wen der mir zuhört."
Damit hatte sie nun definitiv nicht gerechnet, aber wieso sollte sie nicht? So könnte sie wenigstens etwas Ablenkung bekommen und ihr Versprechen einhalten.
" Bin in 5 Minuten fertig."
Sofort stolperte sie vom Bett und rannte regelrecht die Treppen hinunter. " Trampel nicht so du Elefant!" kam es genervt von Diana aus dem Wohnzimmer aber Elizabeth interessierte es wenig. Sie musste raus und das so schnell wie möglich. Ihre Sachen lagen genau an den gleichen Orten wie vorher weshalb sie bereits nach paar Sekunden unbeholfen in ihre Schuhe und Jacke schlüpfte und durch die Haustür verschwand. " Hol mich am besten ab, dann können wir gemeinsam zum Park laufen. Die Ecke am Kindergarten, da werde ich stehen."
Zielstrebig lief sie ihrem Ziel entgegen. Sollte sie ihm von Sean erzählen? Besser nicht, schließlich sollte sie ihm ja zuhören und nicht er ihr.
Noah wartete schon auf sie als sie endlich ankam. Bereits von weitem konnte Elizabeth sein Blau angeschwollenes Auge erkennen. "Zum Park also?" fragte er verunsichert und lächelte etwas verlegen. " Wir können auch zur Innenstadt laufen und uns dort was zu essen holen." schlug Elly stattdessen vor, da ihr Magen bereits erste Anzeichen von Hunger von sich gab. Lauren würde das sicherlich nicht gefallen, dass ihre Tochter auswärts etwas aß obwohl sie sich doch die Mühe gemacht und zuhause gekocht hatte. " Klingt gut." lächelte er.Die beiden waren schon eine halbe Ewigkeit gelaufen ohne ein Wort zu wechseln, so kam es Elizabeth zumindest vor. Sie räusperte sich kurz. " Also? Was wolltest du erzählen?" fragte sie leise und bekam seinerseits nur ein Seufzen als Antwort. " Naja, wo fang ich am besten an..." Sein Schritt verlangsamte sich bis er letztendlich stehen blieb. " Meine Mutter haben gestern einen Brief bekommen." Neugierig sah sie ihn an, er hatte eine Pause beim reden eingelegt. " Mein Großvater ist vorgestern verstorben, meine Tante hatte meiner Mutter geschrieben. Sie ist momentan ziemlich aufgelöst und hat wieder angefangen zu Trinken."
Wieder eine Pause, Elly ahnte nichts Gutes. " Sie hat wieder angefangen uns zu beleidigen."
Beschämt schaute Noah zu Boden, ihm war es offensichtlich peinlich offen darüber zu reden. " Ist das schon öfters vorgekommen?"
Er nickte nur kurz.
" Hat sie euch, naja, geschlagen?"
Wieder nickte er.
" Noah, sieh mich bitte an." flehte sie doch er blieb mit dem Blick stur am Boden. " Mein Großvater war wie ein zweiter Vater für mich und meine kleine Schwester, weißt du? Da kannst du dir sicherlich denken, was er für meine Mutter bedeutet hat."" Es tut mir so leid." flüsterte sie etwas unbeholfen aber was sollte sie auch anderes tun? Ihm sagen, dass alles besser wird?
" Wieso? Du hast damit nichts zu tun. Er war nun mal alt, immerhin ist er stolze 97 Jahre geworden."
" Das meine ich nicht." seufzte sie," Mir tut das Leid, was deine Mutter euch antut. Es muss schrecklich für euch sein." Plötzlich schaute er zu ihr hoch und schenkte ihr ein gezwungenes Lächeln. " Ach, wir sind schon daran gewohnt. Aber das ist nicht das, was ich dir eigentlich erzählen wollte."
Elizabeth ahnte schlimmes.
" Nachdem meine Mutter heute nichts erledigt hatte, weil sie verkatert im Bett lag, habe ich mich um den Haushalt gekümmert. Allerdings musste ich es unterbrechen als die Tür klingelte und Sean davor stand. Er hatte mir gedroht, weißt du?"Seine Hände fingen an zu Zittern weshalb er sie in seinen Hosentaschen vergrub. " Er meinte, dass wenn ich mich nicht von dir fernhalten würde er mich und meine kleine Schwester verprügeln würde."
Entsetzt riss sie die Augen auf. Sean hatte ihm gedroht? Hatte Noah deswegen ein geschwollenes Auge?
" War Sean das?" fragte sie energisch und deutete auf Auge. Verwirrt sah er sie an. " War Sean es von dem du das Auge hast?" Die ganze Wut die sie vorhin zurück gehalten hatte sprudelte förmlich in ihr. Noah nickte beschämt und sah sie an. Es war alles ihre Schuld. Sie war es Schuld, dass Sean so aggressiv war und Noah geschlagen hat. Sie war es Schuld, dass sie Streit mit Sean hatte. Allein sie. " Es tut mir so unglaublich Leid, Noah." Tränen kullerten ihre Wange hinunter bevor sie sich die Hände vor ihr Gesicht hielt und verzweifelte Schluchzer von sich gab. " Es tut mir so gottverdammt leid!"" Es muss dir nichts leidtun, Elly." flüsterte Noah und legte seine Arme um sie. " Du kannst nichts dafür, dass er mich nun mal nicht leiden kann." Er drückte ihren Kopf leicht gegen ihren Kopf. " Es ist meine Schuld, es ist alles meine Schuld!" versuchte sie ihm mit tränenerstickter Stimme zu verdeutlichen. " Nein, Elly. Du bist es nicht schuld, bitte rede dir so etwas nicht ein, ok?" Sanft strich er ihr über ihre braunen Haare und versuchte sie zu beruhigen. " Es wird alles wieder gut aber bitte gib dir selber nicht die Schuld."
Erst nach wenigen Minuten schaffte sie es sich etwas zu beruhigen. " Siehst du, geht doch." lächelte er ihr sanft zu und strich ihr ein letztes Mal übers Haar. Schniefend drückte sie sich von ihm weg und wischte sich von hastig die letzten Tränen aus dem Gesicht. " Danke." brachte sie gebrochen hervor und versuchte ein Lächeln zu erzwingen damit er sich nicht allzu große Sorgen machte.
" Also, wollen wir uns dann etwas zu Essen holen? Es wird uns beide sicherlich auf andere Gedanken bringen!"
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Ein Marmeladenglas voller Hoffnung
Jugendliteratur" Du nimmst dir einfach einen Zettel, schreibst deine Ängste, Träume und Hoffnungen auf und steckst ihn dann in dieses Marmeladenglas." - Noah Fisher - Freak heißt nicht gleich Freak! Das hat Elizabeth zumindest...